Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Chlum; Chlumecky; Chlumetz; Chmel; Chmelnizky

56

Chlum - Chmelnizky.

Oheims, des Königs Guntram von Burgund, auf den Thron, nachdem ihn die Großen des Reichs als echten Sohn Chilperich anerkannt hatten. 593 schlug der junge König den Herzog Wintrio, der als Feldherr Childeberts II. sein Reich angriff. Nach Childeberts II. Tod nahm Fredegunde mit ihrem Sohn 596 Paris und die übrigen Städte in Besitz und schlug Theudebert und Theoderich, Childeberts Söhne. Dieselben rächten sich aber nach Fredegundes Tod (597) und zwangen C. 600 durch ihren Sieg bei Dormelles, ihnen den größten Teil seines Landes abzutreten. 604 ließ C. den Majordomus Theoderichs, Bertoald, bei Arlon überfallen, nahm den größten Teil der zwischen der Loire und der Seine gelegenen Gaue und Städte ein, wurde aber von Theoderich bei Estampes geschlagen und zum Frieden von Compiègne gezwungen. Nach Theoderichs Tode drang C. in Austrasien ein, welches Brunhilde für ihre Enkel verwaltete. Diese rief die Völker jenseit des Rheins zum Beistand gegen C. auf; doch wurden dieselben von dem Majordomus Warnar, der einen Mordanschlag der argwöhnischen Königin gegen ihn entdeckt hatte, für E. gewonnen, das Heer ging zu diesem über, und von Theoderichs Söhnen entkam nur Childebert; Brunhilde ward grausam hingerichtet. So ward C., ein leutseliger, frommer, aber dabei schwacher und von seiner Umgebung, besonders den Frauen, zu jedem Greuel verführbarer Fürst, 613 Herr des ganzen Frankenreichs. 622 erhob er seinen Sohn Dagobert zum König von Austrasien. Er starb 628.

3) C. III., Chlodwigs II. und Balthildes ältester Sohn, ward 656 nach seines Vaters Tod König der Franken unter Vormundschaft seiner Mutter; sein Majordomus war der herrschsüchtige Ebroin. Er starb 670, etwa 15 Jahre alt.

4) C. IV., nach einigen Dagoberts II., nach andern Theoderichs III. Sohn, wurde 717 von Karl Martell gegen Chilperich II. als Schattenkönig aufgestellt; starb 719.

Chlum, Dorf in Böhmen, zwischen Elbe und Bistritz, rechts von der Straße, die von Königgrätz nach Sadowa führt, bildete 1866 in der Schlacht bei Königgrätz den Schlüsselpunkt der österreichischen Aufstellung, wurde aber beim Angriff auf den preußischen linken Flügel (Fransecky) entblößt und plötzlich von der zweiten preußischen Armee des Kronprinzen besetzt, wodurch die Schlacht bei Königgrätz (s. d.) für die Österreicher verloren ging.

Chlumecky (spr. -metzki), Johann, Ritter von, österreich. Minister, geb. 23. März 1834, studierte in Wien die Rechte, trat sodann in den Staatsdienst, ward Staatsanwaltssubstitut in Brünn und nahm 1865 unter Belcredi seinen Abschied, ward aber 1867 von Giskra zum Statthaltereirat in Brünn ernannt, was er bis 1870 blieb. Dann widmete er sich bloß seiner parlamentarischen Thätigkeit als Mitglied der Verfassungspartei im Reichsrat und im mährischen Landtag, bis er 25. Nov. 1871 zum Ackerbauminister im Ministerium Auersperg, 19. Mai 1875 nach Banhans' Rücktritt zum Handelsminister ernannt wurde. 1879 trat er mit dem verfassungstreuen Ministerium Auersperg zurück und war seitdem einer der Führer der Verfassungspartei oder des Klubs der Linken im Reichsrat und im mährischen Landtag.

Chlumetz, Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Neubidschow, an der Cidlina in prächtiger Waldgegend gelegen Knotenpunkt der Österreichischen Nordwestbahn (Linien Großwossek-Parschnitz und C.-Mittelwalde), Sitz eines Bezirksgerichts, hat eine Dechanteikirche, ein Schloß des Grafen Kinsky und (1880) 3924 Einw., welche Zucker-, Maschinen- und Likörfabrikation, Bierbrauerei, bedeutende Pferdezucht und Teichfischerei betreiben.

Chmel, Joseph, Geschichtsforscher, geb. 18. März 1798 zu Olmütz, in Linz und im Konvikt zu Kremsmünster gebildet, trat 1816 in das Chorherrenstift St. Florian, wo er 1826 Stiftsbibliothekar wurde. Auf Stiftskosten sammelte er von 1830 bis 1833 in Wien die Quellen zu seiner "Geschichte Kaiser Friedrichs IV.", gewöhnlich Friedrich III. genannt (Hamb. 1840-43, 2 Bde.), und zur Geschichte Österreichs im Mittelalter überhaupt. 1834 ward C. zweiter Archivar und 1846 Vizedirektor des Haus-, Hof- und Staatsarchivs. Unter seinen Schriften, meist Materialiensammlungen, sind von besonderer Bedeutung: "Die Handschriften der k. k. Hofbibliothek zu Wien, im Interesse der Geschichte exzerpiert" (Wien 1840-1841, 2 Bde.); "Materialien zur österreichischen Geschichte" (das. 1832-40, 2 Bde. in 5 Tln.); "Regesta chronologico-diplomatica Ruperti, regis Romanorum" (Frankf. 1834); "Regesta chronologico-diplomatica Friderici III., Romanorum imperatoris" (Wien 1838-40, 2 Tle.); "Der österreichische Geschichtsforscher" (das. 1838-42, 3 Bde.); "Urkunden, Briefe und Aktenstücke zur Geschichte Maximilians I." (Stuttg. 1844). Die "Aktenstücke zur Geschichte Kroatiens und Slawoniens in den Jahren 1526 und 1527" (Wien 1846) und "Herbersteins Gesandtschaftsreise nach Spanien 1519" (das. 1846) bilden zugleich den 1. und 2. Band des "Habsburgischen Archivs". Bei Stiftung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien 1847 wurden auf Antrag Chmels, der gleich zu ihren Mitgliedern gehörte, vaterländische Geschichtsforschung und Sammlung der Geschichtsquellen zu einer Hauptaufgabe derselben gemacht. Als Leiter der dazu eingesetzten Kommission war C. der fleißigste Mitarbeiter, auch Herausgeber des "Archivs für Kunde österreichischer Geschichtsquellen". Noch vor Vollendung seiner "Monumenta Habsburgica" (1473-1576) starb er 28. Nov. 1858 in Wien. Nur die erste Abteilung des Werkes "Aktenstücke und Briefe zur Geschichte des Hauses Habsburg im Zeitalter Maximilians I." (Wien 1854-58, 3 Bde.) hat C. noch zum Druck gebracht.

Chmelnizky (Chmielnicki), 1) Bogdan Sinowi Michailowitsch, Hetman der Saporogischen Kosaken, geb. 1593, legte seine ersten Waffenproben in den polnischen Armeen ab und erwarb sich das Vertrauen des Königs Wladislaw II. Als er aber bei demselben in Ungnade fiel, floh er zu seinen Landsleuten, den Saporogischen Kosaken am Dnjepr, und gelangte bald bei ihnen zu Ansehen. Nach Wladislaws Tod bewog er sie zum Abfall von Polen, wurde selbst zum Hetman gewählt, schlug die polnischen Heere und eroberte sogar Podolien und Wolhynien. Im J. 1649 wurde er von Polen als unabhängiger Hetman anerkannt. Da König Kasimir aber wiederholte Versuche machte, die Kosaken wieder zu unterwerfen, so verbündete sich C. zuerst mit den Türken und schloß dann 1654 mit dem russischen Zaren Alexei einen Vertrag, durch den er die Oberherrschaft desselben anerkannte und sich zur Heeresfolge mit zehn vollständigen Kosakenregimentern verpflichtete, wogegen der Zar die bisherigen Freiheiten und Rechte der Kosaken aufrecht zu erhalten versprach. Die Polen wie die Türken waren über diesen Vertrag in hohem Grad erbittert, und als C. 25. Aug. 1657 starb, glaubte man, daß er von den Türken aus Rache vergiftet worden sei. Sein Andenken wird von den Kosaken noch jetzt in hohen Ehren gehalten, und 1873 wurde ihm eine

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]