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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Chodshent; Chodziesen; Chodzko

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Chodshent - Chodzko.

in Danzig und Berlin, jede müßige Stunde für seine Kunst benutzend. In der Folge gab er das Handelsfach ganz auf, machte bedeutende Fortschritte im Zeichnen und in der Komposition, wobei er sich in der Zeichnung an die Werke von Watteau und Boucher, in der Malerei an die Berliner Künstler Haid und Rode hielt, malte dabei fortwährend in Miniatur, versuchte sich 1756 auch im Radieren, lieferte mehrere kleine geätzte Blätter und erregte dadurch die Aufmerksamkeit der Berliner Akademie der Wissenschaften, die ihm den Auftrag gab, die Bilder für den von ihr herausgegebenen Kalender zu fertigen. Da sich die Aufträge häuften, gab er seine Miniaturmalerei ganz auf. Seit 1764 Rektor, seit 1788 Vizedirektor der Akademie der bildenden Künste zu Berlin, wurde er 1793 zu deren wirklichem Direktor ernannt. Er starb 7. Febr. 1801. C. fand die Anerkennung seiner Zeitgenossen in reichem Maß; es erschien fast kein künstlerisch ausgestattetes Werk, zu dem er nicht eine Vignette lieferte. Die Zahl seiner Blätter beläuft sich auf mehr als 3000. Hervorzuheben sind: der Abschied des Jean Calas, nach des Künstlers eignem Gemälde; Friedrich II. und der Kronprinz auf der Heerschau zu Potsdam; der Tod des Herzogs Leopold von Braunschweig; General Zieten vor dem König sitzend; 12 Blätter zu "Minna von Barnhelm"; 12 Blätter zum "Don Quichotte"; die Blätter zu Lavaters "Physiognomischen Fragmenten"; 12 Blätter zum "Landprediger von Wakefield"; 13 Blätter zu Gellerts Fabeln; 8 Blätter zu Bürgers Gedichten; 12 Blätter zu Voltaires Schriften; 6 Blätter zu Schillers "Räubern"; 12 Blätter zu Yoriks "Empfindsamer Reise"; 12 Blätter zu Shakespeares "Heinrich IV."; 12 Blätter zum "Hamlet"; 12 Blätter brandenburgische Kriegsszenen; 12 Blätter zu Shakespeares "Lustigen Weibern zu Windsor"; 12 Blätter zu "Coriolanus"; 12 Blätter zu Shakespeares "Sturm"; 12 Blätter zu "Macbeth"; 12 Blätter zu den Anekdoten von Friedrich II.; 24 Blätter zu Kosegartens "Clarissa"; 6 Blätter zur "Luise" von Voß; 12 Blätter zur Geschichte des nordamerikanischen Freiheitskriegs; 3 Blätter zur Geschichte Peters d. Gr.; 12 Blätter Modethorheiten u. a. C. ist wegen der Wahrheit, Lebendigkeit und Laune, mit der er moderne Figuren darstellte, als der Gründer einer neuen Kunstgattung zu betrachten und in der naiven Unbefangenheit seiner Darstellung der Vorläufer der realistischen Genre- und Charaktermalerei des 19. Jahrh. Seine vorzüglichsten Darstellungen sind aus dem bürgerlichen Leben gegriffen. Überall zeigt er sich als tiefen Kenner des menschlichen Herzens und treffenden Sittenmaler, indem er bald das Laster mit den grellsten Farben schildert, bald die Thorheiten der Zeit mit launigem Spott geißelt, und dies alles auf kleinem Raum. In seinen kleinern Vignetten entsprach er im allgemeinen den strengen Kunstanforderungen mehr als in seinen größern Versuchen, und in der ihm eigentümlichen Sphäre des gewöhnlichen Lebens wiederum mehr als in den idealen Darstellungen, wo ein gewisser Zwang deutlich hervortritt. Die Berliner Akademie besitzt einen Cyklus von 100 Originalzeichnungen des Meisters, darstellend seine Reise nach Danzig, mit Laune und Liebe entworfene Blätter, teils in ausgeführter Tuschmanier, teils mit der Feder gezeichnet (in Lichtdruck hrsg. Berl. 1882). Es gibt von ihm auch einzelne (unbedeutende) Ölbilder, deren vier das Berliner Museum besitzt. Vgl. Jacobi, Verzeichnis von Chodowieckis sämtlichen Kupferstichen (Leipz. 1814); W. Engelmann, Daniel Chodowieckis sämtliche Kupferstiche (das. 1857, Nachträge 1860).

2) Gottfried, Maler und Kupferstecher, Bruder des vorigen, geb. 11. Juli 1728 zu Danzig, malte in Miniatur und Email, besonders Landschaften und Schlachten, Jagden und Pferdestücke, und radierte mehreres teils nach eigner, teils nach seines Bruders Erfindung. Er starb 1781.

3) Wilhelm, Kupferstecher, Sohn von C. 1), geb. 1765, arbeitete, von seinem Vater gebildet und mit einer gleichen Fülle von Witz und Geist begabt, als Kupferstecher zu Berlin in dessen Manier mit solchem Erfolg, daß jener des Sohns frappante Charakterzeichnungen unter seinem Namen veröffentlichte. Er starb bereits 1805.

Chodshent, Stadt im Sir Darja-Distrikt des russ. Generalgouvernements Turkistan, liegt am Sir Darja, inmitten von Gärten und Äckern, die eine ziemlich bedeutende Ausdehnung haben. Ein unregelmäßiges Vieleck bildend, ist sie auf drei Seiten von einer doppelten, auf der Flußseite von einer Mauer umgeben, in welcher sich acht Thore befinden. Sie hat 24 Medressen und 40 niedere Schulen, welche jedoch nur im Winter besucht werden, ferner 202 Moscheen mit 232 Geistlichen und ausgezeichnete Seidenspinnereien. Die Einwohnerzahl beträgt ungefähr 28,000, fast nur Tadschik. C. gilt für die älteste Stadt ganz Zentralasiens. Es bildete mit Dschisak und Ura Tjube und deren Umgebung eine selbständige Herrschaft, die zeitweise von unabhängigen Beks regiert wurde. Der hervorragendste unter diesen ist der Uzbeke Ak Buta Bek zu Anfang des 18. Jahrh. Er befestigte die Stadt und besserte die Citadelle aus. Den Gulbach, die Wohnstätte der Beks, erbaute Schadman Bek. Zu Anfang diese Jahrhunderts wurde C. von dem Beherrscher von Chokand, Alimchan, genommen und verlor seitdem seine Selbständigkeit; bald hatten es die Chokander, bald die Bocharen in Besitz, bis es 24. Mai (a. St.) 1865 von den Russen besetzt wurde.

Chodziesen, s. Kolmar.

Chodzko, 1) Ignacy, poln. Dichter, geb. 1795 zu Zabloczyzna in Litauen, studierte zu Wilna und schrieb zuerst Oden und anakreontische Lieder im "klassischen Stil". Später veröffentlichte er eine Reihe von trefflichen Schilderungen der litauischen Zustände, welche unter den Titeln: "Obrazy litewskie" (Wilna, 1847-62, 13 Bde.) und "Podania litewskie" (das. 1852-58, 4 Serien) erschienen, und unter denen der "Dworzec mego dziatka" den meisten Anklang fand. C. starb 1. Aug. 1861. Eine Biographie des Dichters schrieb Kondratowicz (Wilna 1861).

2) Leonard, poln. Schriftsteller, geb. 6. Nov. 1800 zu Oborek an der Beresina, Gouvernement Wilna, studierte in Wilna, wurde 1819 Sekretär des Fürsten Oginski, mit dem er große Reisen machte, und ließ sich 1826 in Paris nieder. In der Julirevolution (1830) focht er auf seiten der Liberalen und ward Lafayettes Adjutant. Zuletzt war er Bibliothekar im Unterrichtsministerium. Er starb 21. März. 1871 in Poitiers. C. veröffentlichte in polnischer und französischer Sprache eine große Anzahl biographischer, historischer und geographischer Schriften, unter denen "La Pologne historique, littéraire, monumentale et pittoresque" (Par. 1835-47, 3 Bde.) und seine illustrierte "Histoire populaire de la Pologne" (das. 1835) zahlreiche Auflagen erlebten.

3) Alexander, poln. Schriftsteller, geb. 11. Juli 1804 zu Krzywicze in Litauen, studierte zu Wilna, wo er innige Freundschaft mit Mickiewicz schloß, darauf an der orientalischen Akademie zu Petersburg, war dann 1829-41 russischer Konsul in der persischen Stadt Rescht am Kaspischen Meer und begab sich von

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