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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Christian

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Christian (Herzöge von Braunschweig, Könige von Dänemark).

drängnis. Um dieselbe abzuwenden, trat er 1635 dem Prager Frieden bei. Nach hergestelltem Frieden suchte er den Wohlstand seines Landes, besonders durch Verbesserungen im Kirchen- und Schulwesen, wieder zu heben. Er starb 30. Mai 1655.

4) C. Ernst, Markgraf zu Brandenburg-Baireuth, Enkel des vorigen, geb. 27. Juli 1644, ward am Hof des Großen Kurfürsten erzogen, studierte in Straßburg, ging dann auf Reisen und trat 1661 die Regierung an. Er unterstützte den Großen Kurfürsten mit Truppen, als derselbe 1672 für Holland gegen Frankreich eintrat, nahm an dem weitern Krieg bis 1678 teil, ward kaiserlicher Feldmarschall und 1676 auf einige Zeit Oberbefehlshaber der gesamten Reichsarmee, zeichnete sich auch 1683 beim Entsatz von Wien durch große Tapferkeit aus. Noch am spanischen Erbfolgekrieg nahm er als Reichsfeldherr, doch ohne Erfolge zu erringen, teil. Auch um die Hebung seines Landes erwarb er sich Verdienste, nahm viele französische Flüchtlinge auf und wies ihnen Wohnsitze, namentlich in und um Erlangen, an. Seine Finanznot trieb ihn eine Zeitlang alchimistischen Abenteurern in die Arme. Er starb 10. Mai 1712 in Erlangen. Vgl. Ebrard, C. Ernst von Brandenburg-Baireuth (Gütersl. 1885).

[Herzöge von Braunschweig.] 5) C. der ältere, Herzog von Braunschweig und Lüneburg, Bischof zu Minden, geb. 9. Nov. 1566, zweiter Sohn des Herzogs Wilhelm zu Braunschweig-Lüneburg und der dänischen Prinzessin Dorothea, wurde 1597 zum Koadjutor des Stifts Minden erwählt und trat 1599 die Regierung daselbst an. Nach dem Tod seines ältern Bruders, Ernst II. (1611), übernahm er die Regierung der braunschweigischen Lande und erwarb 1617 das Fürstentum Grubenhagen. Beim Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs hielt er mit dem Herzog Friedrich von Holstein zur Partei des Kaisers, wurde Oberst der niedersächsischen Kreistruppen und suchte mit vieler Klugheit den Schauplatz des Kriegs möglichst vom Stiftsland fern zu halten; doch nahmen 1623 die Kaiserlichen unter Tilly nichtsdestoweniger Besitz davon. Als die Stände Niedersachsens hierauf zur Abwehr rüsteten, legte C. sein Amt als Kreisoberst nieder. Erst 1629, nach dem Erlaß des Restitutionsedikts, schloß er sich der protestantischen Partei an. Er starb 8. Nov. 1633.

6) Herzog (herzoglicher Prinz) von Braunschweig-Wolfenbüttel, lutherischer Bischof von Halberstadt, einer der Kriegsobersten des Dreißigjährigen Kriegs ("der tolle Halberstädter" genannt), dritter Sohn des Herzogs Heinrich Julius und der Elisabeth, Tochter des Königs Friedrich II. von Dänemark, geb. 20. Sept. 1599 zu Gröningen im Stift Halberstadt, wurde 1616 Bischof von Halberstadt und 1617 Propst zu Braunschweig. Während der ersten Bewegungen des Dreißigjährigen Kriegs diente er in Holland. Als Friedrich von der Pfalz die böhmische Königskrone verlor, trat C. in dessen Dienst und schwur der Königin Elisabeth, nicht rasten zu wollen, bis er ihr das verlorne Königreich wiederverschafft habe. Er machte 1621 mit einem geworbenen Heer von 15,000 Mann Plünderungszüge ins Kurmainzische; von da zurückgeschlagen, plünderte er die reichen westfälischen Bistümer, ließ in Paderborn den heil. Liborius und die zwölf silbernen Apostel zu Münzen einschmelzen mit den Inschriften: "Tout avec Dieu" und "Gottes Freund, der Pfaffen Feind" und brachte sein Räuberheer, dem er alle Ausschweifungen gestattete, auf 8000 Mann zu Fuß und 6000 Reiter. Unter fortgesetzten Plünderungen drang er durch das Fuldaische und die Wetterau an den Main vor und eroberte Höchst, erlitt aber hier 20. Juni 1622 von Tilly eine schwere Niederlage; doch gelang es ihm, zu Bensheim an der Bergstraße seine Vereinigung mit dem Grafen Ernst von Mansfeld zu bewirken. Sie zogen nun vereint in das Elsaß, knüpften, nachdem sie von dem Exkönig Friedrich von Böhmen des Dienstes entlassen worden, mit verschiedenen Mächten Unterhandlungen an und traten schließlich in den Dienst der holländischen Staaten, um gegen die Spanier zu kämpfen. Nachdem sie die Festung Bergen op Zoom entsetzt hatten, wobei C. den linken Arm verlor, den er durch einen silbernen ersetzen ließ, verließen sie den holländischen Dienst wieder. C. zog nun mit ca. 8000 Mann nach Niedersachsen, wo die protestantischen Stände sich vergeblich seiner zu entledigen suchten, stieß mehrmals mit Tilly zusammen und wurde von diesem 6. Aug. 1623 bei Stadtlohn vollständig geschlagen. C. entkam mit dem Rest seiner Truppen nach Arnheim und ward nochmals von den Generalstaaten auf drei Monate in Dienst genommen, wegen der Zügellosigkeit seiner Truppen aber bald wieder entlassen. Er zog darauf zu Mansfeld nach Ostfriesland, wurde aber zugleich mit diesem durch Mangel zur Entlassung des Restes seiner Truppen genötigt und ging nach dem Haag, darauf mit Mansfeld nach England, wo er ehrenvoll aufgenommen wurde. Im Februar 1625 zogen beide Feldherren, von England und Frankreich unterstützt, ihre Truppen in Holland zusammen. Als jedoch hier der Entsatz des vom spanischen General Spinola belagerten Breda an der Unentschlossenheit der Holländer scheiterte, auch Krankheiten unter den Truppen ausbrachen, begaben sich C. und Mansfeld nach Westfalen und brachten von hier aus große Drangsale über das Erzstift Köln. Da die Truppen aber aus Mangel an Sold sich zerstreuten, ging C. zu seinem Oheim, dem König Christian IV. von Dänemark, der im Bremischen Tilly gegenüberstand. Mit dem vorrückenden dänischen Heer kam er im Frühling 1626 nach Braunschweig und wurde von Herzog Friedrich Ulrich zum Stellvertreter in der Regierung ernannt. Noch während der Winterszeit betrieb er die Rüstungen eifrig, unternahm im Januar mehrere glückliche Streifzüge gegen die Kroaten, suchte die Reichsstadt Goslar zu überrumpeln, plünderte noch einmal Paderborn, entsetzte Northeim und verproviantierte Minden und Göttingen, von wo aus er den in Hessen gelagerten Tilly beobachtete, mußte aber dann, von Fieber befallen, nach Wolfenbüttel zurückkehren. Daselbst starb er 16. Juni 1626. Vgl. Opel, Der niedersächsisch-dänische Krieg, Bd. 1 (Halle 1872).

[Könige von Dänemark.] 7) C. I., König von Dänemark, Norwegen und Schweden, Sohn Dietrichs des Glücklichen, Grafen von Oldenburg und Delmenhorst, und seiner Gemahlin Heilwig, einer Enkelin der Schwester Waldemars III., geb. 1426, wurde 1448 nach dem Tod König Christophs, dessen Witwe er heiratete, zum König von Dänemark und Norwegen gewählt, erlangte nach mehrjährigem Kampf gegen Karl Knutson, welcher in Schweden als König aufgestellt worden war, 1457 auch die schwedische Krone, wodurch die 1448 aufgelöste Kalmarische Union wieder in Geltung kam, wurde 1460 nach dem Tod Adolfs von Schleswig-Holstein von den Ständen zum Herzog von Schleswig und Grafen von Holstein erwählt, wodurch die Verbindung Schleswig-Holsteins mit Dänemark begründet wurde (wobei zugleich die Ungeteiltheit der beiden Länder und die Privilegien der Stände ausdrücklich bestimmt wurden), verlor die

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