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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Christian

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Christian (Könige von Dänemark).

Krone von Schweden durch die Schlacht am Brunkeberg 10. Okt. 1470 an Sten Sture, gründete 1478 die Universität Kopenhagen und starb 22. Mai 1481.

8) C. II., genannt der Böse, Sohn des Königs Johann, geb. 2. Juli 1481 zu Nyborg auf Fünen, ein Mann von Talent und Energie, aber despotisch und leidenschaftlich. Nach dem Tod seines Vaters, in dessen Auftrag er schon 1502 einen Aufstand in Norwegen mit großer Härte niedergeschlagen hatte, bestieg er 1513 den Thron von Norwegen und Dänemark. Obgleich seit 1515 vermählt mit einer Schwester Kaiser Karls V., Isabella, wurde er doch von seiner Geliebten, Düveke (Täubchen) aus Holland, die er in Bergen kennen gelernt, und noch mehr von deren Mutter Sigbrit Willems beherrscht, die auch nach dem Tode Düvekes (1517) ihren Einfluß behauptete. Um Schweden wieder mit seiner Herrschaft zu vereinigen, machte er (nachdem der erste Versuch 1518 mißlungen war) 1520 einen Zug gegen Sten Sture, den schwedischen Reichsverweser, schlug diesen und wurde von den schwedischen Ständen als König anerkannt, worauf er über 600 Häupter der Gegenpartei im sogen. Stockholmer Blutbad (8.-10. Nov. 1520) hinrichten ließ. Als aber 1521 die Schweden unter Gustav Wasa sich empörten, brach auch in Dänemark, wo C. den Bürger- und Bauernstand auf Kosten des Adels begünstigt hatte, ein von Lübeck und dem Herzog von Holstein unterstützter Aufstand aus, durch welchen C. aus dem Land vertrieben wurde. Er floh im April 1523 mit seiner Familie und seinen Schätzen nach den Niederlanden. Zwar versuchte er 1531 mit Hilfe der katholischen Partei seine Krone wiederzugewinnen und landete in Norwegen, ließ sich aber verlocken, nach Kopenhagen zu kommen, wurde hier gefangen genommen und von dem an seiner Stelle gewählten Friedrich I. auf dem Schlosse Sonderburg in strenger, seit 1549, nachdem er 1546 auf die Krone verzichtet, im Schloß Kallundborg auf Seeland in milderer Haft gehalten und starb hier 25. Jan. 1559. Er hinterließ keine männliche Nachkommenschaft; seine ältere Tochter, Dorothea, war mit dem Kurfürsten Friedrich II. von der Pfalz, die jüngere, Christina, mit dem Herzog Franz von Lothringen vermählt. Vgl. Behrmann, Kong Christiern den Andens Historie (Kopenh. 1815, 2 Bde.).

9) C. III., König von Dänemark und Norwegen, Sohn Friedrichs I., geb. 12. Aug. 1503, mußte nach dem Tod seines Vaters (1533) mit den Hanseaten und einem großen Teil seiner Unterthanen um die Krone kämpfen, wurde erst 1534 von den Ständen zum König gewählt und gelangte 1536 zum ruhigen Besitz derselben. Unter ihm wurde die lutherische Kirchenverbesserung allgemein eingeführt, und die Universität erfuhr bedeutende Verbesserungen. Zum Schaden gereichte auch seiner Regierung die Ausdehnung der dänischen Adelsmacht, welche die meisten Güter der aufgehobenen Bistümer und Klöster an sich zu ziehen wußte und das Königtum eng umstrickte. Dagegen ließ C. den geringen Rest norwegischen Adels vollends verkommen. Mit Karl V. in Krieg verwickelt, fügte er diesem teils an den Küsten von Flandern, teils durch Schließung des Sundes Schaden zu und erzwang dadurch 1544 den Frieden von Speier. Holstein trat er seinen Brüdern ab. Handel und Industrie erfreuten sich seines besondern Schutzes. C. starb am Neujahrstag 1559.

10) C. IV., einer der besten Könige von Dänemark und Norwegen, Herzog von Schleswig-Holstein, Sohn Friedrichs II. und der Prinzessin Sophia von Mecklenburg, geb. 12. April 1577 zu Frederiksborg auf Seeland, bestieg nach dem Tod seines Vaters 4. April 1588 durch Wahl der Stände den Thron. Anfangs unter Vormundschaft stehend, wurde er erst 1593 in den Herzogtümern, 1596 in den Königreichen für volljährig erklärt und übernahm darauf selbst die Regierung. Um die Grenzen des Reichs genau kennen zu lernen, machte er 1599 eine Reise um das Nordkap. Er beförderte Handel und Schiffbau und legte den Grund zur dänischen Marine. Mit Schweden stand er fast stets in gespannten Verhältnissen, die zweimal zum Krieg führten. Der erste (1611-13) wegen Lapplands, das König Karl IX. von Schweden beansprucht und in seinem Wappen und Titel aufgeführt hatte, wurde durch den Frieden zu Knäröd auf eine für Dänemark sehr vorteilhafte Weise beendigt; der zweite (1643-45) verlief dagegen so unglücklich für C., daß er im Frieden zu Brömsebro sehr bedeutende Abtretungen in den übersundischen Landen machen mußte. Auch seine Beteiligung am Dreißigjährigen Krieg (s. d.), in welchem er an der Spitze der niedersächsischen Stände 1625 den Kampf gegen den Kaiser und die Liga begann, aber 27. Aug. 1626 von Tilly bei Lutter am Barenberg besiegt wurde, brachte ihm keinen Ruhm, wiewohl der Friede von Lübeck (1629) ihm keine Opfer an Land und Leuten auferlegte. Erfolgreicher war sein friedliches Wirken. Er schuf eine Seemacht von größern und bessern Schiffen, als die Ostsee je gesehen hatte, dehnte den Handel des Landes bis nach Ostindien aus, wo er Trankebar erwarb, und förderte den inländischen Handel, besonders durch die Beschränkung der Hansestädte. Ebenso verbesserte er die Gesetzgebung und führte eine verständige Finanzverwaltung ein. Zur Wiederauffindung der Ostküste Grönlands und zur Entdeckung einer nordwestlichen Durchfahrt rüstete er, freilich erfolglos, mehrere Expeditionen aus. Sein Versuch, die Leibeigenschaft des Bauernstandes aufzuheben, scheiterte nur am Widerstand des Adels. Daher war C. trotz seines Unglücks im Krieg sehr populär. Das Volkslied "König C. stand am hohen Mast" verherrlicht seinen Heldenmut in der Seeschlacht gegen die Schweden vor dem Kieler Hafen (1644). In der Regierung von Schleswig-Holstein hatte er mehrfache Konflikte mit seinem Mitregenten, Herzog Friedrich III. von Holstein-Gottorp, vereinigte sich aber 1616 mit demselben zur Aufhebung des ständischen Wahlrechts und Einführung der Primogenitur. Die Stadt Glückstadt machte er zur Hauptstadt seines Anteils an Holstein. Seinen Namen verewigten die Städte Christianstad in Schonen und Christiania in Norwegen, das er an Stelle des 1624 durch Brand zerstörten Opslo gründete, und wo ihm 1880 eine Statue errichtet wurde. C. starb 28. Febr. 1648 in Kopenhagen. Ihm folgte sein Sohn Friedrich III. Er war in erster Ehe mit Anna Katharina von Brandenburg, in zweiter morganatisch mit Christine Munk vermählt, deren eine Tochter Korfiz Ulfeld (s. d.) heiratete. Seine Biographie schrieben Slange (Kopenh. 1749) und Höst (das. 1839); seine Tagebücher gab Nyerup (das. 1825), seine Briefe und Akten Molbech (das. 1848; fortgesetzt von Bricka und Fridericia, 1880) heraus. Vgl. auch "C. IV. von Dänemark" (a. d. Dän. von v. Jenssen-Tusch, Hannov. 1864).

11) C. V., der erste dänische König aus dem oldenburgischen Haus, dem die Krone nicht durch Wahl, sondern durch das 1660 festgesetzte Erbrecht zufiel, Sohn Friedrichs III., geb. 15. April 1646, hatte schon vor seinem Regierungsantritt 1661 in Norwegen, 1665 in Dänemark die Huldigung empfangen. Er folgte seinem Vater 1670. Als Bundesgenosse des Kaisers und des Kurfürsten von Brandenburg gegen

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