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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ciampi; Ciampoli; Cianciana; Ciará; Cibalä; Cibber

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Ciampi - Cibber.

nisierung eines Freiwilligenregiments beauftragt, an dessen Spitze er 1849 bei Novara tapfer, aber vergeblich focht. Er blieb darauf im sardinischen Heer und kommandierte 1855 eine Brigade in der Krim. Nach seiner Rückkehr wurde er Adjutant des Königs Viktor Emanuel und Inspektor der Kriegsschule zu Ivrea. Im J. 1859 mit dem Kommando der 4. Division betraut, erzwang er mit dieser bei Palestro den Übergang über die Sesia und ward dafür zum Generalleutnant befördert. Nach Garibaldis Einfall in Neapel 1860 rückte er an der Spitze eines sardinischen Heers in den Kirchenstaat ein, schlug 18. Sept. die päpstliche Armee unter Lamoricière bei Castelfidardo, drang dann ins Neapolitanische vor, besiegte ein neapolitanisches Korps bei Isernia (17. Okt.) und Sessa, zwang (2. Nov.) Capua, nach 90tägiger Belagerung (13. Febr. 1861) Gaeta und (13. März) die Citadelle von Messina zur Kapitulation. Er wurde nun zum Herzog von Gaeta, General der Armee und Statthalter von Neapel ernannt, wo er das Räuberwesen kräftig bekämpfte, trat aber schon 1. Nov. 1862 wegen Differenzen mit der Regierung seinen Posten an Lamarmora ab.

Beim Aufstand Garibaldis 1862 wurde C. als Militärdiktator nach Sizilien geschickt, um Garibaldi zu bekämpfen, dessen Gefangennahme bei Aspromonte aber seiner Mission bald ein Ende machte. Er erhielt darauf das Militärkommando in Bologna und ward im März 1864 zum Senator ernannt. Im Krieg von 1866 sollte er an der Spitze des rechten Flügels über den untern Po gehen, wurde aber durch die Schlacht bei Custozza, nach welcher er an der Stelle Lamarmoras zum Generalstabschef ernannt ward, und nachdem er im Juli über den Po gegangen war und Venetien fast ohne Schwertstreich besetzt hatte, durch den Frieden an weitern erfolgreichen Operationen verhindert. 1870 begleitete er den zum König von Spanien gewählten Herzog von Aosta, Amadeo, nach Spanien, bekleidete aber während dessen kurzer Regierung kein Amt. Am 1. Dez. 1873 erhielt C. das Generalkommando in Florenz und ward 1876 zum Botschafter in Paris ernannt, nahm aber 1881 seine Entlassung und ist nur noch General von der Armee.

Ciampi (spr. tschám-), 1) Sebastiano, ital. Schriftsteller, geb. 30. Okt. 1769 zu Pistoja, wurde 1803 Professor an der Universität in Pisa und 1818 in Warschau, wo er die Studien über polnisch-russische Geschichte begann. 1822 nach Italien zurückgekehrt, lebte er meist zu Florenz und starb 14. Dez. 1847. Von seinen die Litteratur- und Kunstgeschichte betreffenden Schriften sind die bemerkenswertesten: "Memorie della vita di Messer Cino da Pistoja" (Pisa 1808), welche er später mit einer kritischen Ausgabe des Dichters (das. 1813; 2. Ausg., Pistoja 1826, 2 Bde.) verband; "Monumenti d'un manuscritto autografo di Giov. Boccaccio da Certaldo" (Flor. 1827, 2. Aufl. 1830); "Lettera di Michel Angelo Buonarroti" (das. 1834; mitgeteilt in Reumonts "Beitrag zum Leben M. A. Buonarrotis", Stuttg. 1834); "Bibliografia critica delle antiche reciproche corrispondenze dell' Italia colla Russia, Polonia etc." (Flor. 1834-42, 3 Bde.) u. a. Auch übersetzte er den Pausanias (1826-43, 6 Bde.) und gab eine Sammlung von Übersetzungen der griechischen Erotiker, aus der Litteratur des Mittelalters den Pseudoturpinus (Flor. 1822), die "Gesta Caroli Magni" u. a. heraus.

2) Ignazio, ital. Dichter und Schriftsteller, geb. 31. Juli 1824 zu Rom, studierte daselbst die Rechte, erwarb sich den Ruf eines geschickten Sachwalters und wurde Mitglied des römischen Staatsrats, folgte dabei aber auch seiner Neigung für Poesie und historische Studien. Im J. 1874 übernahm er den Lehrstuhl für moderne Geschichte an der Universität seiner Vaterstadt, den er bis an seinen Tod bekleidete. Er starb im Januar 1880. Von seinen Schriften auf dem Gebiet der Dichtung sind zu nennen: die Nachbildung von Puschkins Gedichten (1855); "Serena", Novelle (1857); "Poesie varie" (1857); "Stella", Dichtung in fünf Gesängen (1858); "Nuove poesie" (1861); "Poesie" (vollständige Sammlung, 1880); "Storie novelle etc." (1880). Außerdem schrieb er eine Anzahl sehr beifällig aufgenommener Komödien (2 Bde.) sowie litterarhistorische Werke, wie: "La commedia italiana del secolo XVII" (1856); "La vita artistica di Carlo Goldoni" (1860); "Le rappresentazioni sacre del medio evo considerate nella parte comica" (1865); "La commedia italiana del Cinquecento" (1867). Geschätzt sind auch seine historischen Arbeiten, wie: die Monographie "La città etrusca" (1866); "I Cassiodori nel V. e nel VI. secolo" (1876); "La fine di Donna Olimpia Pamfili" (1877); "Innocenzo X. e la sua corte" (1878). Dazu kamen noch gelehrte Ausgaben der Chroniken von Viterbo von 1261, die Chronik des N. della Tuccia, die Monographie "Pietro della Valle, detto il Pelegrino" (1880) und aus seinem Nachlaß die "Storia moderna della scoperta dell' America alla pace di Westfalia" (1881 bis 1883, 2 Bde.).

Ciampoli (spr. tschamm-), Domenico, ital. Dichter, geb. 25. Aug. 1855 zu Atessa in den Abruzzen, bekleidet gegenwärtig die Stelle eines Professors der Litteraturgeschichte am Lyceum zu Ancona. Im Lauf weniger Jahre hat sich C. mit einer Reihe beachtenswerter Leistungen auf dem Gebiet der Prosaerzählung hervorgethan. Seinen ersten Novellen: "Fiori di monte" (1878), folgten die "Fiabe abruzzesi" (1877), die "Conti abruzzesi" (1880) und eine weitere Sammlung von Erzählungen aus den Abruzzen: "Trecce nere" (1882), originelle, zum Teil geniale Schilderungen des volkstümlichen Lebens im süditalienischen Gebirgsland, welche ein merkwürdiges Seitenstück der deutschen Dorfgeschichte, insbesondere der Schilderungen des deutschen Alpenvolks durch Rosegger u. a., bilden. Von mehreren dieser Novellen sind Übersetzungen in deutschen Zeitschriften erschienen. In jüngster Zeit (1883) veröffentlichte C. die Romane: "Diana", "L'Ignoto" und "Cicuta". Ein besonderes Studium widmet er auch den slawischen Litteraturen, wie seine "Melodie russe" (1881) und das Werk "Studî slavi" bezeugen.

Cianciana (spr. tschantschana), Stadt in der ital. Provinz Girgenti, Kreis Bivona, 380 m hoch im Gebiet des Plataniflusses auf einer Hochebene gelegen, mit (1881) 5691 Einw., Weizen- und Weinbau und bedeutenden Schwefelbergwerken.

Ciará, Provinz, s. Ceará.

Cibalä, im Altertum Stadt in Unterpannonien, im Lande der Skordisker, beim heutigen Vincovze, Geburtsort des Kaisers Valentinian; bekannt durch den Sieg Konstantins d. Gr. über Licinius 314 n. Chr.

Cibber (spr. ssíbbr), 1) Colley, engl. Lustspieldichter und Schauspieler, geboren im November 1671 zu London, folgte den Fahnen des Prinzen von Oranien, betrat dann das Drurylane-Theater und fand ein seiner Natur angemessenes Fach in den sogen. "Grims" oder Murrköpfen. Im J. 1695 brachte er sein eignes Lustspiel "Love's last shift" mit Erfolg auf die Bühne. Da es ihm an Erfindungsgabe mangelte, bearbeitete er ältere englische und ausländische

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