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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Clerodendron; Clerval; Clery; Cles; Clésinger; Clesse; Clethra; Cletus; Clevedon; Cleveland

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Clerodendron - Cleveland.

revolution weigerte er sich, der neuen Regierung den Eid der Treue zu leisten, und zog sich ins Privatleben zurück. Er starb 8. Jan. 1865 auf seinem Schloß Glissolles. Vgl. Rousset, Le marquis de C. (Par. 1885).

Clerodendron L. (Losbaum, Schicksalsbaum, Volkamerie oder Volkmannie), Gattung aus der Familie der Verbenaceen, tropische Sträucher und Bäume mit ganzen, großen, meist breiten, selten gelappten, gegenständigen oder zu drei stehenden, ziemlich langgestielten Blättern, in achselständigen Trugdolden oder endständigen Rispen geordneten, meist wohlriechenden Blüten und viersamiger Steinfrucht. Beliebte Zierpflanzen sind: C. fragrans Willd. (Volkameria fragrans Vent.), mit 1-2 m hohem Stengel, filzigen Ästen, großen, herzförmigen, gezahnten, etwas filzigen Blättern und schönen weißen oder rötlichweißen, sehr wohlriechenden, in dichten Doldentrauben stehenden und meist gefüllten Blüten, welche aber des Nachts fast betäubend riechen, eine der ältesten Zierpflanzen, aus Japan; C. squamatum Vahl (Volkameria Kaempheri Willd.), mit langstieligen, herzförmigen, ganzrandigen Blättern und schönen gelblich scharlachroten, in reichblumigen Rispen stehenden Blüten mit langen Staubgefäßen, aus China, Japan und Ostindien; C. Bungei Steud., halbstrauchig, mit großen, herzförmigen Blättern und roten Blüten in dichten Doldentrauben von 16 cm Durchmesser und 8 cm Höhe, aus Nordchina stammend und als Gartenzierpflanze sehr empfehlenswert, weil selbst in Norddeutschland bei einigem Schutz im Freien aushaltend.

Clerval (spr. -wall), Ort im franz. Departement Doubs, Arrondissement Baume les Dames, am Doubs, am Rhône-Rheinkanal und an der Paris-Lyoner Bahn, mit (1876) 1165 Einw. Hier während des deutsch-französischen Kriegs Gefechte 12. Nov. 1870 und 3. Jan. 1871.

Clery, Städtchen im franz. Departement Loiret, Arrondissement Orléans, unweit der Loire, mit alter gotischer Kirche (Notre Dame), in welcher sich Ludwig XI. beisetzen ließ, und (1876) 1225 Einw.

Cles, Marktflecken in Südtirol, im Nonsbergthal, auf einer Hochebene freundlich gelegen, 652 m ü. M., hat eine gotische Kirche (aus dem 16. Jahrh.), ein Franziskanerkloster mit schönem Gemälde im Refektorium (Abendmahl von Alberti), (1880) 2716 Einw., starke Seidenzucht und Seidenspinnerei und ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts. In der Nähe Fundorte römischer Altertümer.

Clésinger (in Frankreich: klesängscheh gesprochen), Jean Baptiste Auguste, franz. Bildhauer, geb. 22. Okt. 1814 zu Besançon, war erst Schüler seines Vaters und ging dann nach Italien. Nach seiner Rückkehr stellte er von 1843 an im Pariser Salon zuerst Porträtbüsten, dann auch größere Figuren aus, von denen die von einer Schlange gestochene Frau, die junge Nereide und die Bacchantin (1847 und 1848) den Künstler schnell bekannt machten. Er ging dabei von der französischen Bildhauerei des 17. und 18. Jahrh. aus; weiche Behandlung des Marmors, die ans Flaue streift, und ein Hinarbeiten auf den sinnlichen, ja lüsternen Effekt hat er diesen Vorbildern entnommen; daneben verschmäht er auch nicht ganz unkünstlerische Reizmittel, wie er seiner Phryne ein wirkliches, abnehmbares Juwelenhalsband umgehängt hatte. Da er hiermit den Neigungen des französischen Publikums entgegenkam und auch von bedeutender Formgewandtheit unterstützt wurde, so erklären sich seine Erfolge und die zahlreichen Bestellungen, die ihm zu teil wurden. Freilich trafen ihn auch gerechte Angriffe, da es ihm völlig an strengem monumentalen Formgefühl gebrach (Statue der Freiheit, 1848; der Fraternité, 1848; eine Pietà, 1851; Marmorstandbild der Tragödie, 1852, für die Vorhalle des Théâtre français). Daneben fuhr er mit Darstellungen weiblicher Reize, gewöhnlich unter mythologischen Namen, fort: Zingara, zwei Darstellungen der Sappho (Salon 1859), Cornelia mit ihren Kindern, ruhende Diana (1861), Faun, Bacchantin (1863), Kleopatra vor Cäsar (1869), Phryne vor dem Areopag, Tänzerin mit Kastagnetten, Ariadne auf dem Tiger, Entführung der Europa (1872). Großen Beifall fanden Clésingers zahlreiche Büsten, weniger die männlichen, bei welchen ihm die Wiedergabe der strengern Form nicht recht gelingen wollte, als die weiblichen, bei denen die weiche Behandlung des Marmors und die kokette Auffassung besser am Platz waren. C. starb 7. Jan. 1883 in Paris.

Clesse (spr. kleß), Antoine, belg. Volksdichter, geb. 30. Mai 1816 im Haag, kam jung nach Mons, folgte hier dem Beruf seines Vaters, eines Schwertfegers, und lebt noch jetzt als solcher daselbst. Das Studium von Boileaus "Art poétique" veranlaßte ihn, sich in der Dichtkunst zu versuchen, und er that dies mit solchem Erfolg, daß er 1839 von der Société des arts et des sciences du Hainaut für eine Ode die goldene Medaille erhielt. Clesses von edlem Patriotismus und Sittlichkeit getragene Lieder sind Gemeingut des Volkes geworden; am bekanntesten sind: "La bière", "Mon étau", "Une immortelle", "Jocrisse" etc. Eine vollständige Sammlung seiner "Chansons" erschien in Brüssel 1866, mit den Singweisen.

Clethra Gärtn. (Laubheide, Scheineller), Gattung aus der Familie der Erikaceen, Sträucher und Bäume im wärmern Amerika und aus den Inseln des Malaiischen Archipels, mit abwechselnden, lederartigen, ganzen Blättern, weißen, in endständige Trauben gestellten Blüten und dreifächeriger, vielsamiger Kapsel. C. alnifolia L., mit 1,25-1,5 m hohem Stamm, verkehrt eiförmigen, scharf gesägten Blättern und wohlriechenden, in ährenförmigen, langen, einfachen, grauweißfilzigen Trauben stehenden Blüten, aus Nordamerika, wird in unsern Gärten als Zierstrauch kultiviert; ebenso C. arborea Ait., ein schöner immergrüner, baumartiger Strauch von 4-6 m Höhe, mit länglich-lanzettförmigen Blättern und wohlriechenden Blüten in großen, rispenförmigen, zusammengesetzten Endtrauben, auf Madeira; das sehr feste Holz dient zu Spazierstöcken.

Cletus, wahrscheinlich identisch mit Anacletus I. (s. d.), nach einigen der zweite, nach andern der dritte Nachfolger des Petrus auf dem römischen Bischofstuhl; Heiliger, dem der 26. April gewidmet ist.

Clevedon (spr. klihwdön), Seebad in Somersetshire (England), unweit Bristol, mit (1881) 4869 Einw.

Cleveland (spr. klihwländ, "Felsenland"), ein meist wüster Hügelbezirk in Yorkshire (England), südlich vom Tees, früher fast nur wegen seiner Zucht von braunen Pferden berühmt, ist seit Entdeckung ungewöhnlich reicher Lager von Roteisenerz neben Steinkohlen ein Hauptsitz der englischen Eisen- und Stahlindustrie geworden. Im J. 1883 waren 158 Hochöfen im Betrieb; die Roheisenproduktion betrug 2,760,740 Ton. Middlesborough ist Hauptort, und außerdem liegen dort die Orte Guisborough, Skelton, Loftus, Normanby und Ormesby, sämtlich mit Eisen- und Stahlwerken.

Cleveland (spr. klihwländ), Stadt im nordamerikan. Staat Ohio, liegt an der Mündung des Cuyahogaflusses in den Eriesee, auf einer 25 m hohen Kieselebene.

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