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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Cokes; Col; Col.; Cola; Colani; Colascione; Colban; Colbert

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Cokes - Colbert.

richtshof der Common Pleas und 1613 zum Oberrichter der King's Bench ernannt wurde. Als aber C. die richterliche Unabhängigkeit und die Hoheit des Gesetzes gegenüber den Wünschen des Hofes zu wahren strebte, wurde er 1616 abgesetzt. Im Parlament fuhr er fort, im freisinnigen Sinn zu wirken, und ließ sich in dieser Wirksamkeit auch durch eine Haft im Tower, die der König 1621-22 über ihn verhängte, nicht behindern. Er starb 3. Sept. 1633. Cokes Hauptwerk ist: "Institutes of the laws of England" (Lond. 1628, 1788 u. öfter). Seine Biographie schrieb G. W. Johnson (Lond. 1837, 2 Bde.).

2) Thomas William C., Graf von Leicester, Landwirt, geb. 4. Mai 1752, vertrat von 1774 bis 1832 die Grafschaft Norfolk fast ohne Unterbrechung im Parlament und erwarb sich durch seine Musterwirtschaft zu Holkham in Norfolk große Verdienste um Einführung des sogen. Norfolker Fruchtwechsels in vier Feldern, des Mais- und Turnipsbaues, der verbesserten Rindviehzucht und einer auf wissenschaftlichen Prinzipien beruhenden Bodenkultur. Auch erfand er eine nach ihm benannte Säemaschine. Er brachte im Verlauf von 36 Jahren den Reinertrag seiner Güter von 7000 auf 90,000 Pfd. Sterl. Er starb, nachdem er 1837 als Graf Leicester von Holkham zur Peerage erhoben worden war, 30. Juni 1842. Vgl. Rigby, Holkham, its agriculture etc. (Lond. 1821); Molard, Système d'agriculture, suivi par M. C. (Par. 1820).

Cokes (engl., spr. kohks), s. Koks.

Col (franz.), in den Alpen, Pyrenäen, im Jura etc. ein schmaler Einschnitt eines Gebirgskammes, durch welchen ein Paß gebildet wird. Am bekanntesten sind in den Alpen der C. de St.-Théodul oder Cervin und Matterjoch am Montblanc (3322 m) nebst C. de Balme (2204 m) und C. de la Seigne (2538 m); C. Longet am Monte Viso (3155 m), C. di Tenda (1873 m) mit der Straße von Cuneo nach Nizza, durch welchen seit 1881 ein Tunnel gelegt wird; in den Pyrenäen der nur 250 m hohe, fahrbare C. de Perthus, ferner der C. de Jeganne (2826 m), der C. de Canfranc (1632 m) u. a.; im Jura der C. des Roches. In den Deutschen Alpen dient für C. gewöhnlich der Ausdruck Joch oder Furke, in den Pyrenäen auch port, spanisch puerto und in den Italienischen Alpen colle, forcella, bocchetta.

Col., Abkürzung für Colorado (Staat).

Col., bei botan. Namen Abkürzung für W. Colenso, Botaniker und Reisender in Neuseeland.

Cola Endl., Gattung aus der Familie der Sterkuliaceen, mittelhohe Bäume mit ungeteilten oder gelappten Blättern, in Rispen stehenden Blüten und vielsamigen, großen Früchten. C. acuminata R. Br. (s. Tafel "Genußmittelpflanzen") ist ein 12 m hoher Baum mit 16-20 cm langen Blättern, gelben, rotgefleckten Blüten und fünffächeriger Kapsel von der Größe einer Zitrone, deren Fächer je einen rötlichvioletten, innen blassen Samen von der Größe einer Kastanie und fleischig-kerniger Konsistenz enthalten. Diese Nüsse, Kola- oder Gurunüsse, schmecken schwach bitter, nicht unangenehm und nicht adstringierend; sie enthalten 2 Proz. Kaffein und stehen als Kaumittel bei den Negerstämmen Westafrikas von Senegambien bis einschließlich Angola in hohem Ansehen. Ihr Gebrauch hat sich in den letzten Jahrhunderten stets vermehrt, und so veranlaßten sie einen lebhaften Handelsverkehr zwischen den Küstendistrikten und Zentralafrika, selbst bis zu den Küstenplätzen des Mittelmeers. Die Kolanuß vermehrt und regelt den Appetit, läßt die schädlichen klimatischen Einflüsse leichter ertragen, verbessert das Trinkwasser und wirkt schlafverscheuchend, so daß die Eingebornen nach ihrem Genuß die Gelage zu verlängern vermögen. An die Darreichung von Kolanüssen knüpft sich in Afrika die Zusicherung von Gastfreundschaft und Schutz, und ohne dieselbe ist kein Geschäft anzubahnen. Sie werden auch als Münze benutzt. Wegen der günstigen Wirkungen, welche der Genuß der Kolanüsse auf die Neger ausübt, hat man den Baum auch auf Mauritius, in Westindien, Brasilien, Mexiko und in andern ausgedehnten Strecken des amerikanischen Kontinents, wo viele Neger leben, angepflanzt. Eine geringere Sorte, die weiße Kolanuß, stammt von C. macrocarpa R. Br.

Cola (ital.), Abkürzung des Namens Niccolò.

Colani, Timothée, theolog. Führer der liberalen Partei innerhalb der reformierten Kirche Frankreichs, geb. 1824 zu Lemé, wurde 1847 Lizentiat und 1864 Doktor der Theologie und seit 1851 einer der beliebtesten Prediger in Straßburg, er gab von 1850 bis 1869 die "Revue de théologie" in Verbindung mit der Straßburger Fakultät heraus, wurde 1861 zum Professor der französischen Litteratur am protestantischen Seminar, 1864 zum Professor der praktischen Theologie an der theologischen Fakultät ernannt. Der Widerstand, welchen die orthodoxe Partei bei den Ernennungen entgegensetzte, rief 1861 die Union protestante libérale ins Leben. Nachdem er durch seine Predigten (deutsch von Richard, Dresd. 1858) und sein Werk "Jésus-Christ et les croyances messianiques de son temps" (1. und 2. Aufl. 1864) sowie durch zahlreiche Beiträge zur "Revue des Deux Mondes" sich bekannt gemacht, legte er 1870 seine Stelle nieder und zog sich nach Frankreich ins Privatleben zurück. Seitdem war er, aus dem geistlichen Stand ausgetreten, als Führer der liberalen Partei auf der im Juni u. Juli 1872 zu Paris tagenden Generalsynode der reformierten Kirche Frankreichs thätig.

Colascione, Musikinstrument, s. Calascione.

Colban, Marie, geborne Schmidt, norweg. Dichterin, geb. 18. Dez. 1814, verheiratete sich sehr jung, ward aber schon mit 30 Jahren Witwe. Durch die Umstände zur Schriftstellerei gedrängt, übersetzte sie gelehrte Werke ins Französische und kam auf diese Weise nach Paris, wo eine Dame aus der vornehmen Welt die Briefe, welche C. ihr ins Bad schrieb, ohne Wissen derselben als "Lettres d'une barbare" drucken ließ, die so großes Aufsehen machten, daß sie von nun an für französische Journale schrieb und in die erste Gesellschaft kam. So den Winter meist in Paris oder Italien, den Sommer in Norwegen zubringend, trat sie bald auch mit selbständigen Werken in der Sprache der Heimat auf. Es erschienen die Novellen: "Lärerinden" (1870); "Tre Noveller" (Christ. 1873); "Tre nye Noveller" (Kopenh. 1875); "Jeg lever" (das. 1877, vielleicht ihre bedeutendste Arbeit); "En gammel Jomfru" (das. 1879; deutsch: "Eine alte Jungfer", Stuttg. 1879); endlich "Cleopatra" (1880) und "Thyra" (1881). C. verbindet mit dem fein geistigen, scharf sondierenden Wesen des Nordens die Wärme und Weltgewandtheit des Südens: Norwegen und Frankreich in harmonischer Verschmelzung. Fast ihre sämtlichen Arbeiten wurden ins Deutsche übersetzt. Sie starb 27. März 1884 in Rom.

Colbert (spr. -bär), Jean Baptiste, franz. Finanzminister, geb. 29. Aug. 1619 zu Reims, Sohn eines mäßig begüterten Kaufmanns, ward Kommis in einem Pariser Bankhaus, bildete sich durch Reisen, arbeitete dann im Büreau des Staatssekretärs Letellier und bewies so große Einsicht im Verwal-^[folgende Seite]

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