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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Corsini; Corsit; Corssen

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Corsini - Corssen.

Lehen unter das Bistum von Pisa. Unter der Herrschaft der Pisaner hob sich die Insel in vielfacher Hinsicht. Inzwischen bemächtigten sich die Genuesen der Stadt Bonifacio (1217), und als sie 1284 bei Melloria die pisanische Seemacht vernichtet hatten, eroberten sie nach und nach fast die ganze Insel. Endlich traten die Pisaner die Insel förmlich an Genua ab (1300). Bald aber brach die wildeste Anarchie aus. Papst Bonifacius VIII. hatte inzwischen 1296 C. und Sardinien dem König Jakob von Aragonien als Lehen zugeteilt, und so standen sich nun drei Parteien, die genuesische, die aragonische und die Nationalpartei, gegenüber. Doch erlangte schließlich Genua die Herrschaft. Nachdem die Insel jahrhundertelang unter den traurigsten Zuständen gelitten, brach endlich 1729 ein allgemeiner Aufstand gegen Genua aus. Nachdem mit abwechselndem Glück gefochten worden war, kam 11. Mai 1732 zu Corte ein Friede zu stande, in welchem sich die Corsen unter günstigen Bedingungen Genua wieder unterwarfen. Indessen hatten kaum die letzten genuesischen Söldner die Insel verlassen, als der Aufstand von neuem ausbrach. Im Lauf des Jahrs 1734 hatte Luis Giafferi, der General der Corsen, den Genuesen alles Land bis auf die festen Seeplätze entrissen, und eine Generalversammlung des Volkes in Corte im Januar 1735 sprach die ewige Trennung Corsicas von Genua aus. Am 12. März 1736 landete der deutsche Baron Theodor von Neuhof (s. d.) mit einer Schar Abenteurer unter britischer Flagge bei Aleria und wußte in kurzem so großes Ansehen zu gewinnen, daß ihn die Corsen als Theodor I. zum König von C. ernannten. Sein Königtum dauerte aber kein Jahr, und mehrere Versuche, es wiederzugewinnen, mißlangen, da Genua die Franzosen zu Hilfe rief. Indessen gelang es auch diesen nicht, die Insel zu dauernder Botmäßigkeit zu bringen; nach ihrem Abzug erneuerte sich die Volkserhebung, und eine Volksversammlung sprach 10. Aug. 1746 aufs neue die Unabhängigkeit Corsicas aus; Giampietro Gaffori, der Corte im Sturm erobert hatte, ward zum General und Gouverneur der Nation ernannt. Zwar ward dieser 1753 ermordet; aber der Kampf gegen Genua dauerte fort, und der corsische Senat ernannte Pasquale Paoli (s. d.) zum General. Bald waren die Genuesen auf allen Plätzen zurückgedrängt, Paoli richtete die Verwaltung der Insel nach republikanischen Grundsätzen ein, und als eine corsische Expedition im Februar 1765 sogar die kleine Insel Capraja eroberte, trat Genua durch den Traktat von Compiègne 15. Mai 1768 C. für 40 Mill. Fr. an Frankreich ab. Zwar nahmen die Corsen den Kampf auch mit dieser Macht auf und lieferten mehrere glückliche Gefechte; aber die unglückliche Schlacht von Pontenuovo (9. Mai 1769) entschied das Schicksal der Insel. Pasquale Paoli verließ dieselbe mit 3000 Corsen, und C. ward 1774 französische Provinz. Während der französischen Revolution kehrte Paoli 1793 in sein Vaterland zurück, rief das Volk noch einmal zu den Waffen und eroberte mit Hilfe der Briten im Mai 1794 Bastia und Calvi, worauf sich die Nation in einer allgemeinen Versammlung der Deputierten der Corsen zu Corte 18. Juni 1794 dem britischen Zepter unterwarf. C. wurde nun als ein Königreich konstituiert und erhielt eine der englischen nachgebildete Verfassung, ein besonderes Parlament und einen Vizekönig, Elliot. Aber die französische Partei gewann unter dem General Gentili seit Oktober 1796 immer mehr Anhang auf der Insel, so daß, nachdem im Oktober 1796 die Franzosen von Livorno aus gelandet waren, die Engländer sich zum Abzug genötigt sahen. Seitdem blieb die Insel bei Frankreich. Vgl. Ehrmann, Pragmatische Geschichte der Revolutionen von C. (Hamb. 1799); Filippini, Istoria de C. (Turnone 1594; 2. Aufl., bis 1769 fortgesetzt von Gregory, Pisa 1828-32, 5 Bde.); Jacobi, Histoire générale de la Corse (Par. 1835, 2 Bde.); Gregorovius, C. (3. Aufl., Stuttg. 1878); Galetti, Histoire de la Corse (Par. 1863); Saint-Germain, Itinéraire descriptive et historique de la Corse (das. 1868); Gsell-Fels, Südfrankreich etc., Reisehandbuch (2. Aufl., Leipz. 1880); Pietra Santa, La Corse et la station Ajaccio (Par. 1864); weitere Litteratur über Klima etc. s. Ajaccio.

Corsini, einflußreiche florentin. Patrizierfamilie, die schon im 13. Jahrh. vorkommt. Andrea C., geb. 1402, Bischof von Fiesole, gest. 6. Jan. 1373, ward von Urban VIII. 1629 heilig gesprochen. Lorenzo C. bestieg 1730, im Alter von 78 Jahren, unter dem Namen Clemens XII. den päpstlichen Stuhl; starb 1740. Don Neri C. war unter Ferdinand III. und Leopold II. toscanischer Minister des Innern und trat 1832 nach Fossombronis Tod an die Spitze der Regierung; starb 1845. - Sein Bruder, Don Tommaso C., geb. 5. Nov. 1767 zu Rom, war während der Napoleonischen Herrschaft 1809-14 Mitglied des römischen Senats und ward als solcher von Pius VII. bestätigt, legte aber bald darauf diese Würde nieder. 1847 von Pius IX. zum Senator ernannt, bewies er sich entschieden liberal und reformfreundlich. Als der Papst 1848 Rom verließ, legte er sein Amt nieder, lebte als Privatmann in Florenz, kehrte dann nach Rom zurück und starb 6. Jan. 1856. - Sein ältester Sohn, Don Andrea C., Herzog von Casigliano, geb. 16. Juli 1804, war 1849-56 toscanischer Minister des Auswärtigen und wurde dann Oberkammerherr des Großherzogs von Toscana; starb 5. März 1868; der zweite, Don Neri C., Marquis von Lajatico, geb. 13. Aug. 1805, gab im September 1847 als Gouverneur von Livorno dem Großherzog den Rat, sofort freiwillig eine Konstitution zu erteilen, ward im Frühjahr 1848 an die Spitze des Kriegsministeriums berufen, zog sich aber schon nach sechs Monaten in das Privatleben zurück; starb 1. Dez. 1859 in London. Jetziges Haupt der Familie ist sein Sohn, Fürst Tommaso, Bürgermeister von Florenz, geb. 28. Febr. 1835. Vgl. Passerini, Genealogia e storia della famiglia C. (Flor. 1858). - Der Palast C. an der Via Longara in Rom, welcher nach 1732 seine gegenwärtige Gestalt durch Ferd. Fuga erhalten hat, enthält eine reiche Bibliothek, eine Gemäldegalerie, in welcher die italienischen Meister des 17. Jahrh. gut vertreten sind, und ein antikes Silbergefäß (aus Porto d'Anzio) mit getriebenem Relief, das Urteil des Areopags über den Muttermord des Orestes darstellend. Der Palast war seiner Zeit auch berühmt als Wohnung der Königin Christine von Schweden, die hier ihre geistvollen Zirkel versammelte und 1689 starb.

Corsit, gemengtes kristallin. Gestein, aus einem körnigen Aggregat von Anorthit und Hornblende, selten etwas Quarz, bestehend, also ein Anorthitdiorit (vgl. Eukrit). Eine Varietät des auf Corsica beschränkten Gesteins ist der Kugeldiorit, in welchem die komponierenden Bestandteile konzentrisch und radialstrahlig angeordnet sind. S. Tafel "Mineralien", Fig. 16.

Corssen, Wilhelm, namhafter Forscher auf dem Gebiet der altitalischen Sprachen und Dialekte, geb. 20. Jan. 1820 zu Bremen, studierte 1839-43 in Berlin Philologie, wurde 1844 Hilfslehrer am Ma-^[folgende Seite]

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