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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Cortez

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Cortez.

tige Dienste leistete. C. setzte darauf seine Fahrt in nordwestlicher Richtung weiter fort und landete 21. April 1519 bei San Juan de Ulloa. Die Eingebornen empfingen ihn freundlich; nur Montezuma, der König von Mexiko, lehnte sein Anerbieten eines Besuchs ab. Doch ließ sich C. dadurch nicht abschrecken, vielmehr reizten die prachtvollen Geschenke Montezumas seine Habgier. Um sich zunächst vom Statthalter in Cuba unabhängig zu machen, gründete er eine selbständige Kolonie nach dem Vorbild der spanischen Korporationen, und zwar im Namen des Königs und unter königlicher Autorität, und gab ihr den Namen Villa rica de vera Cruz. Nachdem er ein Rechtfertigungsschreiben zusammen mit den von den Mexikanern erhaltenen Geschenken an den König nach Spanien gesendet und seine Schiffe zerstört hatte, brach er 16. Aug. 1519 mit 500 Fußsoldaten, 16 Reitern und 6 Geschützen, wozu noch 400 Soldaten des Kaziken von Cempoalla kamen, nach Mexiko auf. Die Bewohner von Tlascala griffen die Spanier mit Heftigkeit an, wurden aber zu Paaren getrieben und verbanden sich nun mit C. gegen Mexiko. Durch 6000 derselben verstärkt, gelangte C. nach Cholula, einer erst kürzlich von Mexiko unterworfenen beträchtlichen und als Götterheiligtum sehr angesehenen Stadt, welche er unter blutigen Metzeleien einnahm. Montezuma empfing ihn 8. Nov. 1519 vor den Thoren der Hauptstadt und ließ den Spaniern einen Palast als Wohnung anweisen, den C. mit seinen Kanonen besetzte. Der Umstand, daß ein Feldherr Montezumas mehrere Spanier in seine Gewalt gebracht hatte, deren abgeschnittene Köpfe er überall herumschickte, veranlaßte C. zu dem kühnen Schritte, den Kaiser (17. Nov.) in seinem eignen Palast gefangen zu nehmen und im spanischen Lager festzuhalten. Der gefangene Fürst, den C. demütigend und hart behandelte, regierte dem Namen nach fort; in Wirklichkeit aber war von nun an C. der Gebieter: er sandte Spanier in die Provinzen, um diese zu untersuchen, setzte mißliebige Beamte ab und andre ein und brachte endlich den unglücklichen Monarchen so weit, daß er die Oberherrschaft Kaiser Karls V. förmlich anerkannte und sich zur Zahlung eines jährlichen Tributs verstand. Velasquez hatte unterdessen eine Flotte von 18 Schiffen mit 1000 Mann und 12 Kanonen unter dem Oberbefehl des Panfilo Narvaez abgesendet, um C. nebst seinen Offizieren gefangen zu nehmen und die Eroberung von Neuspanien zu vollenden. Auf die Nachricht hiervon ließ C. 150 Mann unter Pedro de Alvarado in Mexiko zurück und marschierte 20. Mai 1520 mit den übrigen 250 Mann dem Feind entgegen. Er überfiel Narvaez, der sich bereits Cempoallas bemächtigt hatte, in der Nacht, schlug ihn und nahm ihn mit dem größten Teil seiner Leute gefangen; die meisten derselben traten in seine Dienste. Ein Aufstand der Mexikaner bewog ihn, mit 1250 Spaniern und 8000 Tlascalanern nach Mexiko zurückzueilen. Die Härte aber, mit der er Montezuma von nun an behandelte, rief einen neuen Aufstand hervor, der C. in die verzweifeltste Lage versetzte und ihn zwang, nachdem Montezuma 30. Juni 1520 von den Aufrührern getötet worden war, die Stadt zu verlassen. Dies gelang ihm aber erst nach erbittertem Kampf und unglaublichen Anstrengungen und zwar mit Verlust seiner Artillerie, seiner Bagage, vieler Pferde, einer sehr bedeutenden Anzahl Tlascalaner und eines großen Teils der Schätze. Der Rückzug geschah in der Nacht vom 1. zum 2. Juli 1520, der sogen. noche triste. Mit den Trümmern seines Heers stieß C. auf ein unermeßliches mexikanisches Heer und rettete die Seinigen nur dadurch vom Untergang, daß er, sich mitten in die Feinde stürzend, die Reichsfahne eroberte, was die Niederlage der Mexikaner herbeiführte. Am 8. Juli erreichten die Spanier Tlascala, von wo aus C. im August 1520 die Stadt Tapeaca der spanischen Herrschaft unterwarf. Durch neue Truppen, welche Velasquez und der Statthalter von Jamaica gegen ihn sandten, verstärkt, so daß sein Heer nun 550 Fußsoldaten (50 mit Flinten) und 40 Reiter zählte und auch mit einem kleinen Artilleriepark versehen war, brach er 28. Dez. von Tlascala von neuem gegen Mexiko auf, wo inzwischen der Neffe des Montezuma, Guatimozin, ein junger Mann von bedeutenden Fähigkeiten, auf den Thron gelangt war. C. nahm die zweite Stadt des Reichs, Tezcuco, die er wegen ihrer günstigen Lage zum Hauptquartier machte, und gewann bis zur Vollendung der im Bau begriffenen Brigantinen auch die übrigen. Städte am See von Mexiko mit Gewalt oder auf friedliche Weise. Von Haïti aus noch durch 200 Soldaten, 80 Pferde und 2 schwere Kanonen verstärkt, ließ er 28. April 1521 von drei Seiten her den Angriff beginnen. Die Einzelangriffe führten aber nicht zum Ziel, und ein allgemeiner Sturm wurde mit Verlust der Spanier, von denen 40 lebendig in die Hände der Mexikaner fielen, abgeschlagen. Erst nach Zerstörung von drei Vierteln der Stadt trafen die drei Abteilungen der Spanier 27. Juli 1521 auf dem großen Marktplatz in der Mitte der Stadt zusammen. Aber erst nachdem Guatimozin selbst gefangen worden war, ergab sich 13. Aug. 1521 der Überrest der Stadt. Da die gefundenen Schätze den Erwartungen der Soldaten nicht entsprachen, unterwarf C. grausamerweise Guatimozin und dessen ersten Minister der Folter. Auf den leisen Verdacht eines Komplotts wurden Guatimozin und die Kaziken von Tezcuco und Tacuba bald darauf ohne jede rechtliche Form aufgehängt. Das mexikanische Reich ward, nachdem die Hauptstadt gefallen, leicht unterworfen. C. wurde, obgleich die Partei des Velasquez am Hof gegen ihn thätig war, von Karl V. als Oberfeldherr und Statthalter von Neuspanien bestätigt. Er schritt alsbald zum Wiederaufbau der Hauptstadt, stellte Ruhe und Ordnung im Reich her und betrieb mit besonderm Eifer die Ausbreitung des Christentums. Auch unternahm er 1524 einen Zug nach Honduras. Doch bald ward C. bei Karl V. des Amtsmißbrauchs, der Erpressung und des Strebens nach Unabhängigkeit beschuldigt. Als der Kaiser deshalb 1526 Untersuchungsrichter nach Mexiko schickte, begab sich C. freiwillig nach Spanien, ward vom König mit der größten Auszeichnung empfangen, mit dem Orden von Santiago geschmückt und mit dem Titel eines Marquis del Valle de Oajaca und bedeutenden Ländereien in Neuspanien belohnt. 1530 schiffte sich C. wieder nach Mexiko ein, doch nur mit der höchsten militärischen Gewalt bekleidet; die Leitung der Zivilangelegenheiten wurde einer Behörde, der Audiencia de nueva España, übertragen, und später erfuhr C. noch die Kränkung, daß Antonio de Mendoza als Vizekönig nach Mexiko gesandt wurde. Mißvergnügt darüber, ging C. auf neue Entdeckungen aus und fand nach unglaublichen Gefahren und Beschwerden 1536 die Halbinsel Kalifornien. Er kehrte darauf nach Spanien zurück, ward jedoch mit Kälte aufgenommen, und seine Ansprüche fanden kein Gehör. Gebrochen an Geist und Körper, zog er sich in die Einsamkeit eines Landguts in Castilleja de la Cuesta bei Sevilla zurück und starb 2. Dez. 1547 daselbst. Seine Gebeine wurden in Mexiko beigesetzt,

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]