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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Cumberland

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Cumberland.

führen), Eisen (90,000 T.), Blei (ca. 5000 T., in Alstonmoor), Silber, Zink, Schwefelerze, Kupfer und Graphit, dessen Gruben (besonders in dem hohen und öden Thal von Borrowdale) den Keswicker und Londoner Fabriken das Material zu den berühmten Bleistiften liefern. Der Bergbau beschäftigt insgesamt 11,648 Menschen. Unter den zahlreichen industriellen Anstalten nehmen die Baumwollfabriken (mit 3235 Arbeitern) den ersten Rang ein. Auch die Eisenindustrie (5026 Arbeiter) ist von Bedeutung sowie auch die Leinweberei, weniger die Wollwarenfabrikation. Hauptstadt: Carlisle. - C. war eine der äußersten Provinzen des römischen Britannien, das von dem großen Piktenwall (s. d.), dessen Überreste man noch von Carlisle bis Tynemouth gewahrt, gegen die Einfälle der nördlichen Völker geschützt wurde. Auch findet man noch mehrere sogen. druidische Denkmäler, vor allen das "Longmey" und "Hergdhauters".

Cumberland (spr. kömberländ), Stadt im gebirgigen Westen des nordamerikan. Staats Maryland, am Potomac, in der Nähe ergiebiger Kohlen- und Eisengruben, hat Eisen- und Stahlwerke, lebhaften Verkehr und (1880) 10,693 Einw.

Cumberland (spr. kömberländ), 1) Wilhelm August, Herzog von, dritter Sohn Georgs II., Königs von England, geb. 26. April 1721, trat früh in den Militärdienst, begleitete 1743 seinen Vater als Generalmajor zu der pragmatischen Armee in Deutschland und wohnte dem Treffen bei Dettingen (27. Juli 1743) bei, erhielt 1745 das Oberkommando über die alliierte Armee in den Niederlanden und verlor mit dem holländischen General Königsegg 12. Mai 1745 die Schlacht von Fontenay gegen den Marschall von Sachsen. Bei Culloden (s. d.) schlug er dagegen den Prätendenten Karl Eduard Stuart, schändete aber diesen Sieg durch seine Grausamkeit gegen die Anhänger des Prinzen. Vom König zum Generalkapitän aller großbritannischen Truppen ernannt, vom Parlament durch eine jährliche Zulage von 25,000 Pfd. Sterl. geehrt, übernahm er den Oberbefehl in den Niederlanden von neuem, ward aber nochmals vom Marschall von Sachsen unweit Maastricht (2. Juli 1747) geschlagen. In England ward er nach dem Frieden zu Aachen 1748 Kanzler der Hochschule zu Dublin, erhielt im Siebenjährigen Krieg das Kommando der Armee in Deutschland, ward 1757 von d'Estrées bei Hastenbeck geschlagen und schloß unter dänischer Vermittelung die Konvention zu Kloster-Zeven, in deren Folge sich seine 40,000 Mann starke Armee über die Elbe zurückzog und Hannover in den Händen der Franzosen ließ. Zurückgerufen, legte er seine militärischen Stellen nieder, zog sich nach Windsor zurück und starb 31. Okt. 1765 in London. Sein Leben beschrieb Maclachan ^[richtig: Maclachlan (= Archibald Neil Campbell Maclachlan, 1819-1891)] (Lond. 1875). Den Titel Herzog von C. führten später die Könige Ernst August und Georg V. von Hannover sowie des letztern Sohn (s. C. 2).

2) Ernst August, Herzog von, königl. Prinz von Großbritannien und Irland, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg etc., geb. 21. Sept. 1845 zu Hannover, einziger Sohn des Kronprinzen Georg, spätern Königs Georg V. von Hannover, begleitete 1866 seinen Vater in den kurzen mit Langensalza endenden Feldzug, dann nach Österreich, ohne irgendwie durch besondere Eigenschaften und Handlungen hervorzutreten. Der Kaiser Franz Joseph ernannte ihn zum österreichischen Obersten, doch that der Prinz keinen aktiven Dienst. Nach dem Tod seines Vaters (12. Juni 1878) ergriff er auf den Rat einiger welfischer Anhänger die Gelegenheit nicht, sich mit der Krone Preußen zu vertragen. Vielmehr wahrte er in einem an die Mächte und Höfe gerichteten Schreiben, datiert Gmunden 11. Juli 1878, alle seine Rechte auf das Königreich Hannover und erklärte, bis zur Verwirklichung derselben den Titel eines Herzogs von C. und zu Braunschweig und Lüneburg mit dem Prädikat "Königliche Hoheit" führen zu wollen, womit er zugleich auf die Rückgabe des Welfenfonds thatsächlich Verzicht leistete. Am 21. Dez. 1878 vermählte er sich mit der Tochter des Königs Christian IX. von Dänemark, Prinzessin Thyra (geb. 29. Sept. 1853), die ihm fünf Kinder, 28. Okt. 1880 auch einen Erbprinzen, Prinz Georg Wilhelm, gebar. Als 18. Okt. 1884 Herzog Wilhelm von Braunschweig ohne direkte Erben starb, ergriff C. als Haupt des Welfenhauses durch Patent von demselben Tag vom Herzogtum Braunschweig Besitz, indem er erklärte, der deutschen Reichsverfassung gemäß regieren zu wollen. Da er indes auf Hannover nicht verzichtete, vielmehr in einem Brief an die Königin Viktoria schon 1878 erklärt hatte, daß seine Anerkennung der Reichsverfassung keineswegs die Aufgabe seiner hannöverschen Erbansprüche bedeute, so beachtete die Braunschweiger Regentschaft das Patent des Herzogs nicht, und auf Antrag Preußens erklärte der Bundesrat 2. Juli 1885, daß die Regierung des Herzogs von C. in Braunschweig mit den Grundprinzipien der Bundesverträge und der Reichsverfassung nicht vereinbar sei. Doch gelangte C. in den Besitz des Privatvermögens des Herzogs Wilhelm. Er residiert zu Gmunden in Oberösterreich.

Cumberland (spr. kömberländ), 1) Richard, engl. Moralphilosoph, geb. 1632 zu London, wurde 1691 Bischof von Peterborough; starb 1718 daselbst. C. ist in seinem Hauptwerk: "De legibus naturae disquisitio philosophica" (Lond. 1672, 3. Aufl. 1694), als Gegner von Hobbes aufgetreten, dessen egoistischem Selbsterhaltungstrieb er als Grundlage der Moral die Thatsache entgegensetzt, daß der Mensch von Natur ein geselliges, zum Wohlwollen geneigtes Wesen und das Gesetz seiner Natur zwar die Rücksicht auf das eigne, zugleich aber die Rücksicht auf das allgemeine Wohl sei, denn der Weg des Einzelnen zu seinem ist nichts andres als der Weg aller zum gemeinsamen Wohl. Gesetz der Moral ist daher das Wohlwollen als Naturgesetz des Menschen, das größte Wohlwollen aber die allgemeine Liebe, welche nicht nur alle vernünftigen Wesen und Gott selbst umfaßt, sondern ohne welche kein Eifer für das menschliche Wohl möglich ist.

2) Richard, engl. Bühnendichter und Schriftsteller, geb. 19. Febr. 1732 zu Cambridge als Sohn des Bischofs von Kilmore, Denison C., und Enkel des berühmten Philologen Bentley, studierte in seiner Vaterstadt, war erst Geheimer Sekretär des Lords Halifax, dann Kronagent für die Provinz Neuschottland und Sekretär bei dem Handelskollegium, begab sich 1780 als geheimer Gesandter Englands an die Höfe von Madrid und Lissabon, womit für ihn bedeutende finanzielle Verluste verknüpft waren, zog sich nach Auflösung der Handelskammer nach Turnbridge zurück und widmete sich hier ausschließlich litterarischen Beschäftigungen. Er starb 7. Mai 1811 in Dürftigkeit. Den Ruf seines ersten litterarischen Versuchs, "Summer's tale" (1765), verdunkelten bald seine Bühnenstücke: "The brothers" und "The Westindian" (1769), und noch heute zählt letzteres zu den besten Komödien Englands. Die vorzüglichsten seiner übrigen Lustspiele, die ihm den Namen des englischen Terenz erwarben, sind: "The fashionable

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