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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Cunha; Cunitz; Cunningham

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Cunha - Cunningham.

kopf) nannten. Die Taktik des von einem C. angegriffenen Feindes bestand gewöhnlich darin, in der entgegengesetzten Figur, der römischen V ähnlich (forceps, Zange), den Keil aufzunehmen und einzuschließen. Auch bei Seetreffen übte man dies Manöver. C. war auch Name der keilförmigen Abschnitte, in welche die Sitzstufen im Zuschauerraum des römischen Theaters durch strahlenförmige Treppen gegliedert wurden. Die Cunei des römischen entsprechen den Kerkides des griechischen Theaters. S. Cavea.

Cunha (spr. kunnja), 1) Tristam da, portug. Seefahrer, machte mehrere Expeditionen der Portugiesen im Anfang des 16. Jahrh. mit, besonders die des Vizekönigs von Indien, Almeida, gegen den König von Kalkutta, worauf er mit fünf reichbeladenen Fahrzeugen nach Europa zurückkehrte. An der Spitze einer Gesandtschaft an Papst Leo X. erlangte er für Portugal eine Schenkungsurkunde über alle Länder, die mit portugiesischen Waffen den Ungläubigen entrissen werden würden. Er starb um 1550. Camoens hat ihm in seiner "Lusiade" (Gesang X) ein ehrenvolles Denkmal gesetzt.

2) Nuno da, Sohn des vorigen, geb. 1487, folgte seinem Vater nach Indien und später nach Rom. Er war Finanzminister, als Johann III. ihn 1528 zum Generalgouverneur von Indien ernannte. C. bemächtigte sich Mombasas, legte dem König einen neuen Tribut auf und durchzog die Küste von Malabar. Sein Versuch, Diu zu nehmen, scheiterte; dagegen erbaute er 1535 eine Festung bei Diu, gewann durch List die Stadt und sicherte sich durch seine Mäßigung gegen die Einwohner ihren Besitz. Von seiner Regierung seiner Würde entsetzt und zurückgerufen, starb er auf der Reise. Auch seinen Namen verewigte Camoens.

Cunitz, August Eduard, protest. Theolog, geb. 29. Aug. 1812 zu Straßburg, leitete seit 1836 mit seinem Lehrer und Freund Reuß (s. d.) die Theologische Gesellschaft daselbst, habilitierte sich 1837 im protestantischen Seminar und wurde 1857 außerordentlicher, 1864 ordentlicher Professor an demselben; die gleiche Stelle bekleidet er auch seit 1872 in der theologischen Fakultät. Mit Reuß gab er heraus die "Beiträge zu den theologischen Wissenschaften" (1847 ff.) und seit 1863 die sämtlichen Werke Calvins, in der Nachfolge von Baum seit 1883 Bezas "Histoire ecclésiastique des églises réformées". Unter seinen übrigen Veröffentlichungen nennen wir: "De Nicolai II. decreto de electione pontificum" (1837); "Considérations historiques sur le développement du droit eccl. prot. en France" (1840); "Historische Darstellung der Kirchenzucht unter den Protestanten" (1843); "Ein katharisches Ritual" (Jena 1853).

Cunningham (spr. könning-äm), 1) Allan, schott. Dichter, geb. 7. Dez. 1784 zu Blackwood unweit Dalswinton in der Grafschaft Dumfries, war Maurer und wollte sich dann dem Baufach widmen, gab aber, als seine ersten Lieder, darunter die bekannte Ballade "Bonnie Anna", Beifall fanden, jenen Plan auf, ging 1810 nach London, um sich litterarischen und Kunststudien zu widmen, und wurde Mitarbeiter an einigen Journalen. Eine gesicherte Stellung als Schreiber und Oberaufseher erhielt er 1814 in den Etablissements des ihm befreundeten Bildhauers Chantrey. Er starb 29. Okt. 1842 in London. Seine poetischen Werke (teils Originaldichtungen, teils Sammelwerke) sind: das Drama "Sir Marmaduke Maxwell" (Lond. 1822), mit einer bisweilen schönen Sprache, aber in der Führung der Handlung schwach; "The mermaid of Galloway"; die Sammlung "The legend of Richard Faulder and twenty Scottish songs" (1822; deutsch, Leipz. 1823); die trefflichen "Traditional tales of the English and Scottish peasantry" (1822, 2 Bde.; neue Ausg. 1874; deutsch, Leipz. 1823); "The songs of Scotland ancient and modern", eine Auswahl schottischer Lieder seit den Zeiten der Maria, mit historischen Anmerkungen (1825, 4 Bde.), und "The maid of Elvar" (ein ländliches Epos, 1832). In seinen Liedern und Balladen hat C. den eigentümlichen Ton des altschottischen Volksgesangs getroffen wie nach Burns kein andrer Dichter; auch seine übrigen Gedichte zeichnen sich durch frischen Nationalsinn und energische Empfindung aus. Weniger glücklich war er bei seiner übersprudelnden Phantasie, die ihn oft die Grenze der Wahrheit überschreiten ließ, auf dem Felde der Romandichtung. Weder "Paul Jones" (1826, 3 Bde.; deutsch, 2. Aufl., Dresd. 1842), noch "Sir Michael Scott" (1828, 3 Bde.; deutsch, Leipz. 1829), noch endlich "Lord Roldan" (1836; deutsch, Leipz. 1837) ist ein Kunstwerk zu nennen. Verdienstlicher sind seine für Murrays "Family library" geschriebenen "Lives of the British painters, sculptors and architects" (1829 f., 6 Bde.; neue Ausg. 1880) und seine "Biographical and critical history of the British literature of the last fifty years" (1834; deutsch, Leipz. 1834). Sein Taschenbuch "The annuary" (1829) erschien nur einmal. Seine letzte, nur zwei Tage vor seinem Tod vollendete Arbeit war sein "Life of Sir David Wilkie" (1842, 3 Bde.). Auch besorgte er eine vortreffliche Ausgabe der Werke seines Landsmannes Robert Burns mit Anmerkungen und Biographie (zuerst Lond. 1834; 2. Ausg. 1835, 8 Bde.; zuletzt 1864 in 1 Bd.). Cunninghams "Poems and songs" gab sein Sohn Peter heraus (Lond. 1847); sein Leben beschrieb D. Hogg (das. 1875).

2) Richard, Botaniker, Bruder des vorigen, geb. 12. Febr. 1793 zu Wimbledon, erlernte die Gärtnerei, war fast sechs Jahre lang in Kensington bei der Redaktion des systematischen Verzeichnisses des "Hortus Kewensis" beschäftigt, den Aiton herausgab, trat dann als Obergehilfe in den Garten zu Kew und ward 1832 Aufseher des botanischen Gartens in Sydney, wo er verschiedene neue Kulturen, namentlich edler Weinsorten, einführte. Er bereiste 1833 das Innere von Neuseeland und schloß sich 1835 der Expedition des Majors Mitchell zur Erforschung des Darlingstroms an, auf welcher er 24. April d. J. von den Eingebornen erschlagen wurde. Er schrieb: "Two years in New South Wales" (Lond. 1827).

3) Peter, engl. Litterator und Kunsthistoriker, Sohn von C. 1), geb. 17. April 1816 zu London, war seit 1834 im Rechnungsamt angestellt, wo er 1854 zum Hauptsekretär emporstieg, legte 1860 seine Stelle nieder und starb 18. Mai 1869 zu St. Albans. Seine litterarische Laufbahn eröffnete er mit einer Biographie des schottischen Dichters William Drummond (Lond. 1835) und den "Songs of England and Scotland" (1835, 2 Bde.); hierauf folgten eine neue Ausgabe von Campbells "Specimens of the British poets" (1841), das sehr umsichtige "Handbook for visitors to Westminster Abbey" (1842), das nicht minder treffliche "Handbook of London" (2. Aufl. 1850) und das Werk "Modern London" (3. Aufl. 1854), worin er die Geschichte und die gegenwärtigen Verhältnisse Londons charakterisiert. Er besorgte ferner neue Ausgaben von Goldsmiths Werken (1854, 4 Bde.), von Johnsons "Lives of the poet" (1854) und Hor. Walpoles Briefen (1857-^[BINDESTRICH!]

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