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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Cypern

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Cypern.

die Kartoffel, in den Ebenen die Kolokasie; Tabak und Baumwolle wenig. Der Weinbau gedeiht bis über 1000 m Höhe, wird aber vernachlässigt; nur etwa 60 qkm sind mit Reben bepflanzt. Der Cyperwein ist seit dem Altertum hochberühmt, leider aber hat die englische Verwaltung die früher drückende Besteuerung des Weinbaues beibehalten. Das vorzüglichste Gewächs ist der Vino della Commanderia, so genannt, weil die Strecke (bei Limisso), auf der er gewonnen wird, einst eine Kommende der Templer war. Der Ölbaum wird ebenfalls vernachlässigt, und bei der Anwendung höchst unvollkommener Pressen geht ein großer Teil des wertvollen Materials verloren. Bedenklich wird die Zunahme der Heuschrecken (Stauronotus), die nur mit der Pflugschar wirksam bekämpft werden können. Gleicherweise vernachlässigt sind die Vieh- und die Seidenzucht sowie die ehemals so berühmte Bienenzucht, welch letztere dennoch jährlich ca. 800,000 kg Honig und 200,000 kg Wachs produziert. Von Haustieren trifft man nur Ziegen, Schafe und Schweine. Die sonstige Thätigkeit der Bewohner, deren Zahl sich 1881 auf 186,173 (95,015 männliche, 91,158 weibliche; etwa ¾ Christen, ¼ Mohammedaner; der Sprache nach 42,638 Türken und 140,793 Griechen, ferner einige Hundert Araber und Engländer etc.) belief, beschränkt sich auf Fabrikation von Teppichen, Baumwoll- und Seidenzeugen, Töpferwaren und feinem Leder. Die Ausfuhr besteht (außer in Wein) hauptsächlich in Salz, starken Stiefeln, Rosinen, Johannisbrot, Baumwolle, und die Einfuhr umfaßt namentlich Textilwaren, Zucker, Tabak, Reis. Die Hauptstadt der Insel ist Levkosia (ehemals Nicosia genannt), Sitz eines Erzbischofs, unter welchem die Bischöfe von Bapho, Larnaka und Kerynia stehen; der vorzüglichste Hafen- und Handelsplatz ist Larnaka. An der Ostküste liegt Famagusta, an der Westseite Bapho, das alte Paphos. Verwaltet wird die in sechs Distrikte geteilte Insel von einem von der Königin von Großbritannien ernannten High Commissioner, der zugleich Oberstkommandierender ist, und dem ein gesetzgebender Rat von 4-8 Mitgliedern, welche zur Hälfte von der Krone aus den Beamten, zur Hälfte aus angesehenen Einwohnern gewählt werden, zur Seite steht. Die Einnahmen betrugen 1884/85: 172,063 Pfd. Sterl., die Ausgaben 112,037, wozu noch der Tribut an die Türkei mit 92,746 Pfd. Sterl. kommt, so daß England ein Defizit von 32,720 Pfd. Sterl. zu decken hatte.

Geschichte. Die ersten Bewohner Cyperns waren Semiten vom Stamm der Chetiter. Sehr früh siedelten sich Phöniker an, gründeten die bedeutendsten Städte der Insel, wie Salamis, Paphos, Amathus, Soloi u. a., und verpflanzten ihre Götterkulte dahin. Später kamen griechische Einwanderer verschiedener Stämme, vorzugsweise Ionier und Dorier, welche mehrere (neun) monarchische Kleinstaaten gründeten. Seit dem 8. Jahrh. v. Chr. war C. dem assyrischen Reich unterworfen, unter welchem aber die griechischen und phönikischen Fürsten als Vasallen weiterherrschten. Nach dem Fall von Assyrien übte Tyros eine Art Oberherrschaft, bis Amasis von Ägypten es um 560 eroberte. Mit Ägypten kam C. 525 unter die persische Herrschaft, der es die Griechen 478-449 entrissen. 410 vereinigte König Euagoras von Salamis die ganze Insel zu einem der Sprache nach schon fast ganz griechischen Reich und behauptete nach längern Kämpfen gegen den König Artaxerxes II. seine Selbständigkeit bis an seinen Tod 374. Nach der Schlacht bei Issos unterwarf sich C. 333 Alexander d. Gr. Nach Alexanders Tod wurde die Insel ein Zankapfel zwischen Antigonos und Ptolemäos I., an deren Kämpfen sich auch die kleinen Fürsten der Insel beteiligten. Ptolemäos blieb endlich Sieger und vereinigte C. wieder mit Ägypten. Doch überließen es die Ptole-^[folgende Seite]

^[Abb.: Karte der Insel Cypern.]

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