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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Cypĕrus; Cypervitriol; Cyperwein; Cypraea; Cypresse

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Cyperus - Cypresse.

mäer zeitweise einem jüngern Zweig ihres Hauses als Sekundogenitur. 58 machte es Cato zu einer mit Kilikien vereinigten römischen Provinz. Cäsar und Marcus Antonius gaben zwar der Insel wieder mehrere Fürsten aus dem Geschlecht der Ptolemäer zu Herrschern; aber Augustus machte sie nach der Schlacht bei Actium zur Konsularprovinz. Von dieser Zeit an wird C. in der alten Geschichte kaum mehr erwähnt. Bei der Teilung des Römerreichs fiel es dem oströmischen Reich zu und wurde von Statthaltern aus kaiserlichem Geblüt regiert. In diese Zeit fällt der Aufstand der Juden unter Artemon, der den kaiserlichen Befehl zur Folge hatte, daß kein Jude je wieder die Insel betreten dürfe. Von den Sarazenen 647 zweimal erobert, fiel C. doch jedesmal an die Byzantiner zurück. Von den kaiserlichen Statthaltern machte sich Komnenos I. unabhängig, nahm den Kaisertitel an, und seine Nachkommen behaupteten den Thron, bis Richard Löwenherz, der 1191 auf seinem Kreuzzug in 25 Tagen die ganze Insel eroberte, den komnenischen Kaiser Isaak gefangen nahm und C. um 25,000 Mk. Silber an die Tempelherren verkaufte, welche es jedoch an England zurückgaben, worauf Richard 1193 den König von Jerusalem, Guido von Lusignan, damit belehnte. Unter der Herrschaft der Lusignans blühte C. wieder auf. Nachdem mit Hugo II. 1267 die männliche Linie des Hauses Lusignan ausgestorben war, bestieg ein natürlicher Sprößling desselben, Hugo III., Sohn des Prinzen Heinrich von Antiochia, den Thron von C. Einer seiner Nachkommen, Jakob II., hatte eine Venezianerin, Caterina Cornaro (s. d.), zur Frau, welche 1489 ihre Rechte auf die Herrschaft von C. der Republik Venedig überließ, die sich im Besitz derselben behauptete, bis 1570 der Feldherr des Sultans Selim II. nach der tapfersten Gegenwehr des Marco Antonio Bragadino (s. d.), der elf Monate lang Famagusta verteidigte, die Insel eroberte und dem türkischen Reich einverleibte, wobei 20,000 Christen niedergehauen, 2000 zu Sklaven gemacht und große Schätze erbeutet wurden. Den Türken selbst soll die Eroberung der Insel 50,000 Mann gekostet haben. Mehemed Ali bemächtigte sich im Juli 1832 auch Cyperns und wurde 1833 von der Pforte förmlich damit belehnt; aber schon 1840 kam die Insel an die Pforte zurück. Durch den Vertrag vom 4. Juni 1878 wurde C. an England abgetreten; doch behielt sich der Sultan seine Souveränitätsrechte sowie den Überschuß der Einnahmen über die Ausgaben vor. Später verpflichtete sich England zur Zahlung eines Tributs von 92,746 Pfd. Sterl. an die Pforte. 1882 erhielt C. eine neue Verfassung. Vgl. Engel, Kypros (Berl. 1841); Unger und Kotschy, Die Insel C. (Wien 1865); v. Löher, C., Reiseberichte (Stuttg. 1878); J. ^[richtig: S. W. für Samuel White] Baker, C. im Jahr 1879 (deutsch, Leipz. 1880); Cesnola, C., seine alten Städte, Gräber und Tempel (deutsch, Jena 1879); Mas Latrie, Histoire de l'île de Chypre sous le règne des princes de la maison de Lusignan (Par. 1851-61, 3 Bde.); Derselbe, L'île de Chypre, sa situation présente, etc. (das. 1878); v. Löher, C. in der Geschichte (Berl. 1878); Holwerda, Die alten Kyprier in Kunst und Kultus (Leiden 1885). Eine umfassende Karte von C., aufgenommen von Kitchener und Grant, erschien zu London 1885 (15 Bl. in 1:63,360).

Cypĕrus L. (Cypergras), Gattung aus der Familie der Cyperaceen, ein- oder mehrjährige Riedgräser mit beblätterten, selten blattlosen, blütentragenden Halmen, meist flachen Blättern, gebüschelten oder zu Köpfchen und einfachen oder zusammengesetzten Dolden geordneten, vielblütigen, zusammengedrückten Ährchen und dreikantiger Frucht. Etwa 350 Arten, meist in wärmern Ländern. C. esculentus L. (Erdmandel, Kaffeewurzel), perennierend, in Südeuropa, dem Orient, Nord- und Südafrika, wird vielfach kultiviert wegen der an den Ausläufern sich bildenden mehlreichen Knollen, die süß und nußartig schmecken, roh, gekocht und gebraten gegessen werden und auch ein goldgelbes, sehr wohlschmeckendes und angenehm riechendes Öl liefern. Geröstete Erdmandeln dienen als Kaffeesurrogat. Sie enthalten etwa 27 Proz. Stärkemehl, 14 Proz. Rohrzucker, 7 Proz. Dextrin und Salze, 14 Proz. Zellstoff, 19 Proz. Fett (nach andern Angaben viel weniger) etc. Früher waren sie unter den Namen indianische Süßwurzel, arabische Zuckerwurzel offiziell. Von C. longus L. (wilder Galgant), an Gräben und Sümpfen im südlichen und mittlern Europa sowie in England, ausdauernd, war sonst der wohlriechende, gewürzhaft-bitterliche, etwas zusammenziehende Wurzelstock (lange oder europäische Cyperwurzel, wilde Galgantwurzel) offizinell. Von C. officinalis Nees, in Südeuropa, Nordafrika, Arabien, und C. rotundus L., in Südasien und Neuholland, erhält man die runde oder orientalische Cyperwurzel. Es sind dies die länglichrunden, pflaumengroßen, geringelten, dunkelbraunen, innen rötlichweißen Knollen, die beim Zerstoßen gewürzhaft riechen und bitterlich, ingwerartig schmecken. C. textilis Thumb. (Flechten-Cypergras), mit rundlichem Schaft und zusammengesetzter Dolde in zwölfblätteriger Hülle, wird in Südafrika über mannshoch und nicht dicker als eine Taubenfeder, aber mit 15 cm langen Hüllblättern. Die Hottentoten flechten daraus dichte, wasserhaltige Körbe. Die Faser dient zur Papierfabrikation. Als Zierpflanze wird besonders das zierliche C. alternifolius L., aus Madagaskar, mit schirmartig gestellten Blättern an 75 cm langen Halmen, kultiviert.

Cypervitriol, s. v. w. Kupfervitriol.

Cyperwein, s. Cypern und Griechische Weine.

Cypraea, Porzellanschnecke.

Cypresse (Cupressus Tourn.), Gattung aus der Familie der Koniferen, immergrüne Bäume oder Sträucher mit zerstreuten oder gebüschelten, abstehenden oder aufrechten Ästen, von den Blättern allseitig bedeckten, häufig vierkantigen Zweigen, dekussierten, vierreihig dachziegeligen, mit der größern untern Hälfte angewachsenen, mit der schuppenförmigen Spitze freien, auf dem Rücken meist mit einer Öldrüse versehenen Blättern, monözischen Blüten auf verschiedenen Ästen und rundlichen Zapfen mit geflügelten Samen. Elf Arten in den wärmern Gebieten der nördlichen Hemisphäre, besonders in den Gebirgen von Persien, Ostindien, China, Mexiko und Kalifornien. Die immergrüne (gemeine) C. (C. sempervirens L.), ein Baum aus dem wärmern Persien, vielleicht auch aus dem Himalaja, seit sehr langer Zeit in Südeuropa, Kleinasien, Nordafrika eingeführt, wird 30 m hoch und ähnelt im Wuchs der italienischen Pappel; doch kultiviert man außer der säulenförmig (fälschlich pyramidenförmig genannt) wachsenden Hauptform noch eine mit ziemlich wagerecht stehenden Ästen, welche eine wirkliche Pyramide bildet (C. horizontalis Mill.). Junge Cypressen gedeihen nicht im südwestlichen Deutschland. Der Baum gelangte aus seiner Heimat im Gefolge des iranischen Lichtdienstes weiter nach Westen; in der schlanken, obeliskenartigen Gestalt der C. schaute die Zendreligion das Bild der heiligen Feuerflamme, und durch ganz Iran prangte sie in alten Exemplaren vor den

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]