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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dach; Dacha; Dachau

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Dach - Dachau.

Kreuzdach (Fig. 3). Das gebrochene, neufranzösische oder Mansardendach (Fig. 4), so genannt von seinem Erfinder François Mansard, besteht aus einem steilen untern und einem flachen obern Teil, kam zuerst in Paris in Aufnahme, wo man durch seine Anwendung eine den Etagenbau beschränkende Verordnung umgehen konnte und fand später auch in andern Ländern ziemlich allgemeine Verbreitung. Bei dem holländischen oder Walmdach liegen auf den beiden Giebelmauern, die entweder mit den Hauptmauern in gleicher Höhe abgeschnitten (Fig. 5), oder etwa zwei Drittel der Breite des Gebäudes über jene hinaufgeführt sind (Fig. 6), Dachflächen, welche dann Halbwalme, Krüppelwalme, Kühlenden oder welsche Hauben heißen. Diese Dächer findet man häufig auf frei stehenden Häusern. Das Zeltdach (französisch pavillon, Fig. 7), eine Untergattung des Walmdaches, bildet eine flache Pyramide auf einer regelmäßigen quadratischen Grundfläche. Auf Türmen gestaltet sich dasselbe zur aufstrebenden schlanken Pyramide. Das Kegeldach (Fig. 8) bildet die Überdeckung eines runden Gebäudes oder Gebäudeteils. Dächer mit gekrümmten Sparren sind: das Tonnen- oder Cylinderdach mit kreissegmentförmigen oder parabolischen Sparren und rechteckiger Grundfläche, das Kuppeldach, dessen Querdurchschnitte Halbkreise, Kreissegmente oder Parabeln und dessen Grundflächen Kreise oder regelmäßige Vielecke sind, und das geschweifte D. wie das Kaiserdach (Fig. 9) und die Zwiebelkuppel (Fig. 10), welches aus ein- und ausgeschweiften, in einer Spitze zusammenlaufenden Dachflächen besteht und sich namentlich an ältern Kirchtürmen findet. Die Dächer bestehen aus dem Dachstuhl (s. d.) und der Dachdeckung (s. d.).

Geschichtliches. Ursprünglich bestanden die Wohnungen der Menschen lediglich aus einem D., das auf dem Boden stand. Als sich dieselben in von Mauern umschlossene Bauwerke verwandelten, auf welchen das D. ruhte, nahm dasselbe verschiedene Formen an. Die Dächer der Morgenländer waren und blieben flach, waren mit Backsteinen gemauert, mit breiten Steinen oder mit einer Erdschicht, oft auch mit Marmor- oder Metallplatten belegt und mit einer gegen den Hof zu niedrigen, nach der Straße hin höhern Brustwehr versehen. Mitten darüber ging ein Kanal, aus dem das Regenwasser in den Hof herabfloß. Auf dem D. hielt man sich bei gutem Wetter auf, um freie Luft und Aussicht zu genießen; hier badete, speiste, schlief man in den Sommermonaten etc., weshalb auch Gärten, Fischbehälter, Bäder etc. sich daselbst befanden, was sich bis jetzt erhalten hat. Waren die Häuser von gleicher Höhe, so konnte man von D. zu D. gehen. Runde und gewölbte Dächer waren selten und galten für sehr prächtig. Die Dächer der Griechen hatten insgemein eine mehr oder minder flache Erhöhung und sprangen in den ältesten Zeiten weit über das Gebäude hervor, was aber wegen Verfinsterung der Straßen von Aristides, Themistokles und dem Areopag verboten wurde. In spätern Zeiten bildeten bei prächtigern Wohngebäuden die platten Dächer künstliche, mit Säulen ausgeschmückte Altane, an welchen große, mit Bildsäulen verzierte Erker hervorragten. Die Tempel hatten zum Teil gar keine Dächer; sonst war das D. gewöhnlich von Stein, bei runden Tempeln gewölbt, bei viereckigen dreiseitig prismatisch, bei letztern gewöhnlich mit einem mit Basreliefs geschmückten Giebel oder Frontispiz. Die römischen Wohnhäuser hatten oft nach orientalischer Sitte ein plattes D. mit ungefähr 20 Proz. Gefälle zur Ableitung des Regenwassers, oft mit Gärten, selbst Obst- und andern Bäumen besetzt. Häufiger waren aber schiefe Dächer, die den neuern Pultdächern glichen. Öffentliche Gebäude, besonders Tempel, bekamen entweder ein rundes oder ein Satteldach, das ungefähr ein Achtel der Breite zur Höhe hatte, wodurch zwei Giebel, die Hauptzierde der Tempel, entstanden. Gegen das Ende der Republik ging diese Dachgattung auch auf die Wohnhäuser über, und Cäsar war einer der ersten, die ihren Häusern solche Giebel gaben. Diese Dächer waren mit Hohlziegeln statt der frühern Schindeln gedeckt, indem man wahrscheinlich zuerst solche Ziegel aufnagelte, die an beiden Seiten einen erhabenen Rand hatten, und dann da, wo die Ränder der beiden Ziegel zusammenstießen, einen Hohlziegel in Kalk auflegte, um alle Fugen zwischen den untern Ziegeln gehörig zu decken.

Dach (in der Geologie), s. Hangendes.

Dach, Simon, Liederdichter, geb. 29. Juli 1605 zu Memel, wo sein Vater Dolmetsch der litauischen Sprache war, besuchte die Schulen zu Memel, Königsberg, Wittenberg und Magdeburg, studierte in Königsberg Theologie und Philosophie, ward 1633 Kollaborator und 1636 Konrektor an der Domschule daselbst und infolge eines dem Kurfürsten von Brandenburg geweihten Gedichts 1639 Professor der Dichtkunst. Der Tod seines Freundes, des Dichters Robert Roberthin (1648), versenkte ihn in tiefe Schwermut; er starb 15. April 1659. Seine zahlreichen geistlichen und weltlichen Lieder sind in verschiedenen Sammlungen und fliegenden Blättern zerstreut, besonders in den "Geistlichen Arien" des Organisten Heinrich Albert (4. Aufl., Königsb. 1652-54; nachgedruckt, Leipz. 1657). Die Gelegenheitsgedichte auf das kurbrandenburgische Haus erschienen nach seinem Tod unter dem Titel: "Kurbrandenburgische Rose, Adler, Löwe und Zepter" (Königsb. 1661). Eine kritische Ausgabe seiner "Gedichte" veranstaltete Österley (Litterar. Verein in Stuttgart, 1877). Eine Auswahl seiner weltlichen Gedichte befindet sich in Müllers "Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrhunderts", Bd. 5 (Leipz. 1823); eine neue gab Österley (das. 1876) heraus. D. war das Haupt der Königsberger Dichtergruppe, welche sich von den schlesischen Poeten der Zeit dadurch unterschied, daß ihre Mitglieder den Zusammenhang mit der naivern volksmäßigen Lyrik früherer Zeit bis zu einem gewissen Punkt bewahrten. So brachte auch D. wohl in rhetorisch-prunkhaften Gedichten der Gelehrtenpoesie seiner Zeit sein Opfer, traf aber in andern weltlichen und geistlichen Liedern den Ton echter Empfindung. Sein bekanntes "Anke von Tharau" z. B. (ein niederdeutsches Gedicht, zur Hochzeit seines Freundes, des Pfarrers Portatius, mit Anna Neander in des Bräutigams Namen verfaßt) ward zum Volkslied; das "Lob der Freundschaft" klingt wie aus einem bessern Jahrhundert, und seine geistlichen Lieder: "Sei getrost, o meine Seele", "Ich bin ja, Herr, in deiner Macht" u. a. stehen in jener Zeit nur den Gerhardtschen nach. Überwiegend ist bei ihm wie bei seinen Genossen eine weiche, elegische Stimmung über die Hinfälligkeit und Vergänglichkeit des menschlichen Lebens. Vgl. Gebauer, Simon D. und seine Freunde als Kirchenliederdichter (Tübing. 1828).

Dacha, in Südafrika wilder Hanf, der von Kaffern, Hottentoten und Buschmännern rein oder mit Tabak vermischt geraucht wird.

Dachau, Marktflecken mit städtischer Verfassung im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, 505 m ü. M., auf