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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Daler; Dalhousie; Dali; Dalias; Dalibor von Ronojed; Dalimil; Dalin

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Daler - Dalin.

Gaues. Andre Orte desselben waren: Meißen, Doblin (Döbeln), Grimmi (Grimma), Rocheletz (Rochlitz), Oszechs (Oschatz), Gana oder Jana, slawische Hauptfestung (vielleicht Jahna an der Jahne), Coloci (Kolditz an der Mulde). Die slawischen Bewohner des Gaues, ein Hauptstamm der Sorben, nannten sich Glomaci und waren wahrscheinlich Verwandte der in das alte Dalmatien eingewanderten Wenden, weshalb sie bei den Deutschen meist nur Daleminzier, Dalamanter, Dalmaten oder Dalmatier hießen. Ludwig der Deutsche zwang sie, mit Heeresmacht in ihr Gebiet eindringend, 856 zur Zinspflichtigkeit. Allein sie empörten sich in den folgenden Jahrzehnten wiederholt und gaben 908, wo sie die Ungarn zu Hilfe riefen, den Anlaß zu deren verheerenden Einfällen in Deutschland. Erst König Heinrich I. gelang ihre endgültige Unterwerfung, der 927 ihre Hauptfestung Jana eroberte. Um weitere Abfälle zu verhüten, errichtete Heinrich in ihrem Lande die Mark Meißen (s. d.). Das slawische Grundeigentum fiel den sächsischen Kriegern anheim, die Slawen selbst wurden leibeigen. Seitdem verschmilzt die Geschichte der Daleminzier mit der Geschichte der Markgrafschaft Meißen.

Daler, frühere schwed. Geldrechnungseinheit, à 4 Mk. oder 32 Ör in Silber- oder Kupferwährung, wobei 1 D. Silber- = 3 D. Kupferwährung war. 1 Riksdaler Spezies war = 6 D. Silberwährung, 1 D. Silberwährung = 77,04 Pf. deutscher Währung.

Dalhousie (spr. delhausi), Name einer 1656 m ü. M. im äußern Himalaja gelegenen Gesundheitsstation im englisch-indischen Reich im Pandschab, Distrikt Gurdaspur, genannt zu Ehren des Generalgouverneurs über Indien zwischen 1848 und 1851, Lord D. Sie zählt (1880) 1600 Einw.

Dalhousie (spr. delhusi oder -hausi), 1) James Andrew Broun-Ramsay, Marquis von, Generalgouverneur von Britisch-Indien, geb. 22. April 1812, Sprößling einer alten schottischen Familie, studierte in Oxford, gelangte 1837 für die Grafschaft Haddington ins Unterhaus und 1838 nach seines Vaters Tod ins Oberhaus, wo er sich der Torypartei anschloß. Im J. 1843 ward er Vizepräsident, 1845 Präsident des Handelsamtes und Mitglied des Geheimen Rats; in diesen Ämtern verteidigte er die Aufhebung der Kornzölle und widmete den Eisenbahnfragen besondere Aufmerksamkeit. Nachdem er im Juli 1846 mit dem Ministerium Peel zurückgetreten war und es abgelehnt hatte, sein Amt unter Russell beizubehalten, ward er 1847 zum Generalgouverneur von Ostindien ernannt, wo er im Januar 1848 eintraf. Seine Regierung ist epochemachend für Indien geworden. Bald nach seiner Ankunft brach der zweite Pandschabkrieg aus, der 1849 nach manchen Wechselfällen mit Annexion des bisherigen Sikhstaats endete. Auch mit Birma wurde ein glücklicher Krieg geführt, der die Erwerbung des mittlern Teils der jetzigen britischen Provinz Birma zur Folge hatte. D. erhielt dafür 1849 den Dank des Parlaments und die Ernennung zum Marquis. Insbesondere segensreich war aber seine Verwaltung für die innere Entwickelung des Landes und namentlich die Ausbildung seiner Verkehrsmittel. Wesentlich auf seine Veranlassung entstand das meist durch Aktiengesellschaften erbaute Eisenbahnnetz; 4000 Meilen Telegraphenleitungen und 2000 Meilen Landstraßen wurden unter ihm angelegt. Auch die Errichtung von Gesundheitsstationen für Truppen wie Beamte sowie die Organisation einer geordneten Verwaltung im Pandschab wie in Birma war sein Verdienst. Fehlerhaft war dagegen sein Vorgehen gegen das dicht bevölkerte Königreich Audh, das im Herzen von Hindostan gelegen war. Schlechte Regierung und Nichterfüllung der Verträge, welche die Könige (Radschas) von Audh mit der ostindischen Regierung geschlossen hatten, führten zur Annexion dieses Landes; sie wurde nach Dalhousies Abtreten von der Regierung vollzogen, muß aber, als von D. eingeleitet, ihm zur Last gelegt werden. Die Vertreibung der Großen dieses Reichs aus ihrem erblichen Besitz war einer der wichtigsten Gründe für die Hartnäckigkeit, mit welcher der Aufstand von 1857 hier auftrat. Aus Gesundheitsrücksichten legte D. im März 1856 sein Amt nieder und lebte seitdem zurückgezogen in England. Er starb nach längern Leiden 19. Dez. 1860 auf seinem Stammsitz Dalhousie Castle. Vgl. Arnold, History of the Marquis of Dalhousie's administration of British India (Lond. 1863-64, 2 Bde.).

2) Fox Maule-Ramsay, Lord Panmure, Graf von, Vetter des vorigen, geb. 22. April 1801, diente bis 1831 in der Armee, trat 1835 ins Parlament, schloß sich den Whigs an und wurde nacheinander Unterstaatssekretär im Ministerium des Innern, Vizepräsident des Handelsamtes und 1846 Kriegsminister. Im J. 1852 verlor er dies Amt durch die Auflösung des Ministeriums Russell, erhielt es 1855 unter Palmerston wieder und führte dasselbe während der letzten Zeit des Krimkriegs und der Kämpfe mit Persien und China. In das neue Kabinett Palmerstons 1859 trat er nicht wieder ein. Er starb 6. Juli 1874 auf seinem Landsitz Brechin Castle in Schottland.

Dali, Vorgebirge, s. Idalion.

Dalias, Stadt in der span. Provinz Almeria, am Fuß der Sierra de Gador gelegen, mit (1878) 9361 Einw. In der Nähe eine Grotte mit Mineralquellen.

Dalibor von Ronojed, ein böhm. Ritter, nach welchem noch jetzt ein an der Nordostseite des Hradschin zu Prag gelegener alter Turm den Namen Daliborka führt, ward 1498 wegen Bauernaufwiegelung in den genannten Turm gesetzt und brachte es hier durch bloßes Üben ohne allen Unterricht zu einer außerordentlichen Virtuosität auf der Geige. Daher das Sprichwort "Etiam Daliborem fames musicam docet". D. wurde später hingerichtet. Das Ganze klingt sagenhaft, ist aber beglaubigt. Der genannte Turm, ein Rest der alten Befestigung des Hradschin, diente bis 1720 als Staatsgefängnis; als solches erscheint es gesetzlich seit 1564 angeführt.

Dalimil, böhm. Dichter und Geschichtschreiber des 15. Jahrh., aus Meseritz gebürtig, Domherr zu Altbunzlau, angeblich Verfasser einer sagenhaften tschechischen Reimchronik, die von Tschechs Ankunft in Böhmen bis 1314 reicht und sich eigentlich nur durch ihren antigermanischen Charakter auszeichnet. Sie erschien zuerst gedruckt in Prag 1620 unter dem Titel: "Kronika stará klástera Boleslavského etc." (neue Ausg. von Hanka, Prag 1849 und auf Grund einer ältern, in Cambridge gefundenen Handschrift von Jirecek in den "Fontes rerum bohemicarum", das. 1878); eine ältere deutsche gereimte Übersetzung wurde durch den Litterarischen Verein (Bd. 48) in Stuttgart von Hanka herausgegeben.

Dalin, Olof von, schwed. Dichter und Geschichtschreiber, geb. 29. Aug. 1708 zu Vinberga in Halland, widmete sich erst der Medizin, dann der Philosophie und Geschichte, ward 1737 Bibliothekar des Königs, 1749 Lehrer des Kronprinzen, nachmaligen Königs Gustav III., 1755 Reichshistoriograph, 1756 verabschiedet und vom Hofe verwiesen, 1761 wieder zu