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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dalloah; Dall' Ongăro; Dalm.; Dalmann; Dalmatien

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Dalloah - Dalmatien.

nach der Thronbesteigung des Sultans Abd ul Asis großen Einfluß gewann. Er starb 24. Mai 1872 in Neapel, nachdem er im März 1871 als Baron Dalling and Bulwer zum Peer erhoben worden war. Als Schriftsteller hat er sich einen geachteten Namen erworben durch die Schriften: "France, social, literary, political" (Lond. 1833, 2 Bde.; deutsch 1835-1836, 2 Bde.); "The monarchy of the middle classes" (das. 1834, 2 Bde.; deutsch, Aachen 1836, 3 Bde.); "Historical characters" (5. Aufl., Lond. 1875; deutsch, Leipz. 1871) und eine Biographie Palmerstons (bis 1846 reichend; 3. Aufl., Lond. 1871, 2 Bde.; deutsch bearbeitet von Ruge, Berl. 1871, nicht fortgesetzt), die von Ashley (1874) beendet wurde.

Dalloah, s. Palmzucker.

Dall' Ongăro, Francesco, ital. Dichter und Patriot, geb. 1808 zu Mansue, einem kleinen Ort in der Provinz Treviso, studierte Theologie auf dem Seminar della Salute zu Venedig, dann in Padua, nahm die kirchlichen Weihen und hielt nun Vorlesungen über humanistische Studien. Da man ihm 1835 das Predigen untersagte, ließ er sich nach Jahresfrist in Triest nieder, wo er eine große litterarisch-patriotische Thätigkeit entwickelte, bis er 1847 infolge einer freisinnigen Rede, die er bei einem zu Ehren Cobdens veranstalteten Bankett hielt, aus Triest ausgewiesen wurde. Von nun an führte D. das Leben eines Verbannten. Wir finden ihn zuerst in Siena, dann in Florenz, Mailand, Turin, Rom, Venedig. In letzterer Stadt gab er 1848 eine kleine populäre Zeitung: "Fatti e non parole", heraus (das Priestergewand hatte er längst abgelegt) und war der Hauptanstifter der Bewegung vom 11. August. Dann eilte er nach Rom, wo er Mitglied der Konstituierenden Versammlung ward und als Garibaldis Kommissar die "erste italienische Legion" organisierte. Nach dem Fall Roms verweilte er als Flüchtling erst in der Schweiz, dann in Belgien und Paris, bis ihm das Jahr 1859 die Rückkehr nach Italien eröffnete. Er wurde zum Professor der Litteratur in Florenz ernannt; zehn Jahre später folgte er einem Ruf an die Universität zu Neapel, wo er fortan blieb und 10. Jan. 1873 starb. Dall' Ongaros zahlreiche Schriften in Poesie und Prosa sind teils litterarischen, teils politischen Inhalts, aber alle von demselben edlen, liberalen und patriotischen Geiste durchdrungen. Wir nennen: "Poesie" (1840, 2 Bde.), denen er den ersten dichterischen Ruhm verdankte; die Dramen "Il Fornaretto", "I Dalmati" und "Marco Cralievic" (1834), "Bianca Capello", für die Ristori geschrieben und eins seiner berühmtesten Stücke, und "L'ultimo de' baroni" (1864); die Komödien "Fasma" (deutsch 1870) und "Il tesoro", ein nicht unglücklicher Versuch der Wiederherstellung zweier Menanderscher Stücke; ferner: "Novelle vecchie e nuove" (Flor. 1869), Szenen aus dem italienischen Leben (oft aufgelegt); "Fantasie drammatiche e liriche", Legenden, dramatische Stücke, Hymnen (das. 1866); "Racconti" (das. 1870); die berühmten "Stornelli italiani" (Mail. 1863), eine Art Volkslieder, die sehr populär wurden; "Alghe della laguna", Lieder im venezianischen Dialekt; "Poesie e scene vernacole" und "Storia dei diabolo", eine Dante-Studie. Ein Band "Scritti d'arte" erschien nach seinem Tod (Mail. 1873). Biographien von D. schrieben Barbiera (Vened. 1873), Mongeri (Mail. 1873) und De Gubernatis (Flor. 1875).

Dalm., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für J. W. ^[Johann Wilhelm] Dalmann (geb. 1787 zu Heinseberg, gest. 1828 in Stockholm; Entomolog).

Dalmann, Johannes, Hydrotechniker, geb. 4. März 1823 zu Lübeck, widmete sich nach einer dreijährigen Lehrzeit 1842 als Zimmermeister in Berlin technischen und naturwissenschaftlichen Studien, ward 1845 Wasserbaukondukteur und 1850 Wasserbauinspektor zu Hamburg. Auf einer Reise durch Belgien, Frankreich, Holland und England sammelte und verarbeitete D. ein reiches wissenschaftliches Material, welches er in einer epochemachenden Spezialschrift über "Stromkorrektionen im Flutgebiet" (Hamb. 1856) niederlegte. 1863 mit der obersten Direktion des Wasserbauwesens in Hamburg und Kuxhaven betraut, hat er Hamburgs Strom- und Hafenbauten, den mächtig gesteigerten Verkehrsbedürfnissen dieser Stadt entsprechend, in großem Maßstab umgestaltet. Er starb 27. Aug. 1875 in Wunsiedel.

Dalmatien, Königreich und österreich. Kronland, der südlichste Teil des Kaiserstaats, umfaßt ein schmales Küstengebiet an der Ostseite des Adriatischen Meers, das zwischen 44° 45' und 42° 10' nördl. Br. und zwischen 14° 45' und 18° 58' östl. L. v. Gr. liegt und im N. von Kroatien (ehemalige Militärgrenze), im O. von Bosnien, der Herzegowina und Montenegro, im S. und W. vom Meer begrenzt wird; ferner etwa 50 größere Inseln und zahlreiche Felseneilande (Scoglien). Im J. 1878 wurde auf Grund des Berliner Vertrags das Gebiet von Spizza (43 qkm) mit D. vereinigt. Die größte Länge des Landstrichs beträgt 556, die größte Breite 74 km, der Flächeninhalt 12,832 qkm (233 QM.). Durch die herzegowinischen Landstriche Klek und Sutorina wird das Festland in drei Teile geteilt.

[Physische Beschaffenheit.] Der Bodenbeschaffenheit nach ist D. eine von NW. gegen SO. zerfurchte Karstfläche mit einzelnen Berginseln und hohem Randgebirge. Auch die Reihe langgestreckter Inseln zeigt denselben Charakter. Festland und Inseln haben in der Regel steile, felsige Küsten und teilen die Kahlheit der Berge und die Wasserarmut. Am niedrigsten ist das Land zwischen der Küste und der Zermanja, in dem nur ausnahmsweise einzelne Höhen 600 m erreichen. Ein höheres Bergland erfüllt den Teil zwischen Kerka und Narenta (Smilaja, 1516 m). Der Hochkette des Vellebit an der kroatischen Grenze (Sveto Brdo, 1754 m), den eine Kunststraße (in 1008 m Höhe) überschreitet, folgt nach dem Einschnitt der Zermanja die Orlavica (1209 m), an die sich die Kette der Dinarischen Alpen anschließt, mit dem M. Dinara (1811 m, s. d.) und andern Gipfeln, welche gegen SO. niedriger werden, während das Küstengebirge an Höhe zunimmt. In diesem steigt der Mossor bis 1339 m, der wegen seines botanischen Reichtums berühmte Biokovo bis 1766 m auf. Die Berge im Ragusaner Gebiet stehen an Höhe zurück, die wenigsten erreichen 1200 m (Sniesnica 1241 m); dagegen findet man in der Landschaft Cattaro die höchsten Erhebungen Dalmatiens, darunter den Orjen mit 1898 m. Nur die größern südlichen Inseln zeigen bedeutendere Erhabenheiten (M. San Vito auf Brazza 785 m, San Niccolò auf Lesina 634 m, der Hum auf Lissa 592 m); die nördlichen sind niedrig, nur auf Arbe übersteigt ein Gipfel 400 m. Die geologische Formation bewirkt das Dasein zahlreicher Höhlen, unter welchen die Äskulapgrotte am Sniesnica und die Grotte von Verlicca nennenswert sind. Eigentliche Ebenen hat D. nicht; der größte ebene Raum befindet sich zwischen Knin und Ostrovizza, etwa 8 qkm groß. D. ist im ganzen ein wasserarmes Land. Die meisten kleinen Inseln haben kein Quellwasser. Man hilft sich daher überall mit Zisternen, zum Teil natürlichen, die durch Hunger-^[folgende Seite]