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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dampfkessel

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Dampfkessel (Armatur).

L mittels der Kurbel I und der Stange K drehbar, um bei der Einstellung des Betriebes das noch auf ihm befindliche Material in den Aschentopf M fallen zu lassen. G Kohlenrohr mit Fülltrichter H zur Beschickung des Rostes. Das Innere des Eisenblechcylinders C bildet den ersten Feuerzug, der Zwischenraum zwischen C und einem zweiten Blechcylinder D den zweiten, der Raum zwischen D und dem äußern Mantel E den dritten Feuerzug, von welchem sich oben der Schornstein abzweigt. Das Wasser tritt kontinuierlich unten in die innere Schlange ein und zwar in Form von heißem, durch einen Oberflächenkondensator aus dem Abdampf der zugehörigen Dampfmaschine erhaltenem Kondensationswasser und wird fast momentan in ein Gemisch von Wasserblasen und Dampf verwandelt, welches bei seinem Durchgang durch A und B allmählich an Wassergehalt verliert, bis es am untern Ende von B als ziemlich trockner Dampf zur Maschine abgeht. Dieser Kessel ist außerordentlich explosionssicher und bedarf zu seiner Aufstellung einer sehr geringen Grundfläche, weshalb er mit der dazu gehörigen Maschine für das Kleingewerbe sehr geeignet ist. Die Vertikalkessel im allgemeinen finden nur da zweckmäßige Verwendung, wo man auf eine eng bemessene Grundfläche angewiesen ist.

Über die Dampfkessel der sogen. feuerlosen Lokomotiven und die Heinemannsche Maschine s. Lokomotive; s. auch Dampfofen.

Dampfkesselarmatur.

Für den regelmäßigen und sichern Betrieb der D. sind noch eine Anzahl Apparate erforderlich, welche, unter dem Namen Dampfkesselarmatur (Montierung, Garnierung) zusammengefaßt, die Erwärmung und Zuführung des Speisewassers, das Ablassen des gesamten Kesselwassers, das Trocknen und Abführen des Dampfes, die Kontrollierung des Wasserstandes im Kessel, die Messung des im D. herrschenden Druckes etc. bezwecken.

Das Vorwärmen des Speisewassers. Häufig kann man wesentliche Ersparnisse an Brennmaterial machen und auch die Haltbarkeit des Dampfkessels verlängern, wenn man das Wasser vorwärmt, ehe man es in den D. leitet. Hierzu dienen die Vorwärmer (wohl zu unterscheiden von den ebenso benannten Siedern der Siederkessel mit Zwischenfeuerung). Als Wärmequelle benutzt man entweder die vom Kessel abziehenden Rauchgase oder den Abdampf der Dampfmaschine. Erstens ist nur dann zweckmäßig, wenn bei der normalen Arbeit des Kessels die Heizgase mit höherer Temperatur entweichen, als zur Herstellung hinreichenden Zugs erforderlich sein würde; letzteres findet bei Hochdruckdampfmaschinen ohne Kondensation statt. Fig. 27 (Tafel II) stellt Greens Economiser (Brennstoffsparer), einen Vorwärmer für Benutzung der abziehenden Heizgase, dar. Er steht in dem erweiterten Abzugskanal (Fuchs) aaaa und ist zusammengesetzt aus den Rohren bb und cc. Von den Rohren bb liegen 6-8 und mehr batterieartig nebeneinander und sind mit je 7 oder 8 vertikalen Rohren c von 1 qm Oberfläche versehen, deren für jede Pferdekraft des Dampfkessels eins anzubringen ist. Alle untern Rohre münden in das Zuleitungsrohr b' und die obern in das zum Kessel führende Rohr b''. Von der Grube e aus ist der Apparat durch g und g' zugänglich, f ist ein Sicherheitsventil (s. d.). Die Schaber d halten die Rohre rußfrei. Die mittels des abziehenden Dampfes wirkenden Vorwärmer bestehen entweder in einem gußeisernen Kasten, welcher vom Abdampf durchzogen wird, wobei er das auf eingelegten Platten in dünnen Schichten hinrieselnde Wasser bestreicht, oder aus einem System von Rohren, welche, im Innern vom Dampf durchströmt, außen von dem vorzuwärmenden Wasser umgeben sind.

Über das Speisen (die Wasserzuführung) der D. und die Speisevorrichtungen s. Dampfkesselspeiseapparate. S. auch weiter unten die polizeilichen Bestimmungen für Dampfkesselanlagen.

Beobachtung des Wasserstandes im Kessel. Über die normale Höhe des Wasserstandes und die in Deutschland unbedingt erforderlichen Apparate zur Wasserstandsbeobachtung s. weiter unten die polizeilichen Bestimmungen. Die Beschreibung der hierher gehörigen Apparate (Wasserstandsglas, Wasserstandshähne, Schwimmer) s. Wasserstandszeiger. Über die Apparate, welche das Sinken des Wasserstandes im D. unter die normale Höhe selbstthätig durch ein Signal zu erkennen geben, s. Lärmapparate.

Die Apparate zur Beobachtung des im D. herrschenden Dampfdrucks sind die Manometer (s. d.). Zur Sicherung gegen Überschreitung des vorgeschriebenen Maximaldrucks im Kessel dienen die Sicherheitsventile (s. d.). Zur Vermeidung eines zu starken Sinkens des Dampfdrucks beim Erkalten durch Kondensation wendet man bei den verhältnismäßig schwachwandigen Niederdruckkesseln, welche durch den Überdruck der atmosphärischen Luft leicht eingedrückt werden könnten, sogen. Luftventile an, kleine Ventile, die durch eine schwache Feder zugehalten werden u. sich bei äußerm Überdruck nach innen öffnen.

Die Dampfableitung soll so erfolgen, daß man möglichst trocknen Dampf (ohne mitgerissene Wasserteilchen, erhält, weshalb man häufig auf oder über dem Kessel stehende oder liegende Dampfsammler (Dampfdome, Dome) anbringt; auch legt man Platten vor die Öffnung des Dampfableitungsrohrs (Dampfleitung), von welchen die mit aufsteigenden Wasserteilchen zurückprallen sollen. Zur Abscheidung der dennoch in die Dampfleitungsrohre gelangten Wasserbläschen dienen die Dampfentwässerungsapparate (Wasserabscheider, Dampftrockner), s. d. Um anderseits auch das Wasser zu entfernen, welches durch Kondensation sich in langen Dampfrohrleitungen und besonders auch da bildet, wo der Dampf zum Kochen und Heizen dient, wendet man Kondensationswasserableiter (s. d.) an. Für die Verwendung des Dampfes in Dampfmaschinen ist es jedoch auf alle Fälle vorteilhafter, die Kondensation in der Leitung möglichst durch Überhitzen des Dampfes im Kessel und durch Umhüllungen des Leitungsrohrs mit schlechten Wärmeleitern zu vermeiden. Derartige Wärmeschutzmaterialien oder Wärmeisoliermittel gibt es eine ganze Reihe, von denen die Leroysche Masse die verbreitetste ist. Jeder Kessel muß durch ein Dampfabsperrungsventil außer Verbindung mit der Dampfleitung gesetzt werden können, insbesondere muß von mehreren zu einem Betrieb vereinigten Kesseln mit gemeinsamer Dampfleitung jeder ein besonderes Absperrungsventil bekommen. Jeder Kessel muß mit einem Abblasehahn oder Abblaseventil versehen sein, um durch diese entweder für die Reinigung des Kessels vom Kesselstein gänzlich oder behufs Austreibung des den meisten Schmutz oder Schlamm enthaltenden Wassers nur teilweise vom Wasser entleert zu werden (das sogen. Abblasen). Jeder größere Kessel muß mindestens ein Mannloch haben, d. h. eine ovale Öffnung von ca. 350 mm Breite und 550 mm Länge, welche während des Betriebes durch einen innen anliegenden Deckel geschlossen ist und bei der Kesselrevision und bei etwanigen Reparaturen nach Entfernung des Deckels zum