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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dampfmaschine

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Dampfmaschine (Präzisionssteuerungen).

Zeiger z auf einer Skala bewegt, so daß man stets ablesen kann, mit wie starker Expansion die D. arbeitet.

Präzisionssteuerungen.

Die Regulierung der Expansion muß hier mit der Hand vorgenommen werden, während der Regulator, wenn ein solcher vorhanden ist, auf eine Drosselklappe wirkt. Die neuern Expansionssteuerungen sind nun so eingerichtet, daß der Expansionsgrad von dem Regulator selbstthätig, dem Arbeitswiderstand der Maschine entsprechend, verändert wird. Unter diesen Steuerungen sind in letzter Zeit besonders die sogen. Präzisionssteuerungen in Aufnahme gekommen, von welchen die Corliß-, die Sulzer- und die Collmannsteuerung am bekanntesten geworden sind. Die Steuerungsorgane derselben sind Ventile und Hähne; eine recht zweckmäßige Präzisionssteuerung mit Schiebern zu konstruieren, ist bisher noch nicht gelungen, obwohl viele dahin zielende Versuche gemacht sind (Steuerungen von Rider, Klein, Becker, Webers, Menck, Hambrock etc.). Die erste Präzisionssteuerung wurde von Corliß, einem Amerikaner, konstruiert, aber vorerst nur auf Hahnsteuerungen angewendet.

Fig. 5 (S. 463) zeigt das Schema der ursprünglichen Konstruktion einer Corliß-Steuerung. In größter Nähe des Cylinders sind die vier Hähne PQRS angebracht, von welchen P und Q den Einlaß, R und S den Auslaß des Dampfes bewirken. Die Drehung derselben erfolgt durch die vier Zugstangen EK, FL, HN, GM, welche an der Scheibe FEHG sitzen, die ihrerseits durch die Stange B A von dem auf der Schwungradwelle befindlichen Exzentrik A aus in hin- und hergehende Drehbewegung um ihre horizontale Mittelpunktachse versetzt wird. Um nun das möglichst momentane Öffnen und Schließen der Dampfwege zu bewirken, gehen die Stangen EK, FL an die Hebel PK, QL, sind aber bei KT und LT zum Zweck des Federns schleifenartig gestaltet und können hierdurch die Hebel mit Nasen erfassen und loslassen. In dem Moment, in welchem ein durch den Keil X oder Y gesteuerter Riegel DC oder D'C' die Stange EK oder LF von dem zugehörigen Hebel KP oder LQ, an dessen Drehachse ein Hahn sitzt, auslöst, tritt sofort eins der Gewichte V, W in Wirksamkeit, dessen Niedersinken die Schließung des Dampfzuströmungshahns und somit die Absperrung des Dampfes hervorbringt. Je schneller nun die Maschine geht, desto mehr werden sich die Kugeln des Regulators Z heben, desto mehr werden mit Hilfe des Winkelhebels O die Keile X und Y nach links verschoben werden, desto tiefer werden die Riegel DC und D'C' zu stehen kommen, desto eher wird die Auslösung der Hebel KP und LQ, also auch die Absperrung des Dampfes erfolgen, desto mehr endlich wird der Dampf expandieren und umgekehrt. Um das zu schnelle Fallen der Gewichte V und W zu verhindern, bewegen sie sich in sogen. Wasserbremsen, die ganz ebenso konstruiert sind wie die Katarakte bei den Kataraktmaschinen (s. Katarakt). Um den Auslösungsmechanismus gegen Stöße und heftige Bewegungen zu schützen, die im Gefolge starker Schwankungen des Regulators vorkommen, ist an dessen nach unten verlängerter Hülse ein Kolben angebracht, der ohne Dichtung in einen mit Wasser gefüllten Cylinder J taucht. -Von den äußerst mannigfaltigen Veränderungen und Verbesserungen der Konstruktionen seien hier hervorgehoben die Steuerung von Spencer und Inglis und die von Wheelock. Erstere hat durch Einführung von Luftpuffern mit Spiralfedern eine kompendiöse Anordnung erhalten. Fig. 6 (Tafel I) zeigt Cylinder und Steuerung derselben teils in der äußern Ansicht, teils im Durchschnitt. Mit der durch die Exzenterstange K in oszillierende Bewegung gesetzten Steuerscheibe W sind die Hebel der Dampfauslaßhähne B durch die Stangen E u. R in fester Verbindung, während die Schubstangen SS der Einlaßhähne A von den Hahnhebeln gelöst werden können, worauf die Exzentersteuerung nicht mehr auf sie wirkt. Diese Auslösung erfolgt gerade dann, wenn die Dampfabsperrung geschehen soll, und der Schieberhahn ist dann plötzlich der Einwirkung der im Cylinder D befindlichen Pufferfedern ausgesetzt, welche ihn mittels einer der aus D heraustretenden Pufferstangen und des über das Drehungskreuz hinaus verlängerten Hahnhebels sofort in die abschließende Stellung bringen. In dieser Stellung bleibt der Hahn bis nahe zur Vollendung

^[Abb.: Fig. 6. Präzisionssteuerung von Sulzer.]