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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Danbury; Danby; Dancarville; Danckelmann

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Danbury - Danckelmann.

bemächtigte sich D. der Herrschaft und gründete dem Apollon Lykios einen Tempel. Er soll die Bewohner des wasserarmen Landes gelehrt haben, Brunnen zu graben; auch sandte er seine Töchter aus, um Quellen zu suchen, wobei Amymone von Poseidon umarmt wurde, der ihr zuliebe in der Landschaft Lerne einen unerschöpflichen Quell hervorsprudeln ließ. Wie durch Auffindung von Quellen, machten sich die Danaiden auch um die agrarische Kultur des Landes durch Einführung der Thesmophorien (s. d.) verdient. Unterdessen hatte Ägyptos seine 50 Söhne (vermutlich Personifizierungen der Flüsse und Ströme, wie die 50 Danaiden die der Quellen und Bäche) zur Verfolgung des D. abgeschickt; in Argos angekommen, erhielten sie dessen Töchter zur Ehe versprochen. In der Brautnacht aber erdolchte jede der Danaiden auf D.' Geheiß ihren Verlobten (im Sommer versiegen die argivischen Flüsse, nur die Quellen nicht); Hypermnestra allein verschonte den ihr liebgewordenen Lynkeus und wurde dafür vom Vater vor Gericht gestellt, aber freigesprochen und später noch mit Lynkeus vermählt. Da sich für die übrigen keine Freier wieder fanden, so stellte D. Wettkämpfe an und teilte den Siegern die Töchter als Preis zu. In der Folge soll sich Lynkeus zum Rächer seiner Brüder aufgeworfen, seine Schwägerinnen nebst dem Schwiegervater getötet haben und König von Argos geworden sein. Nach D. wurden die Bewohner von Argos fortan Danaer genannt. Sein Grabmal auf dem Marktplatz zu Argos sah noch Pausanias, ebenso sein Standbild mit dem des Lynkeus und der Hypermnestra zusammen in Delphi. In der Unterwelt wurden die meuchelmörderischen Danaiden verdammt, beständig Wasser in ein durchlöchertes Faß zu schöpfen (daher "Faß der D.", ein Bild nie endender, immer vergeblicher Arbeit). Die Sage von D. und den Danaiden behandelt das Drama "Die Schutzflehenden" von Äschylos.

Danbury (spr. dännböri), Stadt im nordamerikan. Staat Connecticut, Grafschaft Fairfield, am Still River, hat bedeutende Hut-, Hemden- und Nähmaschinenmanufakturen und mit Gebiet (1880) 11,666 Einw. Die Stadt ward im Befreiungskampf 27. April 1777 von den Engländern durch Feuer verwüstet und der General der amerikanischen Truppen, Wooster, dabei tödlich verwundet.

Danby, s. Leeds (Herzöge).

Dancarville (spr. -wil), Pierre François Hugues, fälschlich d'Hancarville, gelehrter Abenteurer, geb. 1. Jan. 1729 zu Marseille, spielte eine Zeitlang in Berlin den Grafen, kam aber wegen Schulden ins Gefängnis, lebte dann zu Rom als Baron Du Han, besorgte in Neapel die Herausgabe des Hamiltonschen Werkes über die etruskischen Vasen, erhielt in Florenz vom Großherzog die Aufsicht über die Mediceische Sammlung übertragen, die er in einem großen, mit 300 Kupfern versehenen Werk beschrieb, ging später nach Padua, dann nach Venedig und starb hier 9. Okt. 1805. Seine Werke, von denen wir die "Antiquités étrusques, grecques et romaines" (Neapel 1766, 4 Bde. mit kolorierten Kupfern), "Veneres et Priapi uti observantur in gemmis antiquis" (Leiden, eigentlich Neapel 1771, 2 Bde. mit Kupfern), "Monuments de la vie privée des douze Césars, d'après une suite de pierres gravées sous leurs règnes" (Caprea 1780, mit Kupfern), "Mémoires du culte secret des dames romaines" (das. 1784, mit Kupfern) und "Recherches sur l'origine, l'esprit et les progrès des arts dans la Grèce" (Lond. 1785, 3 Bde. mit Kupfern) nennen, sind der Kupfer wegen geschätzt.

Danckelmann, 1) Eberhard Christoph Balthasar, Freiherr von, brandenburg. Staatsmann, geb. 23. Nov. 1643 zu Lingen, wo sein Vater oranischer Rat und Landrichter war, studierte, sehr früh entwickelt, in Utrecht, ward 1663 Erzieher des Prinzen Friedrich (nachmaligen Königs Friedrich I. von Preußen) und erwarb sich trotz seiner Strenge nicht nur die Liebe seines Zöglings und das Vertrauen des Großen Kurfürsten, der ihn zum Geheimen Kammer- und Lehnsrat ernannte, sondern blieb auch nach beendeter Erziehung als Geheimer Sekretär und vertrauter Ratgeber beim Prinzen und stand diesem mit uneigennütziger Aufopferung zur Seite. 1688 ernannte ihn Friedrich III. nach seinem Regierungsantritt zum Geheimen Staats- und Kriegsrat, 1692 zum Präsidenten der Regierung zu Kleve und 1695 zum Premierminister und Oberpräsidenten. Von Kaiser Leopold I. ward er mit seinen Brüdern in den Reichsfreiherrenstand erhoben, erhielt für sich und seine Nachkommen die Erbpostmeisterwürde und 1696 eine Hauptmannschaft zu Neustadt an der Dosse. Die auswärtigen Geschäfte leitete D. im Sinn des Großen Kurfürsten, als Finanzminister suchte er Manufakturen und Fabriken zu heben, ordnete, um den Ertrag der Domänen zu erhöhen, eine eigne Hofkammer an, aus welcher später ein Domänendirektorium wurde, und suchte Friedrichs Hang zu übermäßigen Ausgaben auf nützliche Gegenstände zu leiten, wie die Gründung der Universität Halle und der Akademie der Künste und die Prachtbauten in Berlin. Seine Macht erweckte den Neid andrer, die Einsetzung seiner sechs Brüder in einflußreiche Ämter verstärkte die Abneigung gegen das "Danckelmannsche Siebengestirn", und D. vermehrte den Haß, der gegen ihn sich ansammelte, durch seine rücksichtslose Strenge gegen alle Untergebenen. Als er auch die Kurfürstin Sophie Charlotte durch seine Opposition gegen die welfische Hauspolitik sich zur Feindin machte, gelang es seinen Feinden, Fuchs, Barfus; Dohna u. a., ihn zu stürzen. D. erhielt 27. Nov. 1697 plötzlich seine Entlassung mit einer Pension von 10,000 Thlr., ward jedoch kurz darauf nach Peitz in strenge Haft gebracht und in förmliche Untersuchung gezogen. Er verteidigte sich zwar gegen die meist unbegründeten Beschuldigungen (290 Klagepunkte), welche überdies zu der Strenge des Verfahrens außer Verhältnis standen, und die Richter mußten sich nach mehrjähriger Untersuchung außer stande erklären, ein Strafurteil auszusprechen; dennoch ward er durch Kabinettsorder Friedrichs I. zu lebenslänglicher enger Haft verurteilt und seine Güter eingezogen, wie er auch seine Pension und die ihm erblich zugesagten Würden und sonstigen Vorteile verlor. Erst 1702 erhielt er einige Festungsfreiheit, und 1707 erlaubte ihm der König, in Kottbus zu wohnen, und bewilligte ihm aus seinem konfiszierten Vermögen eine jährliche Einnahme von 2000 Thlr. Eine Versöhnung zwischen dem König und seinem ehemaligen Erzieher fand nicht statt. Friedrich Wilhelm I. berief ihn nach seiner Thronbesteigung 1713 auf eine ehrenvolle Weise an den Hof und bat ihn um seinen Rat. Eine Revision seines Prozesses und eine Rückgabe seiner Güter fanden indes nicht statt. D. starb 31. März 1722 in Berlin. Von seinen sechs Brüdern, die in seinen Sturz nicht verwickelt wurden, war Nikolaus Bartholomäus, geb. 25. Mai 1650, kurfürstlich brandenburgischer Gesandter in Wien und beim Friedensschluß zu Ryswyk und starb 27. Okt. 1739 zu Lodersleben in Thüringen. Er ist Stammvater aller jetzt lebenden Glieder des Geschlechts. Vgl. Breßlau und Isaacsohn,