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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dänemark

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Dänemark (Flotte; Flagge, Wappen, Orden etc.; Geschichte).

nen bestehend; die Festungsartillerie hat 2 Bataillone, das eine aus 4 Linien- und 2 Verstärkungskompanien, das andre aus 2 Linien- und 1 Verstärkungskompanie bestehend; hierzu Trainabteilung und technische Abteilungen. D. Genietruppen: 5 Linienkompanien, 3 Reservekompanien. Dazu Stäbe, Trains, Administration, Ärzte etc. Im Krieg zählt jedes Infanteriebataillon 800, jede Eskadron 120 Köpfe, jede Feldbatterie 167, jede Kompanie der Festungsartillerie 400 Köpfe. Mit 1000 Mann Genietruppen und 4000 Offizieren und Unteroffizieren wird das Heer im Krieg im ganzen 33,000 Köpfe zählen. Die Feldartillerie hat 8,7 cm Hinterladungskanonen in Batterien von je 8 Kanonen. Die Festungsartillerie ist hauptsächlich für die Verteidigung Kopenhagens bestimmt. Außer Kopenhagen (mit der Citadelle Frederikshavn), der einzigen Festung (Seebefestigung) von Bedeutung, sind Befestigungen bei Helsingör (Kronborg), Fredericia, Korsör, Frederikshavn und Hals angelegt. Die Flotte zählte 1885: A. Panzerschiffe. 2 Fregatten (44 Kanonen und 2690 Pferdekräfte), 6 schwimmende Batterien (38 Kanonen, 12,640 Pferdekräfte), 2 Torpedoschiffe (7 Kanonen, 3056 Pferdekräfte); B. unbepanzerte Dampfer oder Dampfer mit Panzerbekleidung ohne Bedeutung: 5 Fregatten und Korvetten (96 Kanonen, 6560 Pferdekräfte), 5 Schoner (26 Kanonen, 4040 Pferdekräfte), 13 eiserne Kanonenboote (29 Kanonen), 5 Dampftorpedoboote erster Klasse, 7 zweiter Klasse, 1 Torpedotransportschiff. Daneben noch ein Raddampfer (für den König), verschiedene Übungsschiffe, Transportschiffe und Boote etc. Die Bemannung sämtlicher Kriegsschiffe fordert in Friedenszeiten 4195 Köpfe, darunter 226 Offiziere. Kriegshafen und Arsenal ist Kopenhagen.

Die Flagge (Danebrog, s. Tafel "Flaggen II") ist hochrot mit weißem, sie rechtwinkelig durchschneidendem Kreuz und dem Namenszug des Königs in der Mitte; bei Kriegsschiffen ohne letztern, vorn mit zwei Spitzen. Die Nationalfarbe ist Rot und Weiß. Das Wappen (s. Tafel "Wappen") besteht aus einem Schild, quadriert durch das Danebrogskreuz mit einem Herz- und Mittelschild; der Herzschild hat rechts zwei rote Querbalken in goldenem Feld (Oldenburg), links ein goldenes Kreuz in Blau (Delmenhorst), der Mittelschild im obern Teil rechts ein weißes Nesselblatt in Rot (Holstein), links im rechten Teil einen silbernen Reiter in Rot (Dithmarschen), im linken Teil einen goldenen Pferdekopf und Pferdehals in Rot (Lauenburg); der Hauptschild hat im ersten Felde drei blaue Löwen (früher Leoparden) in Gold zwischen roten Herzen (eigentlich Seeblättern, D.), im zweiten zwei blaue gekrönte Löwen in Gold, (Schleswig), im dritten dreiteiligen oben rechts einen weißen gespaltenen Fisch mit Krone in Rot (Island), links einen weißen, schwarzfleckigen Bock in Blau (Färöer), unten einen aufrecht stehenden weißen Bären in Blau (Grönland), im vierten oben einen über drei rote Herzen schreitenden Löwen in Gold (Jütland), unten einen goldenen gekrönten Lindwurm in Rot (Wenden). D. hat zwei Orden: den Danebrogsorden (s. d.) und den Elefantenorden (s. d.). Ein dritter, de l'Union parfaite, wurde zum Andenken der Vermählung Christians VI. von dessen Gemahlin Sophie Magdalene 1732 gestiftet. Eine 1848 gestiftete Verdienstmedaille wird in Gold und Silber verliehen.

[Litteratur.] Falbe-Hansen und Scharling, Danmarks Statistik (Kopenh. 1878-85); Bergsö, Den Danske Stats Statistik (das. 1844-53, 4 Tle.); Erslev, Geographische Beschreibung des dänischen Staats (Schlesw. 1853); Derselbe, Den Danske Stat, en geographisk Skildring for Folket (Kopenh. 1855-57); Berghaus, Schweden, Norwegen und D. (Berl. 1857); Baggesen, Den Danske Stat (2. Aufl., Kopenh. 1862); Trap, Statistik-topographisk ^[richtig: Statistisk-topographisk] Beskrivelse af Kongeriget Danmark (2. Aufl., das. 1872-79, 6 Tle. mit Karten über jedes Amt); Grove, Danmark. Illustreret Rejsehaandbog (3. Aufl., das. 1879, 3 Tle.; deutsch von Lohse, Leipz. 1874); Both, Kongeriget Danmark, en historisk-topografisk Beskrivelse (2. Aufl., Kopenh. 1882-85, 2 Tle.), die ausführlichen Arbeiten des königlich dänischen Statistischen Büreaus (besonders "Statistisk Tabelværk", 1835-85). Karten: die noch unvollendete "Generalstabens topographiske Kaart over Danmark" (seit 1845, die Inseln 1:80,000, Jütland 1:40,000, neuerdings 1:20,000); für die Inseln die 1869-71 erschienene "Generalkaart over Sjaelland, Moen, Laaland og Falster" (3 Blätter in 1:160,000) und die 1882 in demselben Maßstab begonnene "Generalkaart over Jylland" (in 9 Blättern, wovon 3 fertig).

Geschichte.

Dänemark im Mittelalter.

Die Anfänge der dänischen Geschichte verlieren sich in sagenhaftes Dunkel, während die beglaubigte Geschichte kaum ein Jahrtausend umfaßt. Ehe diese beginnt, weiß die Sage von einem heroischen Zeitalter zu erzählen, welches voll ist von kühnen Thaten und Fahrten der nordischen Helden. Die erste historische Spur von D. möchte sich in Pytheas' von Massilia Reisebericht finden, welcher auf seinen Fahrten die Westküste Jütlands erreichte. Hierher wird auch die Heimat der Cimbern verlegt (daher der Name Cimbrische Halbinsel). Auch die Angeln und Sachsen, welche in der Mitte des 5. Jahrh. England eroberten, gingen von den dänischen Gestaden aus. In das entvölkerte Land rückten Dänen aus Seeland und Schonen nach und unterwarfen alles Land bis an die Eider. Als einer ihrer ältesten Könige wird Harald Hildetand genannt, der 695 in der Bråvallaschlacht gegen den Schwedenkönig Sigurd Ring fiel. Des letztern Enkel Sigurd Schlangenauge herrschte dann über das Dänenreich. Seine Nachkommen wurden aus Jütland durch einen aus Norwegen herübergekommenen Zweig der Ynglinger verdrängt. Diesem Haus gehörten die Könige an, welche zur Zeit Karls d. Gr. auftraten: Siegfried, zu dem Wittekind und andre sächsische Edle vor dem Zorn Karls d. Gr. flohen, Gottfried oder Göttrik, der die Abotriten und Franken bekämpfte und zum Schutz gegen letztere das Danewerk baute, von Karl d. Gr. 810 deshalb bekriegt, aber noch vor dem Zusammenstoß mit diesem erschlagen wurde. Gottfrieds Sohn Harald, der nach längern Wirren die Herrschaft erlangte, nahm 826 zu Mainz das Christentum an, welches im Norden namentlich durch den zum Bischof von Hamburg ernannten Ansgarius ausgebreitet wurde. Auch sein Bruder und Nachfolger Horich nahm das Christentum an. Nichtsdestoweniger dauerten die Angriffe der Dänen auf das fränkische Reich fort: Hamburg wurde wiederholt hart mitgenommen und die Raubzüge der "Wikinger" an den nördlichen Küsten fortgesetzt. Daneben fanden häufige Fehden innerhalb des Reichs selbst statt. Fester begründet wurde der dänische Staat durch Gorm den Alten, einen Nachkommen Sigurds Schlangenauge, welcher nach Verdrängung der Ynglinger die Inseln mit der jütischen Halbinsel vereinigte, das Christentum aber wieder auszurotten