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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Daphne; Daphnephagos; Daphnephorien; Daphnia; Daphnis; Daphnogene; Daphnoideen; Dapifer; Daponte

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Daphne - Daponte.

Apollon liebte sie, hatte aber einen Nebenbuhler an Leukippos, des Königs Önomaos von Elis Sohn, der ihr als Jungfrau verkleidet folgte, aber auf Apollons Veranstaltung entdeckt und von den Nymphen getötet wurde. Dann auch vor dem Gott fliehend, wurde sie von ihrer Mutter aufgenommen und in den dem Apollon heiligen, immer grünenden Lorbeerbaum verwandelt.

Daphne, im Altertum ein durch den Reiz seiner landschaftlichen Szenerie berühmter Cypressen- und Lorbeerhain, etwa 7½ km südwestlich vom syrischen Antiochia, das nach ihm den Beinamen "bei D." führte, hatte einen herrlichen Tempel des Apollon und der Artemis, welcher 362 n. Chr. abbrannte, sowie eine feste königliche Burg und war Lieblingsaufenthalt der Seleukiden, des Pompejus und andrer vornehmer Römer, die jedoch den Ort durch ihre Üppigkeit in übeln Ruf brachten. Jetzt Bêt el Mâ ("Haus des Wassers"), ohne bedeutendere Altertümer, aber noch heute durch überaus reiche Vegetation ausgezeichnet.

Daphne L. (griech., bei Homer Lorbeer, Kellerhals, Seidelbast), Gattung aus der Familie der Thymeläaceen, Sträucher, seltener Bäumchen mit sehr entwickelter, zäher, scharfer Rinde, ganzrandigen, meist in einen Stiel auslaufenden, lederigen und meist bleibenden, selten krautigen, sommergrünen Blättern, terminalen, selten seitenständigen Blüten in Büscheln, Köpfen, selten in Rispen oder Trauben und Beeren mit fleischiger oder lederartiger Schale. 36 Arten im gemäßigten Europa und Asien. D. Cneorum L. (Steinröschen), in Süd- und Mitteleuropa, ein schöner Zierstrauch mit langen, niederliegenden Zweigen, bleibenden, länglich-spatelförmigen Blättern und sechs- bis zehnblütigen, wohlriechenden, roten Blütenköpfen; Blätter und Früchte wirken brechenerregend und purgierend. D. Gnidium L., in den Mittelmeerländern, hat linien-lanzettförmige, lang- und feingespitzte, sommergrüne Blätter und weiße oder rötliche, wohlriechende Blüten in armblütigen, achselständigen Trauben. Die Rinde wird in Südeuropa wie bei uns die von D. Mezereum angewendet. Die getrockneten Früchte, Purgierkörner, Keller- oder Brennwurzbeeren, wirken drastisch purgierend und brechenerregend. D. Laureola L. (Zeiland, Zindelbast, Lorbeerkraut), ein kleiner Strauch auf den Gebirgen Mittel- und Südeuropas, in Kleinasien und auf den Azoren, mit bleibenden, elliptisch-spatelförmigen Blättern und hängenden, achselständigen Trauben mit 4-5 grünlichgelben Blüten, muß bei uns im Winter gedeckt werden. Die Rinde findet dieselbe Anwendung wie die der folgenden Art. D. Mezereum L. (gemeiner Seidelbast, Kellerhals, wilder Pfefferstrauch, s. Tafel "Giftpflanzen II"), in Wäldern von fast ganz Europa, im Orient und in Sibirien, bis 1,25 m hoher, wenig ästiger Strauch, vor dem Ausbruch der Blätter blühend, hat lanzettförmige, glatte, abfallende Blätter, an den Seiten der Zweige zu zwei und drei ansitzende, rote, wohlriechende Blüten und rote Beeren. Alle Teile, mit Ausnahme der Blüten, riechen gerieben unangenehm, ziehen auf der Haut Blasen und wirken innerlich sehr scharf giftig. Offizinell war früher die Rinde (Seidelbast-, Kellerhals-, deutsche Pfefferrinde, Zeiland, Cortex Mezerei), welche im Winter vom Stamm und von den stärkern Ästen (auch von der Wurzel) gesammelt wird. Sie ist außen graubraun, innen schwach gelblichgrün, riecht frisch unangenehm, getrocknet gar nicht, schmeckt aber scharf, anhaltend brennend und bewirkt Rötung der Haut und selbst Blasen. Der wirksame Bestandteil ist ein Harz, aber nicht näher bekannt. Außerdem enthält sie Daphnin, ein indifferentes bitteres Glykosid. Innerlich wirkt die Rinde giftig. Man benutzte sie früher bei Syphilis, Gicht, Rheumatismus, als Kaumittel bei Lähmung der Zunge, zu Pflastern und Salben. Die sehr scharfen Früchte, Baccae Coccognidii, Piper germanicum (Kellerhalsbeeren, Damersamen, Stech- oder Rachbeeren), waren früher gleichfalls offizinell; auch bereitete man daraus Farbstoff und benutzt sie noch jetzt in Sibirien zum Schminken. D. odora Thunb., aus Japan, mit glänzenden, zugespitzt-eiförmigen Blättern und weißen oder roten, sehr wohlriechenden Blüten, wird in Gewächshäusern kultiviert. Von D. cannabina Lour., im Himalaja, wird der Bast zur Papierfabrikation verwendet.

Daphnephagos (griech., "Lorbeeresser"), bei den alten Griechen Beiname der Wahrsager, angeblich, weil das Kauen der Lorbeerblätter die Gabe der Weissagung erhöhen sollte.

Daphnephorien, ein dem Apollon zu Ehren in Delphi, Tempe und in Böotien begangenes Fest zur Erinnerung an seine Sühne von dem Morde des Python. In Theben wurde dasselbe dem Apollon Ismenios alle neun Jahre gefeiert. Vor dem Festzug trug ein schöner Knabe (Daphnephoros) einen mit 365 Lorbeer- und Blumenkränzen umwundenen Olivenstab (Kopo) mit einer Kugel auf der Spitze, an welcher kleinere Kugeln herabhingen, während in der Mitte des Stabes eine mittelgroße Kugel ruhte, angeblich als Symbol für Sonne, Mond, Planeten.

Daphnia, Wasserfloh.

Daphnis, in der griech. Mythologie Sohn des Hermes, des Herdengottes, und einer sizilischen Nymphe, war Schüler des Pan in der Musik, während er seine Herden am Fuß des Ätna weidete, und angeblicher Erfinder der bukolischen Poesie, Liebling der Götter und Menschen, Geliebter der Najade Echenais oder Nomia oder Nais oder Lyke, ward infolge seiner Treulosigkeit gegen dieselbe des Augenlichts beraubt, aber von Hermes in den Himmel entrückt, nach Ovid in einen Stein verwandelt; nach Theokrit starb er vor Liebesgram.

Daphnogene Unger, vorweltliche Pflanzengattung aus der Familie der Lauraceen (s. d.).

Daphnoideen, s. Thymeleen.

Dapifer (lat., "Speiseaufträger"), am Hof der spätern römischen Kaiser der mit der Aufsicht über die Speisen betraute Hofbeamte; im Mittelalter s. v. w. Truchseß.

Daponte, Lorenzo, ital. Operndichter, geb. 10. März 1749 zu Ceneda im Venezianischen, kam in das geistliche Seminar zu Treviso und erhielt bereits 1771 eine Professur an dieser Anstalt, wurde indessen seiner freiern philosophischen Ansichten wegen seines Amtes nach kurzer Zeit wieder enthoben und bald auch aus dem Gebiet der Republik Venedig verwiesen. Er begab sich über Görz nach Dresden, wo er an dem Grafen Marcolini einen Gönner fand und auch litterarisch thätig war. Allein infolge eines Liebesverhältnisses mußte er auch Dresden wieder verlassen und wandte sich nun nach Wien, wo er die Stelle eines Theaterdichters an der kaiserlichen Hofbühne erhielt. Nachdem er einige Operntexte geschrieben, trat er 1785 mit Mozart in Verbindung und schrieb "Figaro" und "Don Juan" für denselben. Gleichzeitig dichtete er für Salieri den "Axur" und den "Baum der Diana". Von Kaiser Leopold II. entlassen, ging er nach Triest, folgte von da einem Ruf an die Ita-^[folgende Seite]