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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dareiosvase; Dar el Beida; Daremberg; Dares; Dar es Salam; Dareste de la Chavanne; Daret; Dar Fertit

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Dareiosvase - Dar Fertit.

becher mischte, wurde er von diesem gezwungen, ihn selbst zu leeren. Unter des D. Regierung fand das Reich der Achämeniden seinen Untergang. Der makedonischen Macht und ihrem Beherrscher Alexander waren das altersschwache, zerrüttete Perserreich und der schöne, edle und sanftmütige, aber schwache D. nicht gewachsen. Bei Issos 333 trat D. seinem großen Gegner Alexander zum erstenmal gegenüber, riß aber durch seine übereilte Flucht das ganze Heer ins Verderben und ließ seine Familie in der Gewalt des Siegers. Nachdem sein Anerbieten, die Herrschaft über Asien mit Alexander zu teilen, abgewiesen worden, ward er 331 wiederum besiegt. Als er vom Schlachtfeld von Gaugamela ins Innere von Asien flüchtete, wurde er von dem treulosen Satrapen Bessos als Gefangener behandelt und, als Alexander rasch verfolgend sich näherte, 330 verräterischerweise tödlich verwundet. Ein Makedonier reichte ihm den letzten Labetrunk und erhielt von ihm den Auftrag, Alexander für die seiner Familie gegenüber bewiesene Großmut zu danken. Alexander traf ihn nicht mehr lebend. Er ließ die Leiche nach Persepolis bringen und in der königlichen Gruft beisetzen.

Dareiosvase, antikes, jetzt in Neapel befindliches Prachtgefäß, das 1851 in einem Grab zu Canossa (dem altem Canusium) gefunden wurde, hat eine Höhe von 1,30 m, einen größten Umfang von 1,93 m und ist besonders merkwürdig durch das großartige Gemälde, welches den mittlern Teil schmückt und sich als ein ideales Denkmal der Perserkriege in ihrer ethischen Bedeutung darstellt. Dasselbe ist in drei Abteilungen gegliedert (oben: Hellas, dem die Götter schützend zur Seite stehen; in der Mitte: Dareios, mit seinen Großen den Zug gegen Griechenland beschließend; unten: der Schatzmeister des Königs und die beisteuernden Provinzen) und gehört seinem poetischen Inhalt nach zu den vorzüglichsten Erzeugnissen der unteritalischen Vasenmalerei. Noch andre kleinere Darstellungen (Amazonenkampf, Bellerophon und die Chimära etc.) enthält die Vase.

Dar el Beida, Stadt, s. Casablanca.

Daremberg, Charles Victor, Mediziner, geb. 14. April 1817 zu Dijon, studierte in Paris, wurde 1844 Bibliothekar daselbst, hielt seit 1864 Vorlesungen über Litteratur und Geschichte der Medizin und starb 25. Okt. 1872 in Mesnil le Roi. Er gab Übersetzungen aus den Werken altgriechischer Ärzte, so des Hippokrates (2. Aufl. 1855), des Oribasios (mit Bussemaker, 1853-60), des Galenos (1854), des Rufus von Ephesos (1860), heraus, lieferte eine kritische Ausgabe des Celsus (Leipz. 1859) und mehrere Übersetzungen aus dem Deutschen und schrieb: "État de la médecine entre Homère et Hippocrate" (1869); "Histoire des sciences médicales" (1870); "Cours sur l'histoire de la médecine et de la Chirurgie" (1872). Das von ihm begonnene "Dictionnaire des antiquités grecques et romaines" (1873 ff.) wurde von Saglio fortgesetzt.

Dares, ein Phrygier (D. Phrygius), bei Homer Priester des Hephästos, soll noch vor Homer eine "Ilias" in griechischer Sprache geschrieben haben. Als eine lateinische Bearbeitung derselben gibt sich die nach dem vorangeschickten Widmungsschreiben von Cornelius Nepos an Sallust (!) gerichtete "Historia de excidio Troiae" aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrh. n. Chr. aus. Wie Diktys, war diese Schrift für die Dichter des Mittelalters eine Hauptquelle der Sagen von dem Trojanischen Krieg. Neuere Ausgaben von Dederich (Bonn 1835; auch mit Diktys, das. 1837) und Meister (Leipz. 1873). Vgl. Dunger, Die Sage vom Trojanischen Krieg in den Bearbeitungen des Mittelalters (Programm, Dresd. 1869); Meister, Über D. von Phrygien (Bresl. 1871); Körting, Diktys und D. (Halle 1874).

Dar es Salam, großer Hafenplatz an der Ostküste von Afrika, südlich der Insel Sansibar, an der Ostseite der weiten Mündung des gleichnamigen Flusses, mit 1500 Einw. und gutem, durch eine Korallenbarre geschütztem Hafen, wurde Ende 1885 vom Sultan von Sansibar an die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft abgetreten. Eine Fahrstraße führt 130 km weit in die an Kopalharzen u. a. reiche Landschaft Usaramo.

Dareste de la Chavanne (spr. darést d' la schawann), Cléophas, franz. Historiker, geb. 28. Okt. 1820 zu Paris, besuchte die École des chartes, ward 1847 Professor der Geschichte an der Faculté des lettres in Grenoble, 1849 in Lyon, 1871 Rektor der Akademie in Nancy, dann in Lyon. Einer der eifrigsten Klerikalen, ward D. 6. Dez. 1878 wegen ultramontaner Intoleranz gegen Studenten in Lyon zur Disposition gestellt; starb 6. Aug. 1882. Er schrieb: "Eloge de Turgot" (Par. 1846); "Histoire de l'administration en France depuis Philippe-Auguste" (1848), "Histoire des classes agricoles en France" (1854, 2. Aufl. 1858), welche beiden Werke von der Akademie gekrönt wurden; ferner eine vortreffliche "Histoire de France" (1865-79, 9 Bde.; 2. Aufl. 1877), die zweimal den Preis Gobert erhielt, und "Histoire de la Restauration" (1879, 2 Bde.). - Sein Bruder Rodolphe, geb. 1824, seit 1877 Rat am Kassationshof und seit 1878 Mitglied des Instituts, schrieb verschiedene rechtsgeschichtliche Werke.

Daret (spr. -rä), Pierre, franz. Maler und Kupferstecher, geboren um 1604 zu Paris, hielt sich einige Zeit in Italien auf und starb 29. März 1678 auf dem Schloß Luque bei Dax. D. widmete sich erst der Malerei, dann dem Kupferstich; er stach nach französischen, italienischen und niederländischen Meistern des 17. Jahrh., wie Blanchard, Le Sueur, Vouet, Stella, Sarrazin, Baroccio, Carracci, Caravaggio, G. Reni, G. Seghers, van Dyck, Just van Egmont, mit fester Zeichnung und sorgsamem Vortrag; doch fehlte es seiner Behandlung an Weichheit. Er bildete tüchtige Schüler, darunter Fr. Poilly. Viele Porträte seiner Zeitgenossen hat er uns aufbewahrt.

Dar Fertit, eine erst 1871 von Schweinfurth erforschte Landschaft in Zentralafrika, zwischen 6½ und 8½° nördl. Br., südlich von Dar Fur im Gebiet des Bahr el Arab. Das Land besteht wesentlich aus einer großen Thoneisensteindecke, die nach W. zu allmählich ansteigt und von einer Anzahl bedeutender Hügelkuppen von Granit inselartig durchbrochen wird. Diese Kuppen deuten mit den zahllosen einzelnen Granitplatten die höchsten Gipfel längst abgetragener Gebirgskämme an. Von den sämtlich dem Bahr el Arab tributären Flüssen sind die wichtigsten (von W. nach O.): der Biri, Kuru, Pango oder Dembo und der Dschur mit dem Wau. Ihre wasserreichen Quellen liegen im Niam-Niamland, von wo sie gleich als ansehnliche Ströme nach D. übertreten und hier, ohne viel Zuflüsse zu empfangen, nach N. dem Bahr el Arab und Gazellenstrom zufließen. Der Vegetationscharakter entspricht dem des Niam-Niamlandes, d. h. es mischen sich bereits westafrikanische Gewächse hier mit denen des Ostens. Auch insofern zeigt die Flora einen eigentümlichen Dualismus, als trockne Steppen und überfeuchte Uferwaldungen und Waldgalerien miteinander wechseln. Die Fauna ist dieselbe wie im übrigen Mittelafrika. Die ethnographischen Verhältnisse zeigen ein Bild der größten