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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Dasa - Dassow.

Dasa, Volk in Nordafrika, s. Tibbu.

Daschkow, Katharina Romanowna, Fürstin, Tochter des russischen Generals Grafen Woronzow, geb. 28. März 1743 zu Petersburg, ward im Alter von 15 Jahren mit dem Fürsten D. vermählt, verlor aber schon nach drei Jahren ihren Gatten und ward 1762 Staatsdame der Kaiserin Katharina II. Sie hatte hervorragenden Anteil an der Verschwörung gegen Peter III. und trug wesentlich zur Thronbesteigung Katharinas bei. Sie fiel bald darauf in Ungnade, ward nach Moskau verwiesen, verließ nach einiger Zeit Rußland und trat mit Voltaire und den französischen Encyklopädisten in Verbindung. Später nach Petersburg zurückgerufen, trug sie viel zu den Fortschritten der Aufklärung in Rußland bei, versah seit 1783-96 den Posten eines Direktors der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Petersburg und eines Präsidenten der von ihr 1783 gegründeten russischen Akademie (jetzigen zweiten Abteilung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften), war Mitglied vieler auswärtiger gelehrter Gesellschaften und thätige Mitarbeiterin an dem Wörterbuch der russischen Akademie, welches unter ihrem Vorsitz zu Ende gebracht ward. Auch schrieb sie verschiedenes, z. B. Lustspiele und kleine Dramen in russischer Sprache, und gab 1783-85 eine Zeitschrift heraus unter dem Titel: "Der Gesprächsgenosse der Freunde der russischen Litteratur". Die Hauptmitarbeiterin war Katharina. Auf Befehl Kaiser Pauls mußte sie eine Zeitlang auf einem ihr gehörenden, in einer Wildnis gelegenen Bauerngut leben. Sie starb 4. (16.) Jan. 1810 in Petersburg. Ihre Memoiren wurden englisch herausgegeben von Mistreß Bradford (Lond. 1840, 2 Bde.), russisch von A. Herzen (1856; neue Ausg., Leipz. 1876), deutsch Hamburg 1857, 2 Bde.

Daschkówa, Flecken im russ. Gouvernement Mohilew, Kreis Staryi-Bychow, am Dnjepr, mit etwa 1000 Einw. Hier 10. Juli 1812 siegreiches Treffen der Russen unter Rajewsky gegen die Franzosen unter Davoût.

Dase, Johann Martin Zacharias, Schnellrechner, geb. 23. Juni 1824 zu Hamburg, zeigte schon in seiner Jugend eine leidenschaftliche Vorliebe für das Rechnen und widmete der Übung darin fast jede freie Stunde. Seit 1839 gab er öffentliche Produktionen als Rechenkünstler in den Hauptstädten Deutschlands, überall durch sein Talent Bewunderung erregend. So multiplizierte er in Wien eine 40ziffrige Zahl mit einer andern 40ziffrigen in 40 Minuten, in Wiesbaden eine 60ziffrige mit einer andern 60ziffrigen in 2 Stunden 59 Minuten bei lebhafter Unterhaltung der Gesellschaft und zog in München die Quadratwurzel aus einer 60ziffrigen Zahl in 20 Minuten und eine aus einer 100ziffrigen in 52 Minuten aus. Er starb 11. Sept. 1861 in Hamburg. D. schrieb: "Tafeln der natürlichen Logarithmen der Zahlen" (Wien 1850) und "Der Kreisumfang für den Durchmesser 1, auf 200 Dezimalstellen berechnet" (in Crelles "Journal für Mathematik" 1844).

Dasent, Sir George Webbe, engl. Gelehrter, geb. 1818 auf der Insel St. Vincent, ward am King's College zu London und in Oxford gebildet und 1852 Advokat am Middle Temple zu London. Er war auch eine Zeitlang Hilfsredakteur der "Times", ward im Februar 1870 von der Regierung zum Mitglied der obersten Prüfungskommission (Civil Service Commissioner) ernannt und erhielt 1876 die Ritterwürde. D. gehört zu den gründlichsten Kennern des Nordischen, insbesondere des Isländischen. Unter seinen Arbeiten auf diesem Gebiet sind zu nennen: die Übersetzung der jüngern Edda (1842); "Theophilus Eutychianus, from the original Greek in Icelandic, Low German and other languages" (1845); "The Norsemen in Iceland" (1858); "Popular tales from the Norse" (1859, 3. Aufl. 1864); "The story of Burnt Njal" (1861); "The story of Gisli the outlaw" (1866); "The Vickings of the Baltic, a tale of the X. century" (1875, 3 Bde.; die Geschichte der Jomswikinger behandelnd). Nebenbei hat er sich auch im Roman versucht mit: "Annals of an eventful life" (5. Aufl. 1870), "Three to one" (1872) und "Half a life" (1874). Eine Sammlung seiner Essays veröffentlichte er 1873 unter dem Titel: "Jest and earnest".

Dash (spr. dasch oder dass), eigentlich Gabrielle Anna Cisterne de Courtiras, Vicomtesse de Saint-Mars, gewöhnlich Gräfin von D. genannt, franz. Romanschriftstellerin, geb. 2. Aug. 1804 zu Poitiers als Tochter einer angesehenen und reichen adligen Familie, verheiratete sich sehr früh und widmete sich, nach dem Verlust ihres Vermögens, der schriftstellerischen Thätigkeit. Sie lieferte mehrmals im Lauf eines Jahrs 5-6 Romane. Ihre Stoffe sind beinahe ausschließlich der vornehmen oder doch der vornehm thuenden Welt entnommen und besonders deren Verirrungen in der Liebe mit einer nichts weniger als weiblichen, aber doch nicht ungraziösen Offenheit bloßgelegt. Man braucht nur die Titel einzelner dieser (auch ins Deutsche übersetzten) Romane, wie: "Les amours de Bussy-Rabutin" (1850), "La pomme d'Ève" (1853), "Les galanteries de la cour de Louis XV" (1861), "Les derniers amours de Mad. Dubarry" (1864), "Comment tombent les femmes" (1867), "Les aventures d'une jeune mariée" (1870) etc., zu nennen, um erraten zu lassen, wes Geistes Kinder hier vorliegen. D. starb 11. Sept. 1872.

Dasjespiß (Dassepiß, Dassipiß), s. Klippschliefer.

Dasra und Nasatja, s. Açvin.

Dassätine, s. Deßjätina.

Dassel, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Hildesheim, Kreis Einbeck, am Solling und unweit der Ilme, 152 m ü. M., durch Zweigbahn mit Salzderhelden verbunden, hat eine große Eisenhütte, Steinbrüche (Steinplatten) und Kalksteinbrüche und (1880) 1580 meist evang. Einwohner. D., schon 920 erwähnt, war der Sitz sächsischer Dynasten, von denen die Raugrafen von D. abstammten. In nächster Nähe das Remontedepot Erichsburg und die Burgruine Hunnesrück.

Dassel, Grafen (Raugrafen) von, altes sächs. Geschlecht, dem Rang nach die zweite der zwölf Grafenfamilien, aus denen die Sachsen ihre Herzöge wählten. Als Stammvater des Hauses wird Walther, Graf von D. und Newenober, genannt, der um 700 lebten Historisch berühmt ist Adolf der Kühne, Graf von D., Neffe des Erzbischofs Reinald zu Köln (s. d.). Als Heinrich der Löwe 1189 in das Gebiet des Grafen Adolf von Schauenburg eindrang, mußte Adolf von D., der in Abwesenheit des Grafen regierte, nach Lübeck flüchten und das Land preisgeben, worauf Heinrich unter anderm die alte Handelsstadt Bardowiek zerstörte. Doch sammelte D. ein Heer und brachte 1190 den Anhängern Heinrichs an der Trave eine große Niederlage bei, infolge deren sich Heinrich zum Frieden bequemte. Mit Graf Dietrich von D. erlosch 1329 das Grafengeschlecht.

Dasselbeulen, s. Bremen, S. 383 ff.

Dasselfliegen, s. Bremen, S. 383 ff.

Dassow, Marktflecken in Mecklenburg-Schwerin, am Einfluß der schiffbaren Stepenitz in den Das-^[folgende Seite]