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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Datschitz; Dattelmuschel; Datteln; Dattelpalme; Dattelpflaumenbaum; Dattenberg; Datum; Datumwechsel

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Datschitz - Datumwechsel.

Datschitz, Stadt in der Markgrafschaft Mähren, an der Thaya, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat ein altes und ein neues Schloß, 2 Kirchen (darunter die schöne gotische Pfarrkirche), ein Franziskanerkloster (seit 1660), eine gewerbliche Fortbildungsschule, Spiritusbrennerei, Bierbrauerei, Fabrikation landwirtschaftlicher Maschinen, Brettsäge und (1880) 2497 Einw.

Dattelmuschel, s. Bohrmuscheln.

Datteln, schwarze, s. Diospyros.

Dattelpalme, s. Phoenix.

Dattelpflaumenbaum, s. Diospyros.

Dattenberg, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Koblenz, Kreis Neuwied, mit einer Burgruine mit reizender Aussicht ins Rhein- und Ahrthal, einem bedeutenden Basaltsteinbruch, einer Bleierzgrube und (1880) 810 Einw.

Datum (lat., "gegeben"), in den lateinisch abgefaßten Urkunden des Mittelalters die Formel, welche der Angabe der Zeit (meist auch des Orts) der Ausstellung derselben vorangestellt wurde, oft in Verbindung mit Actum (s. d.), was den Zeitpunkt angibt, in welchem über den Inhalt des betreffenden Schriftstücks verhandelt wurde. Gegenwärtig bedeutet D. (als Substantiv) s. v. w. Orts- und Zeitangabe selbst. Die Art und Weise der Angabe des Jahrs und Tags, das Datieren, war in verschiedenen Ländern und Zeiten verschieden. Die Alten pflegten nach den Regierungsjahren ihrer Könige und obersten Magistratspersonen zu datieren. Die abendländischen Völker datierten im Mittelalter ebenso, gaben aber zugleich oder auch allein das Jahr nach der Geburt Christi in ihren Urkunden an und fügten oft auch noch die Indiktion oder Römerzinszahl hinzu. Als Tag setzte man den Monatstag entweder nach der Zahlordnung oder nach dem Namen eines Heiligen oder Festes. Datieren heißt auch die Zeitrechnung für etwas Bestehendes von einem Ereignis an beginnen. D. ut supra, ut retro, das D. wie oben, wie umstehend. In der Statistik ist D. jede einzelne Beobachtung über den Zustand einer Erscheinung in einem gegebenen Raum und zu einer bestimmten Zeit. Man beschränkt diesen Ausdruck auf die Teilbeobachtung einer bestimmten Massenbeobachtung. War diese Beobachtung eine systematische, dann sind auch die Daten systematische. Beliebig aus verschiedenen Zeiten und Räumen zusammengestellte Beobachtungen sind nicht Teile einer fortlaufenden Beobachtungsreihe, wie solche die Statistik verlangt. Daten (Data, Mehrzahl von D.), Thatsachen, Thatsächliches; bei Euklid und andern Geometern Sätze, welche aussagen, daß, wenn gewisse Dinge gegeben, andre mit gegeben sind. Data et Accepta, Ausgabe und Einnahme. Vgl. Dato.

Datumwechsel. Alle Orte auf der Erde, welche unter demselben Meridian liegen, haben in demselben Moment Mittag, ihre Uhren stimmen völlig überein; dem Längenunterschied zweier Orte von 1° entspricht ein Mittagsunterschied von 4 Minuten in der Zeit, und Orte, deren Meridiandifferenz eine große ist, haben mithin Zeitunterschiede, welche sich auf viele Stunden belaufen können. In den Stunden, welche der Mitternacht naheliegen, betrifft der Unterschied also auch Wochentag und Datum und in der Neujahrsnacht das Jahr. Geht man in der Mitternachtsstunde des neuen Jahrs von einem Ort nach W., so stößt man auf Orte, bei denen der Jahreswechsel noch nicht eingetreten ist, und umgekehrt bei der Wanderung nach O. auf Orte, bei denen der Wechsel bereits eingetreten ist. Setzt man die Bewegung nach O. oder W. bis 180° fort, so beträgt der Zeitunterschied 12 Stunden, und wandert man nochmals um 180°, so gelangt man wieder zu dem Ausgangspunkt, gerät nun aber in Verlegenheit, nicht sowohl was die Tagesstunde, als vielmehr was Datum und Wochentag angeht. In dieser Lage befinden sich offenbar zwei Reisende, welche von demselben Orte, der eine nach W., der andre nach O. ausgehend, an einem um 180° entfernten Ort, also auf der Hälfte ihres Wegs um die Erde, zusammentreffen. Daher hängen Wochentag und Datum auf den Inseln im Großen Ozean, welche jetzt christliche Zeitrechnung haben, lediglich davon ab, ob die Christen von W. oder von O. her dorthin gelangt sind. Die Portugiesen und Holländer gingen um das Kap der Guten Hoffnung und kamen also zu ihren Entdeckungen und Besitznahmen von W. her; die Spanier dagegen segelten durch die Magelhaensstraße oder später von den westlichen amerikanischen Küsten gegen W., kamen also zu den von ihnen entdeckten und zum Teil besetzten Inseln von O. her, und so mußten letztere einen Tag weniger im Wochentag oder im Datum des Kalenders zählen als die erstern. Macao an der chinesischen Küste und Manila auf Luzon sind z. B. um etwa 7,5° in der Länge oder etwa 30 Minuten in der Zeit voneinander entfernt; aber Macao, von den Portugiesen besetzt, zählt im Datum einen Tag mehr als die Spanier in Manila. Ganz Amerika bekam von O. her, nur Alaska von W. den europäischen Wochentag; russische und englische Pelzhändler an der Grenze hatten also verschiedene Wochentage, und als die Vereinigten Staaten Alaska kauften, mußten Datum und Wochentag geändert werden. Obenstehende Kartenskizze zeigt die Linie, welche die Orte voneinander scheidet, die verschiedenen Wochentag und verschiedenes Datum haben; westwärts von derselben zählt man als Datum und Wochentag einen Tag mehr als ostwärts. Die Mitternachtsstunde des neuen Jahrs tritt auf der ganzen Erde zuerst auf der ostwärts von Neuseeland gelegenen Chathaminsel ein. Die Schiffer berücksichtigen jene Linie aber

^[Abb.: Scheidelinie für Wochentag und Datum.]