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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: David d'Angers

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David - David d'Angers.

Ausland an und brachte besonders in Deutschland seine Werke an zahlreichen Orten zur Aufführung, fast überall mit enthusiastischem Beifall. Später veröffentlichte er noch mehrere Werke dieser Art, darunter "Colomb" und "Moïse", von denen jedoch keine den Erfolg der "Wüste" gehabt hat. Auch einige Opern, wie: "La perle du Brésil" (1851), "Herculanum" (1859), "Lalla Roukh" (1862), "Le saphir" (1865), brachte er in Paris zur Aufführung; die bedeutendste ist die zweitgenannte. Von seinen übrigen Werken sind besonders die Streichquartette ("Les quatre saisons"), zwei Nonette für Blasinstrumente, eine Symphonie in F, Lieder etc. hervorzuheben. D. erhielt 1869 von der französischen Akademie den großen Staatspreis von 20,000 Frank und wurde nach Berlioz' Tod (1869) Bibliothekar am Konservatorium und bald darauf auch Mitglied des Instituts. Er starb 29. Aug. 1876 in St.-Germain en Laye bei Paris.

8) Ferdinand, Violinspieler und Komponist, geb. 19. Juni 1810 zu Hamburg, ließ sich daselbst schon als zehn- und elfjähriger Knabe öffentlich hören und kam in seinem 13. Jahr zu Spohr, dessen Unterricht er drei Jahre lang genoß. Nach dieser Zeit machte er mit seiner Schwester, der Pianistin Frau Dulken, einige Kunstreisen und nahm dann ein Engagement im Orchester des Königsstädtischen Theaters in Berlin an. Drei Jahre später wurde er von dem livländischen Baron v. Liphardt als Führer eines Privatquartetts nach Dorpat berufen, vollendete hier seine Studien in der Komposition und im Violinspiel und bildete sich zugleich durch Leitung eines Musikervereins zum Orchesterdirigenten. Bis zum November 1835 verweilte er in Dorpat, die Kunstreisen abgerechnet, die er während dieser Zeit nach Petersburg, Moskau, Riga und andern großen Städten Rußlands machte; kehrte dann nach Deutschland zurück, gab in Berlin und andern Städten Konzerte und wurde 1836 auf Veranlassung Mendelssohns als Konzertmeister an das Leipziger Gewandhaus berufen, wo er in der Folge eine einflußreiche Wirksamkeit als Lehrer, Führer des Orchesters, Komponist und Bearbeiter älterer Werke für sein Instrument ausübte. Er starb 19. Juli 1873 zu Klosters in Graubünden. Davids Spiel zeichnete sich aus durch einen vollen, edlen Ton, Leichtigkeit und Eleganz der Bogenführung, große Fertigkeit in Passagen und geistvollen Vortrag. Seinen Erfolg als Lehrer bezeugt eine große Anzahl von vortrefflichen Schülern, die er teils privatim, teils als Lehrer am Leipziger Musikkonservatorium gebildet hat. Was seine Kompositionen betrifft, so gehören die für sein Instrument (verschiedene Konzerte, dann Variationen, Etüden, Kapricen etc.) zu den besten der neuern (nach-Spohrschen) Zeit. Außer diesen hat er auch für andre Instrumente, z. B. für Posaune, Klarinette, Viola, Violoncello, wirkungsvolle Konzerte komponiert sowie einige Symphonien, Quartette, mehrere Hefte Lieder mit Klavierbegleitung etc., die ehrenvolle Anerkennung fanden. Eine komische Oper seiner Komposition, "Hans Wacht", die 1852 in Leipzig zur Aufführung kam, ist reich an Schönheiten im einzelnen, erwies sich jedoch im ganzen als zu wenig dramatisch wirksam, um sich auf dem Repertoire zu erhalten. Ein großes Verdienst erwarb sich D. auch durch die Herausgabe älterer Werke für die Violine, unter welchen namentlich die Konzerte von Bach, Mozart u. a. sowie die unter dem Namen: "Die hohe Schule des Violinspiels" herausgegebene Sammlung von Violinstücken aus dem 17. und 18. Jahrh. zu nennen sind.

9) Jérôme Frédéric Paul, Baron, franz. Politiker, geb. 30. Juni 1823 zu Rom, Enkel von D. 4), trat mit zwölf Jahren in die Kriegsmarine, diente zwei Jahre auf einem Schulschiff, fand aber keinen Gefallen am Seedienst, besuchte 1842-44 die Militärschule in St.-Cyr und wurde dann als Unterleutnant zu einem Zuavenregiment in Algier versetzt. 1846 zum Vorsteher eines arabischen Büreaus ernannt, wurde er, da er mit der Sprache der Eingebornen sehr vertraut war, nacheinander den Generalen Cavaignac, Ladmirault und dem Generalgouverneur Randon beigegeben, welcher ihn 1852 zum Kommandanten des Militärbezirks Beni-Mansours in Kabylien ernannte. Nachdem er 1854 als Ordonnanzoffizier des Prinzen Napoleon den Krimkrieg mitgemacht, nahm er 1857 mit dem Rang eines Kapitäns seinen Abschied. 1859 als offizieller Kandidat in den Gesetzgebenden Körper gewählt, gehörte er zu den eifrigsten Anhängern des Kaiserreichs und bekannte sich zu klerikal-konservativen Grundsätzen. Er begründete den bonapartistisch-ultramontanen Klub der Arkadier und bekämpfte das liberale Ministerium Ollivier. Seit 1867 war er Vizepräsident der Kammer. Eine hervorragende Rolle spielte er im Juli 1870. Auf seine Veranlassung hauptsächlich stellte der Abgeordnete Cochery 5. Juli die bekannte Interpellation über die hohenzollernsche Kandidatur, und als Thiers u. a. 15. Juli vor dem Krieg warnten, überhäufte sie D. mit Schmähungen und mit Beschuldigungen des Verrats. Durch seine Haltung in der Kammer und durch seinen persönlichen Einfluß am Hof trug er viel dazu bei, daß der Kaiser und Ollivier sich den Krieg aufdrängen ließen. In dem am 10. Aug. vom Grafen Palikao gebildeten Kabinett erhielt er das Ministerium der öffentlichen Arbeiten. Als die Revolution vom 4. Sept. diesem letzten kaiserlichen Kabinett ein Ende gemacht, verschwand D. von der öffentlichen Bühne. Erst 1876 gelang es ihm wieder, seine Wahl zum Deputierten der Gironde durchzusetzen; er starb 28. Jan. 1882 auf seinem Schloß Langon (Gironde). Er schrieb: "Actualités et souvenirs politiques" (1874).

10) Armand, Abbé, franz. Reisender und Naturforscher, aus der Umgegend von Bayonne stammend, erhielt seine Erziehung im Collège von Savona, kam 1861 zu Missionszwecken nach China, verwandte aber seine Zeit meist auf naturwissenschaftliche Reisen nach der Mongolei, dem Sichangebirge und 1864 nach Schol, einem etwa 370 km nördlich von Peking gelegenen Berggebiet. Im Park der Pekinger Sommerresidenz entdeckte er sodann den Elaphurus Davidianus, einen bisher noch nicht bekannten Hirsch, und drang 1868 auf einer zweijährigen Reise bis Tibet und den Kuku-Nor vor. Mitte 1870 kehrte er nach Frankreich zurück, ging aber 1872 wieder nach China, forschte in den Provinzen Tschekiang, Schensi, Kiangsi und Fukian, worauf er sich 3. April 1874 wieder nach Frankreich einschiffte. Er veröffentlichte seine Berichte in den "Nouvelles archives du musée d'histoire naturelle de Paris", in der "Revue des Deux Mondes" und im "Bulletin de la Société de géographie de Paris". Außerdem schrieb er: "Journal de mon troisième voyage d'exploration dans l'empire chinois" (Par. 1875) und "Les oiseaux de la Chine" (mit Oustalet, das. 1877).

David d'Angers (spr. dangscheh), Pierre Jean, franz. Bildhauer, geb. 12. März 1788 zu Angers, erhielt den ersten Unterricht im Zeichnen von seinem Vater, einem Holzschnitzer, und kam dann nach Paris, wo er sich anfangs seinen Unterhalt durch Steinarbeiten erwarb und später in das Atelier des Bildhauers