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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Decke; Deckelkapsel; Decken; Deckenmalerei; Deckenputz; Deckenzeug; Decker

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Decke - Decker.

eine Vermittelung mit der Wand bilden. Größern Deckengesimsen gibt man zu diesem Zweck eine große Hohlkehle, die Voute. Der Deckenputz (s. d.) bleibt entweder ganz glatt und wird dann meist gemalt, oder er wird mit andern Verzierungen, namentlich Feldern (daher Felder- oder Kassettendecken), versehen. Die gewöhnlichsten Deckenverzierungen bestehen in von Gips gezogenen, aus einigen Gliedern bestehenden Gesimsen und Einfassungen, während die reichern Decken mit den verschiedensten Stuckverzierungen versehen werden (s. Plafond und Plafondmalerei). Vgl. unter andern Breymann, Allgemeine Baukonstruktionslehre (Stuttg. 1866-70, 2 Abtlgn.); Brandt, Lehrbuch der Eisenkonstruktionen (2. Aufl., Berl. 1870), und Klasen, Handbuch der Hochbaukonstruktionen in Eisen (Leipz. 1875).

Decke, in der Jägersprache das Fell des Elch-, Rot-, Dam- und Rehwildes.

Deckelkapsel, in der Botanik, s. Pyxidium.

Decken, in der Jägersprache das Festhalten eines Schweins durch Hatzhunde, indem diese sich an die Gehöre, die Keulen oder an das Kurzwildbret (die Hoden) hängen; in der Technik eine Methode des Auswaschens (s. d.); in der Pferdezucht s. v. w. beschälen.

Decken, Karl Klaus von der, namhafter Afrikareisender, geb. 8. Aug. 1833 auf Kotzen in der Mark Brandenburg, besuchte das Gymnasium zu Lüneburg, darauf die Kadettenschule in Hannover und trat 1850 in hannöverschen Militärdienst, den er aber 1860 verließ, um sich ausschließlich der Erforschung Afrikas zu widmen. Auf Barths Rat ging er nach Sansibar, begann im Oktober d. J. die Reise von Quiloa nach dem Nyassasee, ward aber durch die Treulosigkeit des arabischen Führers seiner Karawane zur Umkehr genötigt. Im folgenden Jahr unternahm er mit Thornton von Mombas aus eine Expedition nach den Bergländern des Kilima Ndscharo, bestimmte die Höhe dieses vulkanischen Schneebergs, nahm den See Ipe auf und zeigte, daß der den See durchströmende Daffeta der Oberlauf des Rufu oder Pangani sei. Im Oktober 1862 unternahm er in Begleitung von O. Kersten eine dritte Reise und erstieg den Kilima Ndscharo bis zur Höhe von 4200 m, machte 1863 eine Seereise längs der ostafrikanischen Küste nach Ibo, Kap Delgado und Lamu in der Absicht, sich über Réunion nach Madagaskar zu begeben, sah sich aber durch die politischen Wirren, welche auf letzterer Insel ausgebrochen waren, veranlaßt, nach Sansibar und von dort nach Europa zurückzukehren, wo er sogleich eine große Expedition zur Erforschung afrikanischer Flüsse ausrüstete. Im Oktober 1864 ging er über Ägypten, Aden und die Seschellen nach Sansibar und begab sich im Frühjahr 1865 mit zwei aus Europa in Segelschiffen herübergebrachten und in Sansibar zusammengesetzten Dampfern zur Dschubamündung. Dort verlor er leider den kleinern der Dampfer, erreichte indes in dem größern 15. Sept. Berdera. Als er aber die Fahrt auf dem Fluß fortsetzte, erhielt das Schiff 25. Sept. einen starken Leck; der zum Verlassen desselben zwang. D. eilte mit Link, um Hilfe zu holen, nach Berdera zurück, wurde dort aber von den Somal ermordet; dasselbe Geschick traf einen Teil der zurückgebliebenen Mitglieder, so daß nur fünf Europäer und sechs Neger sich nach Sansibar retten konnten. Das von D. gesammelte Material wurde von Kersten im Verein mit Fachgelehrten in dem Werk "Baron K. K. von der Deckens Reisen in Ostafrika" (Leipz. 1869-79) in 4 Bänden, von denen Bd. 1 und 2 den beschreibenden Teil enthält, veröffentlicht.

Deckenmalerei, s. Plafondmalerei.

Deckenputz, der untere mehr oder minder verzierte Überzug (s. Putz) der Decke (s. d.) von Hochbauten. Der gewöhnliche D. besteht zunächst in einer an die untere Fläche der Deckenbalken genagelten Belattung oder Schalung und Berohrung, wobei die einzelnen zum Festhalten des Deckenbewurfs dienenden Rohre durch angenagelte Querdrähte festgehalten werden. In neuerer Zeit verwendet man unter anderm auch Latten, an welche mittels Querdrähten und Nägeln doppelte Rohrgewebe angehängt werden. (Patent Stauß und Ruff). Die auf die eine oder andre Art berohrten Decken werden mit grobem Kalkmörtel ausgeworfen, hierauf wird ein Überzug von feinerm Kalkmörtel gebracht, welchem man bei elegantern Decken oder des schnellern Trocknens wegen mehr oder minder viel Gips hinzufügt, und zuletzt die Tünchung vorgenommen.

Deckenzeug, s. v. w. Kotzen.

Decker, Buchdrucker- und Buchhändlerfamilie. Georg D., geb. 23. April 1596 zu Eisfeld in Thüringen, ging nach Basel und errichtete dort die Universitätsbuchdruckerei; starb 1661. Nach ihm wurde das Geschäft in ununterbrochener Reihenfolge teils in Basel (als Rats- und Universitätsbuchdruckerei), teils in Kolmar (als französische Parlaments- und Hofbuchdruckerei) in der Familie fortgeführt bis 1802, wo es J. J. ^[Jean Jacques] Thurneißen daselbst käuflich erwarb. - Ein Sprößling der Familie, Georg Jakob D., geb. 12. Febr. 1732 zu Basel, wandte sich nach Berlin, wo er die sehr herabgekommene Buchdruckerei seines Schwiegervaters Jean Grynäus übernahm und schnell zu Bedeutung und Ansehen hob. Er erhielt 1763 den Titel, 1765 auch die Rechte eines königlichen Hofbuchdruckers und entwickelte nun neben seiner typographischen zugleich eine bedeutende buchhändlerische Thätigkeit als Verleger. Im J. 1787 erhielt er das mit wertvollen Rechten verbundene erbliche Prädikat als Geheimer Oberhofbuchdrucker. Nachdem er bereits 1792 seine Geschäfte seinem gleichnamigen Sohn abgetreten, starb er 17. Nov. 1799. Georg Jakob D. der jüngere erweiterte das Geschäft noch mehr, z. B. durch Errichtung der Hofbuchdruckerei in Posen 1794, durch Ankauf der Sommerschen Hofbuchdruckerei in Potsdam, durch Einführung der Stereotypie und der Stanhopepresse. Nach seinem Tod (26. Aug. 1819) gingen die Geschäfte auf seine beiden Söhne, Karl Gustav (geb. 23. Jan. 1801, gest. 20. April 1829) und Rudolf Ludwig (geb. 8. Jan. 1804), über, welch letzterer bei Gelegenheit des 100jährigen Jubiläums 1863 in den erblichen Adelstand erhoben wurde und gleich seinen Vorgängern erfolgreich für weitere Hebung der verschiedenen Zweige seines Geschäfts thätig war. Mit seinem Tod (12. Jan. 1877) erlosch die Firma "Königliche Geheime Oberhofbuchdruckerei (R. v. Decker)". Die Druckerei ging durch Kauf in Besitz und Verwaltung des Deutschen Reichs über und wird seit 1879, mit der Preußischen Staatsdruckerei vereinigt, als "Reichsdruckerei" weitergeführt; die Verlagshandlung ("R. v. Deckers Verlag") kam in Privatbesitz. Von den Deckerschen Verlagswerken sind besonders hervorzuheben: die Werke Friedrichs d. Gr. in verschiedenen Ausgaben und das Neue Testament, deutsch durch Luther, nach der Ausgabe von 1545, ein mit Holzschnitten nach Cornelius und Kaulbach geschmücktes, nur in 80 Exemplaren in Olifantfolio bei Gelegenheit der Weltindustrieausstellung 1851 hergestelltes Prachtwerk, Bodenstedts Werke, Wittes Dante-Ausgabe etc. Vgl. Potthast, Die Abstammung der Familie D. (Berl. 1863).