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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Derogation; Derosne; Derosnesches Salz; De Rossi; Deroulède; Deroute; Deroy

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Derogation - Deroy.

Kronprinzen nach Spanien als Berichterstatter teil und veröffentlichte darüber: "Des deutschen Kronprinzen Reise nach Spanien und Rom" (Berl. 1884). Außerdem schrieb er: "Russische Leute. Eine Sommerfahrt" (Berl. 1885).

Derogation (lat.), die Aufhebung eines Gesetzes durch ein später erlassenes anderweites Gesetz; dann insbesondere die Abänderung eines Gesetzes durch Aufhebung einzelner Bestimmungen im Gegensatz zur Abrogation, der vollen Aufhebung des ganzen Gesetzes; daher derogieren, schwächen, beschränken, außer Kraft setzen. Das Rechtssprichwort sagt: Lex posterior derogat priori, d. h. das der Zeit nach spätere Gesetz hebt das frühere auf.

Derosne (spr. dörohn), Charles, Apotheker und Industrieller, geb. 1780 zu Paris, erlernte die Pharmazie, etablierte sich in seiner Vaterstadt, begründete mit Cail (s. d.) großartige Maschinenfabriken und starb im September 1846 in Paris. Er entdeckte das Narkotin im Opium und lieferte mehrere chemische Untersuchungen, z. B. über das Aceton; die größten Verdienste erwarb er sich aber in Gemeinschaft mit Cail um die Zuckerfabrikation und Branntweinbrennerei.

Derosnesches Salz, s. v. w. Narkotin.

De Rossi, 1) Pellegrino Luigi Odoardo, Graf, ital. Staatsmann, geb. 13. Juli 1787 zu Carrara, widmete sich in Bologna dem Studium des Rechts, wurde 1812 Professor des Strafrechts daselbst, floh aber, da er 1815 von Murat das Amt eines Zivilkommissars in den Legationen angenommen, nach dessen Sturz nach Frankreich und ließ sich 1816 in Genf nieder, wo er Privatvorlesungen über Geschichte, Recht und Nationalökonomie eröffnete, 1819 den Lehrstuhl des römischen Rechts und des Kriminalrechts an der Akademie erhielt und 1820 in den Großen Rat der Republik gewählt wurde. 1832 von den Genfern als Gesandter zur Tagsatzung geschickt, arbeitete er hier den von derselben 1832 angenommenen, unter dem Namen Pacte Rossi bekannten Entwurf einer neuen Verfassung aus. Von der Tagsatzung zur Regelung des polnischen Emigrantenwesens nach Paris gesandt, trat er hier 1833 in den französischen Staatsdienst und erhielt 1834 den Lehrstuhl der politischen Ökonomie am Collège de France und einige Monate später die Professur des konstitutionellen Rechts an der Pariser Rechtsschule. 1838 erfolgte seine Aufnahme in die Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften. 1839 zum Pair erhoben, legte er seine Lehrämter nieder und trat 1840 in den Staatsrat, wo er erst im Unterrichtswesen und später in den auswärtigen Angelegenheiten beschäftigt wurde. 1845 ging er als außerordentlicher Gesandter nach Rom, erhielt im Mai 1846 den Rang eines Botschafters beim Vatikan u. ward zum französischen Grafen ernannt. An den Reformbestrebungen Pius' IX., dessen Wahl er befördert hatte, nahm er bedeutenden Anteil. Nach der Februarrevolution 1848 wurde er seiner Stellung als französischer Botschafter enthoben. Nachdem er, den nationalen Bestrebungen Italiens lebhaft zugeneigt, in Bologna zum Deputierten gewählt worden, übernahm er nach dem Sturz Mamianis 14. Sept. d. J. in dem neugebildeten päpstlichen Kabinett das Innere sowie provisorisch die Polizei und die Finanzen und damit die schwierige Aufgabe, die päpstliche Herrschaft mit den liberalen Forderungen zu versöhnen, ward aber schon 15. Nov. bei der Eröffnung der Deputiertenkammer auf der Freitreppe des Palastes der Cancellaria von Santo Costantini, einem radikalen Fanatiker, ermordet. Dies Attentat war das Signal zum Ausbruch der Revolution, welcher 23. Nov. die Flucht des Papstes folgte. Von Rossis Werken sind hervorzuheben: "Traité du droit pénal" (Par. 1829; 4. Aufl. 1872, 2 Bde.); "Traité de droit constitutionnel français" (das. 1836; 2. Aufl. 1877, 2 Bde.) und "Cours d'économie politique" (das. 1839-41, 2 Bde.; 4. Aufl. 1865).

2) Gian Battista, ital. Archäolog und Epigraphiker, geb. 23. Febr. 1822 zu Rom, erhielt daselbst auch seine gelehrte Bildung. Den archäologischen Studien zugewendet, veröffentlichte er seine ersten Arbeiten in gelehrten Zeitschriften. Er behandelte zunächst vornehmlich die christlichen Inschriften des 1. Jahrh. und richtete dann sein Augenmerk auf die gründliche Erforschung der römischen Katakomben. Die epochemachenden Ergebnisse seiner Forschungen, durch welche er sich als der Begründer und thatkräftigste Förderer der christlichen Archäologie erwies, liegen vor in den Werken: "Inscriptiones christianae urbis Romae septimo seculo antiquiores" (Rom 1857 ff.); "Roma sotteranea cristiana" (das. 1864 bis 1877, 3 Bde. mit Kupfern; auch ins Französische und Englische übersetzt); "Musaici cristiani" (aus den Basiliken Roms, das. 1872-87, 16 Hefte). Andres von ihm enthält das "Bulletino di Archeologia cristiana", das er selbst herausgibt (seit 1863). R. ist Professor an der Universität zu Rom und Mitglied der Pontificia Accademia d'archeologia sowie gelehrter Gesellschaften des Auslandes. Ein Verzeichnis seiner sämtlichen Schriften enthält das bei Gelegenheit seines Jubiläums erschienene "Albo dei sotto-scrittori per la medaglia d'oro in onore del commendatore G. B. d. R." (Rom 1882). Als Politiker gehört er der klerikalen Partei an.

Deroulède (spr. dĕrulähd), Paul, franz. Dichter, geb. 2. Sept. 1848 zu Paris, Neffe des Dramatikers Emile Augier, hatte kaum seine juristischen Studien vollendet, als der Krieg von 1870 ausbrach. Er trat als Freiwilliger in ein Zuavenregiment, fiel bei Sedan in deutsche Gefangenschaft, entkam aber aus Breslau, als polnischer Jude verkleidet, nach Frankreich und kämpfte hier als Leutnant in der Armee von Chanzy, dann unter Bourbaki, mit dem er auch im Februar 1871 nach der Schweiz übertrat. Seinen Ruf und seine Popularität als Dichter verdankt er den frischen und schwungvollen, mitunter auch schwülstigen "Chants d'un soldat" (1872) und "Nouveaux chants d'un soldat" (1875), durch welche er die Revanchelust der Franzosen zu entflammen suchte, und die in einer Unzahl von Auflagen verbreitet wurden. Außerdem veröffentlichte D. mehrere Dramen, wie: "Juan Streuner" (1869), das patriotische Stück "L'hetman" (1877) und "La Moabite", ein katholisierendes, in der pathetischen Manier H. de Borniers geschriebenes Schauspiel. Als Vorstand der Patriotenliga in Paris fuhr er bis in die neueste Zeit fort, leidenschaftlich für Revanche gegen Deutschland zu agitieren, und erregte namentlich im August 1882 durch sein Vorgehen gegen den deutschen Turnverein in Paris großes Aufsehen. Trotz seines Deutschenhasses wird D. als ein Kenner und Freund der deutschen Litteratur, besonders Goethes, gerühmt.

Deroute (franz., spr. -ruht), Abweg; Zerrüttung; insbesondere wirre Flucht eines geschlagenen, zersprengten Heers; deroutieren, in D. bringen.

Deroy (spr. dörŏá), Bernhard Erasmus, Graf, bayr. General, geb. 11. Dez. 1743 zu Mannheim als Sohn eines kurpfälzischen Generals französischen Ursprungs, trat früh in pfälzische Kriegsdienste, diente mit Auszeichnung im Siebenjährigen Krieg, ward 1792 Generalmajor, 1795 bei der Übergabe von Mann-^[folgende Seite]