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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Destillation

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Destillation (Pistoriusscher Apparat).

Flüssigkeit in den Apparat eintritt, während Destillat und Destillationsrückstand ebenso beständig den Apparat verlassen. Diese komplizierten Apparate beruhen auf zwei verschiedenen Prinzipien. Erhitzt man eine Mischung von Alkohol und Wasser, so entwickelt sich Dampf, der bei seiner Verdichtung eine Flüssigkeit liefert, welche verhältnismäßig mehr Alkohol und weniger Wasser enthält und bei niedrigerer Temperatur siedet als die ursprüngliche Flüssigkeit, die bei hinreichend langem Sieden allen Alkohol abgibt, so daß reines Wasser zurückbleibt. Wird das erste Destillat abermals erhitzt, so wiederholt sich derselbe Vorgang, und man erhält abermals ein alkoholreicheres Produkt. Dies ist das Prinzip der Rektifikation. Werden nun die beim Erhitzen des Gemisches von Alkohol und Wasser sich entwickelnden Dämpfe auf eine bestimmte Temperatur, welche noch über dem Siedepunkt des Alkohols liegt, abgekühlt, so verdichtet sich aus denselben eine Flüssigkeit, ein Gemisch von Alkohol und Wasser, dessen Siedepunkt unmittelbar unter jener Temperatur liegt, während alkoholreichere Dämpfe (wie sie sich beim Sieden dieser Flüssigkeit entwickeln würden) unverdichtet bleiben.

Die erhaltene Flüssigkeit ist also alkoholärmer, der verbleibende Dampf alkoholreicher als der ursprüngliche Dampf vor der Abkühlung. Dies ist das Prinzip der Dephlegmation, und die erwähnten Apparate enthalten Teile, in denen Rektifikation und Dephlegmation wiederholt zur Anwendung kommen. Das Produkt ist fast reiner Alkohol. Fig. 14 zeigt eine Form der Rektifikationsvorrichtungen. Es sind flache kupferne Becken, oft in großer Zahl übereinander stehend, zu Säulen angeordnet. Die durch die Rohre a eintretenden Dämpfe werden durch darüber befindliche Glocken oder gebogene Rohre genötigt, durch die Flüssigkeit zu gehen, welche sich anfangs in den Becken ansammelt, erhitzen dieselbe zum Sieden und bringen sie mithin zum Verdampfen. Durch die Tropfrohre b wird der Stand der Flüssigkeit in den Becken geregelt und die Flüssigkeit von einem Becken zum andern und in die Blase zurückgeführt. Selbstverständlich ist die Temperatur in den untern Becken höher als in den obern, weil sich in letztern alkoholreichere Flüssigkeit findet als in den erstern. Aus der destillierenden Flüssigkeit wird von Becken zu Becken mehr Wasser abgeschieden, welches schließlich in die Blase zurückgelangt. Einen Dephlegmator, das Pistoriussche Becken, zeigt Fig. 15. Es besteht aus einem runden kupfernen Becken mit einem Aufsatzrand d und einem lose eingelegten Zwischenboden b. Dieser letztere nötigt die durch a eintretenden Dämpfe, in der Richtung der Pfeile die untere und obere Fläche des Beckens zu bestreichen. Erstere wird durch die Luft, letztere durch auffließendes Wasser gekühlt. Die hierdurch niedergeschlagene alkoholärmere Flüssigkeit fließt durch a nach der Blase zurück, während der alkoholreichere Dampf durch c in der Richtung nach dem Kühler weiter geht.

Neuere Apparate für Großbetrieb.

Die zuletzt erwähnten Becken kommen zur Anwendung bei dem Pistoriusschen Apparat (Fig. 16). a und b sind zwei Blasen, c ein Behälter, in welchem die zu destillierende Flüssigkeit (die weingare Maische) vorgewärmt wird; h ist eine Niederschlag- oder Lutterblase. Die Maische fließt durch d in den Vorwärmer, wird hier erwärmt und dient zugleich zur teilweisen Dephlegmierung der Dämpfe, sie geht dann nach der ersten Blase b und, nachdem sie hier durch den Dampf, der aus der kochenden Maische in a entströmt, ihren Alkoholgehalt größtenteils verloren hat, nach der Blase a, wo sie noch durch den durch i eintretenden Dampf erhitzt wird. Die Blasen und der Vorwärmer sind mit Rührern versehen, welche durch die Kurbeln k bewegt werden. Die aus der Blase b entweichenden Dämpfe gelangen zunächst durch das Rohr f in die Blase h und bringen die hier angesammelte Flüssigkeit zum Kochen. Die Dämpfe, welche sich aus dieser Flüssigkeit entwickeln,

^[Abb.: Fig. 14. Rektifikatoren.]

^[Abb.: Fig. 15. Pistoriussches Becken.]

^[Abb.: Fig. 16. Pistoriusscher Apparat.]