Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Developpable Fläche; Developpement; Deventer; Devéria; Deverra; Deversieren; Devès; Devestieren; Devex; Devexa; Deviation

914

Developpable Fläche - Deviation.

Geistlichkeit zu erfahren und wurde zweimal (1531 und 1532-34) mit harter Gefangenschaft bestraft. Der Schutz des Grafen Nádasdy sicherte ihn vor weitern Verfolgungen. 1541 vor den in Ungarn einfallenden Türken flüchtend, ging er nach Wittenberg, darauf in die Schweiz, woselbst er sich zu der Calvinischen Abendmahlslehre herüberwandte. Nach Ungarn zurückgekehrt, wurde er Prediger zu Debreczin und trug viel dazu bei, daß die Protestanten Ungarns der reformierten Lehre zufielen; das Jahr seines Todes ist unsicher. Unter seinen Schriften (mit Biographie in ungarischer Sprache hrsg. von Révész, Pest 1863) ist zu erwähnen eine "Kurze Erklärung der zehn Gebote, der Glaubensartikel, des Vaterunsers etc."

Developpable Fläche (abwickelbare Fläche), eine krumme Fläche, welche sich ohne Risse oder Falten in eine Ebene ausbreiten läßt, z. B. die Mantelfläche eines Cylinders oder Kegels.

Developpement (franz., spr. dew'lopmāng), Entwickelung, Entfaltung, Erklärung, Auseinandersetzung; in der Baukunst Spezialriß über den Grund oder einen einzelnen Stock eines Gebäudes; im Militärwesen Aufmarsch aus der Kolonne, s. v. w. deployieren; developpieren, abwickeln; entfalten, enthüllen; das Netz eines Körpers zeichnen.

Deventer (spr. dehwenter), Stadt in der niederländ. Provinz Overyssel, am Einfluß des Schipbeek in die Yssel und an der Eisenbahn Zütphen-Leeuwarden, altertümlich gebaut, hat eine Kathedrale, 5 andre Kirchen, ein schönes Stadthaus (mit hübschen Gemälden von Terburg), ein Gymnasium, eine höhere Bürgerschule, Eisengießerei, königliche Teppichfabrik (mit 350 Arbeitern), eine Armenanstalt, welche 500 Frauen und Mädchen Arbeit gibt, berühmte Honigkuchenbäckereien (Deventerer Kuchen), bedeutenden Handel und Schiffahrt und (1883) 20,578 Einw. D. ist Sterbeort von Thomas a Kempis. - D., ehedem Daventria genannt, ist schon im 6. Jahrh. entstanden, erhielt im 13. Jahrh. die Rechte einer freien Reichsstadt und trat der Hansa bei. Dann kam es unter die Oberhoheit der Bischöfe von Utrecht, bis deren Rechte 1528 auf Kaiser Karl V. übergingen. Unter König Philipp II. wurde hier 1559 ein Bistum errichtet, aber 1591 aufgehoben, als der Prinz Moritz von Oranien D. den Spaniern wieder entriß, in deren Hände es 1589 durch Verrat des englischen Kommandanten Stanley gefallen war. Seitdem blieb D. als Hauptstadt von Overyssel mit den niederländischen freien Provinzen verbunden. Von 1672 bis 1674 wurde es von dem Bischof von Münster, B. v. Galen, besetzt gehalten. 1813-14 wurde es von den Franzosen gegen die Verbündeten behauptet und erst nach dem Sturz Napoleons freigegeben.

Devéria, 1) Achille, franz. Maler und Lithograph, geb. 1800 zu Paris, machte sich zuerst bekannt durch Lithographien von Porträten, von denen er mit Grévedon seit 1830 eine Sammlung herausgab, der eine historische Frauengalerie folgte. Später malte er religiöse Bilder, deren süßliche Eleganz und schwächliches Gefühl unangenehm wirkten; trotzdem waren sie seiner Zeit als Andachtsbilder für Privatkapellen und Boudoirs sehr gesucht. Er starb 1857 in Paris.

2) Eugène, franz. Maler, Bruder des vorigen, geb. 1805 zu Paris, lernte bei Girodet und trat zuerst im Salon von 1824 hervor. Er schloß sich der romantischen Schule an und errang, nachdem er sich durch einige Genre- und Kirchenbilder bekannt gemacht hatte, durch das Gemälde: Heinrichs IV. Geburt (im Louvre) einen großen Triumph, der jedoch sein einziger blieb; man fand darin ein großes Kompositionstalent, fein individualisierte Köpfe, fleißige Ausführung und klare Farbe und betrachtete D. seitdem als einen der Führer der Romantiker. 1836 zog er sich nach Pau zurück und wurde protestantischer Pfarrer, wandte sich aber bald wieder der Kunst zu und malte nun unter anderm die Schlacht an der Marsaille (im Versailler Museum), die Enthüllung der Statue Heinrichs IV. zu Pau (1846), den Tod der Johanna Seymour (1847), die vier Heinriche (1857), Halt spanischer Kaufleute (1859), Empfang des Kolumbus durch Ferdinand und Isabella (1861). Er starb 5. Febr. 1865 in Pau.

Deverra, bei den altitalischen Völkern eine der drei Gottheiten, welche Wöchnerinnen gegen nächtliche Beschleichung des Waldgottes Silvanus (s. d.) schützten. Vgl. Pilumnus.

Deversieren (franz.), eine schiefe Richtung haben oder annehmen, sich neigen, senken.

Devès (spr. döwähss), Pierre Paul, franz. Politiker, geb. 3. Nov. 1837 zu Aurillac (Cantal), studierte die Rechte und ließ sich in Béziers als Advokat nieder, wo er auch zum Generalrat gewählt wurde. 1876 bei den allgemeinen Deputiertenwahlen stellten ihn die Republikaner als ihren Kandidaten auf und setzten auch seinen Sieg über den monarchistischen Nebenbuhler durch. D. ward 1879 zum Präsidenten der republikanischen Linken erwählt; in dieser Stellung spielte er bei den Verhandlungen zwischen der Regierung und der Kammermajorität eine einflußreiche Rolle und vertrat mit Erfolg die Interessen Gambettas. Dieser übertrug ihm im November 1881, als er sein Kabinett bildete, das Ackerbauministerium, das er aber schon im Januar 1882 wieder verlor. Im zweiten Gambettistischen Ministerium Duclerc (August 1882 bis Februar 1883) war D. Justizminister.

Devestieren (lat.), entkleiden, namentlich der Investitur, also s. v. w. einen seines Lehens berauben; daher Devestitur, Entziehung des Lehens.

Devex (lat.), abwärts geneigt, abschüssig; Devexität, Abschüssigkeit, Abhang.

Devexa Illig. (Abschüssige), Säugetierfamilie aus der Ordnung der Huftiere, enthält nur die Giraffe.

Deviation (lat.), Abweichung eines Körpers von seiner Bahn oder Richtung; im Seerecht insbesondere die willkürliche Veränderung der Reiseroute seitens des Schiffers (Kapitäns). Der Führer eines Schiffs macht sich einer D. dann schuldig, wenn er ohne genügenden Grund von dem ihm vorgeschriebenen Kurs abweicht, sei es nun, daß er einen Hafen anläuft, dessen Angehung nicht in Aussicht genommen war, oder daß er die Reihenfolge der anzugehenden Häfen eigenmächtig verändert, oder daß er einen andern als den vereinbarten Bestimmungshafen wählt. Sind über die Reiseroute keine besondern Vereinbarungen getroffen, so ist der "entsprechende" Weg zu wählen, und es entscheiden nötigen Falls Sachverständige darüber, welcher Weg der entsprechende war. Es ist dies der Weg, welchen ein gewissenhafter Schiffer unter Berücksichtigung der Jahreszeit und von Wind und Wetter und unter Berücksichtigung der sonstigen Umstände im gegebenen Fall gewählt haben würde. Nur Notfälle, z. B. Verfolgung durch Seeräuber, können den Schiffer von der Verpflichtung, auf der vorgeschriebenen oder auf der entsprechenden Route zu bleiben, entbinden, und selbst dann darf das Verlassen des direkten, geraden Wegs nicht weiter ausgedehnt werden, als die Not oder das Gebot der Menschlichkeit erfordert oder der Kontrakt gestattet. Jede andre Abweichung von der Reise verpflichtet den Schiffer zum Schadenersatz. Die Assekuradeure kommen, wenn die D. ohne Wissen des Versicherten geschah, so