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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Dichasium - Dickens.

Dichasium (griech.), eine Form des Blütenstandes: zweistrahlige Trugdolde; s. Blütenstand.

Dichogāmen (griech.), diejenigen Pflanzen, in deren Zwitterblüten die beiderlei Geschlechtsorgane nicht gleichzeitig geschlechtsreif werden. Bei den protandrischen Blüten geben bereits die Staubgefäße ihren Blütenstaub von sich, ehe die Narben derselben Blüte empfängnisfähig sind; bei den protogynischen Blüten sind dagegen die Narben bereits empfängnisfähig, wenn die Antheren noch geschlossen sind. Zu den protandrischen Blüten gehören z. B. die Gattungen Epilobium, Geranium, Pelargonium, Malva, Impatiens und die Familien der Umbelliferen, Kompositen, Kampanulaceen, Lobeliaceen, zu den protogynischen z. B. die Gattungen Luzula, Anthoxanthum, Alopecurus, Parietaria, Helleborus, Plantago u. a. In beiden Fällen ist eine Selbstbestäubung, d. h. eine Bestäubung der Narben mit dem Pollen derselben Blüte, nicht möglich; nur Kreuzung verschiedener Blüten kann Erfolg haben. Diese Kreuzungen werden durch die die Blüten besuchenden Insekten besorgt (vgl. Blütenbestäubung).

Dichogamie (griech.), s. Blütenbestäubung.

Dichorēus (trochäische Dipodie), doppelter Choreus, zusammengesetzt aus zwei Trochäen (-v-v ^[img]).

Dichotomīe (griech.), Teilung der Einheit in zwei Teile, jedes Teils dann wieder in zwei etc.; in der Botanik gabelartige Verzweigung eines Pflanzenteils, insbesondere der Stengel und Wurzeln; im strengen Sinne nur diejenige gabelartige Verzweigung, welche zu stande kommt, wenn die Fortbildung eines Stengels oder einer Wurzel durch den Vegetationspunkt an ihrer Spitze in der bisherigen Richtung aufhört und dafür in zwei seitlichen Richtungen weitergeht, nicht aber diejenige, welche entsteht, wenn ein rückwärts vom Scheitel des Stengels erzeugter Seitenzweig frühzeitig die Stärke des erstern annimmt und diesen so weit zur Seite drängt, daß beide eine gabelartige Teilung zu bilden scheinen. Vgl. Stengel.

Dichroïsmus (griech.), Zweifarbigkeit, s. Pleochroismus.

Dichroīt, s. v. w. Cordierit.

Dichroītisch (griech.), zweifarbig, s. Doppelbrechung.

Dichromatisch (griech.), zweifarbig.

Dichromsäure, die in den sogen. sauren Chromsäuresalzen (Dichromaten) angenommene Säure.

Dichroskopische Lupe (Dichroskop), von Haidinger konstruierte Vorrichtung zur Beobachtung des Dichroismus (Zweifarbigkeit) doppelbrechender Kristalle, bestehend aus einem Kalkspat in cylindrischer Hülse, welche am Objektivende mit einer quadratischen Öffnung, am Okularende mit einer Lupe versehen ist.

Dichterische Freiheiten (poetische Lizenzen), Abweichungen von der gewöhnlichen Sprachregel, die sich der Dichter, meist mit Rücksicht auf das Versmaß oder den Reim, in der Wortfügung und Wortbildung sowie im Gebrauch von Ausdrücken, die sonst in der Prosa nicht vorkommen, u. dgl. bisweilen erlaubt.

Dichtigkeit, die in der Raumeinheit enthaltene Masse eines Körpers. Die D. irgend eines festen oder flüssigen Körpers, bezogen auf die D. des Wassers im Zustand seiner größten D., oder eines gasförmigen Körpers, bezogen auf die D. der Luft oder des Wasserstoffgases, gibt das spezifische Gewicht. Die D. oder das spezifische Gewicht eines Körpers ist demnach die Zahl, welche angibt, wievielmal so schwer ein Körper ist als ein gleiches Volumen Wasser (resp. Luft oder Wasserstoff). Die D. der Körper ändert sich durch mechanischen Druck, Temperaturveränderungen, Kristallisation etc. Näheres s. Spezifisches Gewicht. Ein Dichtigkeitsmaximum zeigt sich als seltene Ausnahme bei wenigen Körpern, welche bei gewissen Temperaturen dem allgemeinen Gesetz, daß Wärme die Körper ausdehnt, nicht gehorchen. Wasser zeigt ein Dichtigkeitsmaximum bei +4° C. und dehnt sich sowohl beim Erkalten unter als beim Erwärmen über diese Temperatur aus.

Dichtigkeitsmesser, s. v. w. Aräometer; Vorrichtungen zur Ermittelung des spezifischen Gewichts.

Dichtkunst, s. Poesie.

Dichtung, im Maschinenwesen, s. Liderung.

Dicis causa (dicis gratia, lat.), zum Scheine, nur um die Formalien zu beobachten, ohne den Willen zu haben, etwas zu machen oder zu halten.

Dickblatt, s. v. w. Sedum Telephium und Crassula.

Dickdarm, s. Darm.

Dicke, s. Dimension.

Dickens, Charles, früher bekannt unter dem Pseudonym Boz, berühmter engl. Schriftsteller, nebst Thackeray der Gründer der Londoner Romanschule, wurde 7. Febr. 1812 zu Landport bei Portsmouth, wo sein Vater bei der Marine angestellt war, geboren, ward von seinem achten Jahr an in Chatham, später in London erzogen und zeichnete sich schon früh durch eifriges Lesen der vaterländischen Novellisten und Dramatiker aus. Wenig bemittelt, trat er zu London in die Dienste eines Advokaten, wo er Gelegenheit hatte, das englische Volksleben zu studieren, trieb zugleich im Britischen Museum litterarische Studien und entwickelte so großes Geschick als Reporter, daß er zur Mitarbeit am "Parlamentsspiegel" und später am "Morning Chronicle" gezogen wurde. In letzterer Zeitschrift veröffentlichte er die Skizzen des bunten Treibens der niedern Stände der Hauptstadt, die er gesammelt als "Sketches of London" (1836-37, 2 Bde.) mit Zeichnungen von Cruikshank herausgab. Seinen Ruhm aber gründete er durch die "Pickwick papers" (1837-38), die in wöchentlichen Heften mit Federzeichnungen von Cruikshank und Phiz erschienen und von allen Schichten der Gesellschaft mit gleicher Freude begrüßt wurden. Das Buch enthält leicht zusammengehaltene Skizzen und lustige Abenteuer einiger Gentlemen des Pickwickklubs, welche auf einer Reise durch England die Sitten verschiedener Gesellschaftsklassen beobachten, und es offenbaren sich darin eine in komischen Erfindungen und Lagen so reiche Phantasie, so viel harmloser und liebenswürdiger Humor, sorgloser Jugendleichtsinn und Freude an der Thorheit nebst so viel Menschenkenntnis und Reife des Urteils, daß das Werk den Erfolg verdiente, wenn auch immerhin seine Figuren oft an die Karikatur streifen. D.' folgende Romane kommen, obwohl an künstlicher Ausbildung und ergreifender Wirkung jenen ersten Roman meist übertreffend, demselben nicht gleich in Naivität des Humors, in Absichtslosigkeit und gutmütiger Lust, womit der Dichter dort Schwächen und Thorheiten geißelt. Wir nennen davon: "Oliver Twist", eine Erzählung aus den untern Volksschichten (1837); "Nicholas Nickleby" (1839); "Master Humphrey's clock" (1840), eine Reihe von Erzählungen, in denen die Zeichnung von Leidenschaften, interessante Abenteuer, die Schilderung des oft hoffnungslosen Elends in den Fabrikstädten besonders ansprechen; "Barnaby Rudge" (1841) und "Martin Chuzzlewit", ein frisches und erfindungsreiches Werk (1843-44). Ein neues Gebiet eröffnete D. mit seinen Weihnachtsgaben: "A Christmas carol" (1843), "Chimes" (1844), "The cricket on the hearth" (1845), "Battle