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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dietrich

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Dietrich.

doch kam D. durch des Kaisers Tod (1197) in den Besitz der Mark. In dem Kampf der Gegenkönige Philipp und Otto von Braunschweig stand D. auf Philipps Seite, nach dessen Ermordung schwankte er zwischen Otto IV. und Friedrich II. In gefährliche Streitigkeiten geriet er mit der Stadt Leipzig und dem meißnischen Adel. Nach fruchtloser Belagerung Leipzigs verstand er sich 1217 zu einem Vergleich, bemächtigte sich aber der Stadt durch List, ließ ihre Mauern schleifen und sicherte die markgräfliche Lehnsherrlichkeit über dieselbe durch Anlegung dreier Schlösser. Er starb 17. Febr. 1221; daß er vergiftet worden sei, ist spätere Erfindung. Ihm folgte sein jüngster Sohn, Heinrich der Erlauchte.

4) D. der jüngere, s. Diezmann.

Dietrich, 1) Veit (Vitus Theodorus), namhafter Beförderer der Reformation, geb. 1506 zu Nürnberg, bezog 1523 die Universität Wittenberg, war 1527-1530 Luthers Amanuensis und steter Begleiter und wurde auf Melanchthons Fürsprache Prediger an der St. Sebalduskirche zu Nürnberg, wo er, fast an allen bedeutenden Streitfragen und Disputationen teilnehmend, bis an sein Ende (1549) wirkte und der Stadt und der dazu gehörigen Landschaft die erste Agende gab. Durch Herausgabe von erbaulichen und exegetischen Schriften Luthers, die er zum Teil ins Deutsche übersetzte, hat er viel zur Verbreitung der reformatorischen Grundsätze beigetragen. Vgl. Engelhardt in der "Zeitschrift für kirchliche Wissenschaft und kirchliches Leben" 1880 und 1881.

2) Dominikus, Ammeister von Straßburg, geb. 30. Jan. 1620 zu Straßburg, stammte aus einer protestantischen, ursprünglich französischen Familie Didier, trat schon früh in den Großen Rat ein und wurde zum erstenmal 1660 zum Ammeister gewählt. In beständigem Verkehr mit den Vertretern Frankreichs bei seiner Reichsstadt, suchte er deren Neutralität zu wahren, machte aber dadurch die Patrioten irre. Daß er sich 1672 an dem Verfasser einer Schmähschrift durch dessen Verurteilung zum Tod rächte, schadete seinem Ansehen ungemein. Doch beteiligte er sich 1678 persönlich an dem Widerstand, den Straßburger Truppen und Schweizer in der Festung Kehl den Franzosen entgegensetzten, leider ohne Erfolg. Als 1681 infolge des Spruchs der Reunionskammern ein französisches Heer unter Monclar vor Straßburg erschien, begab er sich an der Spitze einer Deputation in das französische Lager, mußte aber 30. Sept. die Urkunde unterzeichnen, welche die Übergabe der alten Reichsstadt enthielt. Sein Festhalten am lutherischen Bekenntnis zog ihm zunächst den Verlust seines Amtes zu; er wurde dann 1685 nach Guéret, später nach Vésoul verwiesen und durfte erst 1689 nach Straßburg zurückkehren. Hier starb er 9. März 1692. Vgl. L. Spach, Biographies alsaciennes, Bd. 1 (Straßburg 1863).

2) ^[richtig: 3)] Adam, genannt der Ziegenhainer Botanikus, geb. 1. Nov. 1711 zu Ziegenhain bei Jena, ein gewöhnlicher Bauer daselbst, erlangte durch Aufsuchen und Untersuchen der Pflanzen einen Ruf, der selbst Linné veranlaßte, mit ihm in Korrespondenz zu treten. Er starb 10. Juli 1782. - Sein Enkel Friedrich Gottlieb, geb. 9. März 1768 zu Ziegenhain, war Hofgärtner in Weimar, dann Gartendirektor zu Eisenach und Wilhelmsthal; starb 2. Jan. 1850 in Eisenach. Er schrieb: "Ökonomisch-botanisches Gartenjournal" (Eisenach 1795-1804, 6 Bde.); "Lexikon der Gärtnerei und Botanik" (Berl. 1802-10, 10 Bde.; 2. Aufl. 1820-21; Nachträge, 10 Bde., 1815-21; neuer Nachtrag, 10 Bde., Ulm 1825-40). - Dessen Bruderssohn David, Kustos am Universitäts-Herbarium zu Jena, geb. 1800 zu Ziegenhain, lieferte eine Reihe botanischer Kupferwerke, z. B.: "Deutschlands Giftpflanzen" (Jena 1826); "Forstflora" (das. 1828-33; 6. Aufl., Dresd. 1884); "Flora universalis", mit 4760 kolorierten Abbildungen in 476 Heften (Jena 1831-56; neue Folge, Leipz. 1849-55, neue Serie, Jena 1861 ff.); "Deutschlands Flora" (das. 1833-51, 5 Bde. mit 1150 Tafeln); "Synopsis plantarum etc." (Weim. 1839-52, 5 Bde.); "Deutschlands ökonomische Flora" (das. 1841-43, 3 Bde.); "Encyklopädie der Pflanzen" (Jena 1841-55, 2 Bde.).

4) (Dietrici) Christian Wilhelm Ernst, Maler und Kupferstecher, geb. 30. Okt. 1712 zu Weimar, bildete sich hier bei seinem Vater und in Dresden unter dem Landschaftsmaler A. Thiele. Erst auf die Nachahmung der Niederländer sich werfend, gelang es ihm, sich in die Art des Vortrags verschiedener Meister hineinzuarbeiten, so daß es ihm möglich war, nach eigner oder nach Neigung der Besteller Gemälde im Geschmack Rembrandts, Ostades, Poelenburgs, Berchems, Watteaus etc. zu liefern, welche freilich hinter den Vorbildern zurückstehen, aber doch häufig Veranlassung gaben, daß Nachahmungen Dietrichs als echte "Rembrandts" etc. verkauft wurden. Am besten und selbständigsten ist er in der Landschaft. Mit Unterstützung des Königs von Sachsen ging er 1742 nach Italien, um, da die Neigung des Hofs der italienischen Richtung vor der niederländischen den Vorzug gab, auch den italienischen Meistern und besonders der Bologneser Schule ihre Hand abzulernen, weshalb er auch seinen Namen italienisch in Dietrici umbildete. Doch war hierin sein Erfolg geringer als bei Nachahmung der Niederländer. Nach seiner Heimkehr zum Professor an der Dresdener Akademie ernannt, starb er 24. April 1774 daselbst. Die Dresdener Galerie hat 51 Gemälde von ihm. Eine Sammlung von Handzeichnungen, Studien und Skizzen, von Ch. Otto in Kreidemanier auf Stein gezeichnet, erschien Leipzig 1810, 5 Hefte; 21 Blätter nach Gemälden und Originalzeichnungen Dietrichs sind in A. Zinggs Zeichenbuch enthalten. Auch als Kupferstecher und Ätzer hat D. einen rühmlichen Namen, und er hat darin Besseres geleistet als im Malen. Seine Blätter belaufen sich auf mehr als 200. Nach seinem Tod gaben die Erben die noch vorhandenen 82 Platten als "Œuvre de C. W. E. D." heraus. Vgl. Linck, Monographie der von D. radierten, geschabten und in Holz geschnittenen malerischen Vorstellungen (Berl. 1846).

5) Franz Eduard Christoph, protest. Theolog, geb. 2. Juli 1810 zu Strauch (Sachsen), studierte 1829-32 in Leipzig und Halle, wurde 1836 Repetent zu Marburg, 1839 Privatdozent daselbst, 1844 außerordentlicher, 1846 ordentlicher Professor in der philosophischen Fakultät und 1859 in gleicher Eigenschaft in die theologische übergeführt. Er starb 31. Nov. 1883. Er veröffentlichte: "Altnordisches Lesebuch mit Grammatik und Glossar" (Leipz. 1843, 2. Aufl. 1864), "Abhandlungen für semitische Wortforschung" (das. 1844), "Abhandlungen zur hebräischen Grammatik" (das. 1846), "Morgengebete der alten syrischen Kirche" (das. 1864), "Über die Aussprache des Gotischen" (Marb. 1862), "De Sanchoniathonis nomine" (das. 1872) und gab die 5.-7. Auflage von Gesenius' "Hebräisch-chaldäischem Handwörterbuch" (Leipz. 1855 bis 1868) heraus.

6) Albert, Komponist, geb. 28. Aug. 1829 in dem Forsthaus Golk bei Meißen, Schüler von Jul. Otto in Dresden und später von Rietz und Hauptmann in Leipzig, wo er gleichzeitig die Universität besuchte,