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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dollar; Dollart; Dollbord; Dollen; Dollfus; Dollieren; Dollinger

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Dollar - Dollinger.

kulationsmittel von Papier, der Papierdollar, zur Seite (nach der grünen Farbe des Druckuntergrundes gewöhnlich Greenbacks genannt). Dies Papiergeld ist jetzt die einzige gesetzliche Währung der Union, nur in Kalifornien herrscht reine Goldvaluta. D. ist auch der in England, Nordamerika, Ost- und Westindien gebräuchliche Name des im Welthandel fast überall vorkommenden ältern Peso duro oder Silberpiasters Spaniens, Zentral- und Südamerikas sowie des heutigen Mexiko. Die englische Regierung hat 1838 in allen englischen Kolonien, wo er in Umlauf ist, diesen D. zum festen Preis von 50 Pence als gesetzliches Zahlungsmittel zugelassen. Abkürzung oder Zeichen für D. ist meist $.

Dollar, Stadt in Clackmannanshire (Schottland), in malerischer Lage am Devon, mit berühmter höherer Schule (academy), 1819 gegründet, u. (1881) 2014 Einw.

Dollart, Meerbusen oberhalb der Mündung der Ems in die Nordsee, zwischen der preußischen Provinz Hannover (Regierungsbezirk Aurich oder Ostfriesland) und der holländischen Provinz Groningen, 13 km lang und 12 km breit, entstand am Christtag 1277 durch Eisflut der Ems und 1287 durch Meereseinbruch in das durch Deiche nicht genügend geschützte und tiefer als der Meeresspiegel gelegene Land. Auf dem vom Wasser verschlungenen Strich Landes sollen an 50 Ortschaften, darunter die Stadt Torum und zwei Marktflecken, gestanden haben. Eine andre Sturmflut richtete 1362 abermals Verheerungen an. Einige Inseln, darunter Nessa (Nesserland, mit der Nesserkirche), sind die einzigen Überreste dieser einst reich angebauten Uferlandschaften. In der neuern Zeit ist der D. durch Eindeichungen, besonders auf der flachen ostfriesischen Seite, eingeengt worden und wird jetzt mit jedem Jahr weiter zurückgedrängt. In den D. mündet die Westerwolder Aa aus den Niederlanden. S. Karte "Oldenburg".

Dollbord, Rand des Ruderboots zur Aufnahme der Dollen (s. d.).

Dollen, eiserne oder hölzerne Bolzen oder Gabeln, oder auch Einschnitte in den obern Rand eines Boots als Stützpunkte für die Riemen (Ruder) beim Rudern. Auch s. v. w. Dübel.

Dollfus, 1) Johann, Industrieller, geb. 25. Sept. 1800 zu Mülhausen im Elsaß, führte bald die Oberleitung des bedeutenden väterlichen Geschäfts, an welchem noch drei andre Brüder beteiligt sind. Die aus seinen Fabriken hervorgehenden baumwollenen Waren, namentlich gedruckte Kattune etc., haben sich auf den verschiedenen internationalen Ausstellungen hohe Anerkennung erworben. In Mülhausen, dessen Maire D. bis 1871 war, hat er mehrere gemeinnützige Einrichtungen hervorgerufen; namentlich verdankt man ihm die Gründung der Arbeiterstädte, welche auf seinen Betrieb durch eine im Jahr 1853 gegründete Gesellschaft in Frankreich entstanden (s. Arbeiterwohnungen). Ein entschiedener Freihändler, führte D. einen energischen Kampf gegen den Schutzzoll, namentlich in der Schrift "Plus de prohibition" (Par. 1853). Er schrieb ferner: "Congrès de Francfort 15 sept. 1857. Note sur les cités ouvrières" (Par. 1857); "De la levée des prohibitions douanière" (2. Aufl., das. 1860). - Sein älterer Bruder, Daniel D.-Ausset, geb. 1797 zu Mülhausen, gest. 1870 daselbst, früher ebenfalls Industrieller, machte sich bekannt durch seine Gletscherstudien, die er in dem Werk "Matériaux pour l'étude des glaciers" (Par. 1863-73, 13 Bde.) herausgab. Auch schrieb er: "Matériaux pour la coloration des étoffes" (1865, 2 Bde.).

2) Charles, franz. Schriftsteller, Sohn von D. 1), geb. 27. Juli 1827 zu Mülhausen, besuchte das Collège Bourbon und die École centrale in Paris, studierte dann die Rechte, wirkte kurze Zeit als Advokat in Kolmar und Altkirch, bis er sich endlich ganz der Litteratur und Philosophie widmete. Er gründete 1857 mit seinem Landsmann Nefftzer die "Revue germanique" (seit 1865 "Revue moderne" genannt), welche eine Vermittelung zwischen französischem und deutschem Geistesleben herstellen sollte und in dieser Hinsicht auch Anerkennenswertes geleistet hat, und beteiligte sich 1861 auch bei der Gründung des "Temps", der ersten liberalen Zeitung, welche sich unter dem kaiserlichen Regime hervorwagte. Nach der Annexion Elsaß-Lothringens optierte er für die französische Nationalität. Von seinen historischen und kritischen Schriften sind zu nennen: "Études sur l'Allemagne" (1864), die auch in Deutschland verdiente Anerkennung fanden; "Le dix-neuvième siècle" (1865); "Considérations sur l'histoire" (1872); von den philosophischen: "Lettres philosophiques" (3. Aufl. 1869); "Révélation et révélateurs" (1858); "Méditations philosophiques" (1866); "De la nature humaine" (1868); "L'âme dans les phénomènes de conscience" (1876). Außerdem schrieb er Novellen und Romane: "Le Calvaire" (1855); "La confession de Madeleine" (1863); "Mardoche" (1866); "Le pasteur de Saint-Blaise"; "Les caprices de l'amour" (1882) u. a.

3) Auguste, franz. Reisender, geb. 31. März 1840 zu Havre, bereiste schon als Knabe mit seinem Vater, einem reichen Reeder, der aus der elsässischen Familie gleichen Namens stammte, fast alle Länder Europas und den Orient, bildete sich dann in Paris zum Geologen aus und wurde 1864 zum Mitglied der französischen wissenschaftlichen Expedition nach Mexiko ernannt. Nachdem er dieses Land auf verschiedenen Exkursionen untersucht, auch den Popocatepetl 23. April 1865 bestiegen hatte, begab er sich über Panama nach San Salvador und Guatemala, welche Länder er acht Monate lang durchstreifte. Die von ihm gemeinschaftlich mit seinem Reisegefährten E. de Montserrat verfaßten Berichte über diese Länder sind besonders in geologischer und hypsometrischer Hinsicht wertvoll und in dem Werk "Voyage géologique dans les républiques de Guatemala et de Salvador" (Par. 1868) niedergelegt. Anfang 1867 kehrte D. über die Vereinigten Staaten nach Frankreich zurück und starb dort nach längerer Krankheit 3. Juli 1869.

Dollieren, s. Leder.

Dollinger, Konrad, Architekt, geb. 22. Juni 1840 zu Biberach, erhielt seine Ausbildung 1855-60 am Stuttgarter Polytechnikum, kam dann zum Oberbaurat Leins, bereiste 1862-63 Italien, war 1865 beim Innenbau des Schlosses Montfort am Bodensee thätig, 1866-67 in Paris, von da an Bauinspektor bei den württembergischen Eisenbahnhochbauten und ward 1870 Professor an der Baugewerkschule, 1872 am Polytechnikum in Stuttgart. Als feinen Beobachter und gewandten Zeichner charakterisieren ihn seine autographierten "Reiseskizzen aus Deutschland, Frankreich und Italien" (Stuttg. 1871-73), als phantasiereichen und stilgewandten Architekten die von ihm ausgeführten Entwürfe zum Kurhaus in Friedrichshafen, zum Kriegerdenkmal in Biberach, zur Garnisonkirche in Stuttgart und die von ihm geleitete Restauration des Tübinger Rathauses, wobei er sich als einen die Renaissance mit Geist beherrschenden Meister erwies.