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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dotzauer; Dotzinger; Dou; Douai; Douairière; Douane; Douarnenez; Douay

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Dotzauer - Douay.

Dotzauer, Justus Johann Friedrich, Violoncellvirtuose, geb. 20. Juni 1783 zu Häselrieth bei Hildburghausen, erhielt seine Ausbildung durch Kriegk in Meiningen, ward 1801 Mitglied der Hofkapelle zu Hildburghausen, ging 1805 nach Leipzig und wurde 1811 auf K. M. v. Webers Betrieb zum ersten Violoncellisten an der Hofkapelle zu Dresden ernannt, in welcher Stellung er, mehrere größere Kunstreisen abgerechnet, bis 1850 ununterbrochen wirkte. Seit dieser Zeit pensioniert, starb er 6. März 1860 in Dresden. Als Violoncellvirtuose stand D. durch sein edles und geschmackvolles Spiel im ersten Rang. Als Komponist hat er sich durch Streichquartette, Konzerte, Phantasien, Duos etc. für das Cello bekannt gemacht; auch schrieb er eine gediegene Violoncellschule. Für seine Lehrtüchtigkeit zeugen seine Schüler F. A. Kummer, K. Drechsler, K. Schuberth, sein Sohn Louis D. u. a.

Dotzinger, Jost, Baumeister von Worms und von 1452 bis 1472 Werkmeister des Münsters zu Straßburg. Er stand an der Spitze derjenigen Kirchenbaumeister, welche 1459 zu Regensburg eine Erneuerung der Bauhüttenordnung zu stande brachten.

Dou (spr. do-u, Dov), Gerard, holländ. Maler, geb. 7. April 1613 zu Leiden, lernte bei Bart. Dolendo die Kupferstecherkunst, bei P. Kouwenhoven die Glasmalerei und von 1628 bis 1631 bei Rembrandt die Ölmalerei. Rembrandts sorgfältige Malweise und besonderer Vortrag jener Zeit blieben ihm fortan eigen; ein klares Helldunkel, eine tief gestimmte, warme Farbe und eine gemütvolle Auffassung zeichnen seine Werke aus, deren Schwerpunkt aber in der äußerst sorgsamen Durchführung auf kleinem Raum liegt. D. ist der ausgezeichnetste Vertreter der Fein- und Kabinettsmalerei in Holland und bildete eine Anzahl von Schülern, unter ihnen Metsu, F. Mieris und Slingeland, heran, welche auf demselben Gebiet thätig waren. Neben der sorgfältigen Ausführung suchte er durch eine feine, meist von brennenden Kerzen ausgehende Beleuchtung der Innenräume zu wirken. Trotz des peinlichen Fleißes, welchen er auf seine kleinen Kabinettsstücke verwendete, hat er eine ziemlich große Anzahl von Gemälden hinterlassen. Seine Hauptwerke sind: die Abendschule (Amsterdam), die Bürgerstube mit der Plätterin (im Haag), der Schulmeister mit vier Knaben (im Fitzwilliam College zu Cambridge), die Wassersüchtige, die Bibelvorleserin und die Gewürzkrämerin (im Louvre zu Paris), der Alchimist (Eremitage in St. Petersburg), die Mutter Rembrandts, drei Selbstporträte, ein Mädchen im Fenster, ein Zahnarzt, ein Einsiedler und ein Stillleben (in der Dresdener Galerie). Er hat auch gelegentlich in seiner Art Motive aus der Legende behandelt (büßende Magdalena in Berlin). Er starb im Februar 1675 in Leiden.

Douai (spr. duä, lat. Duacum), Arrondissementshauptstadt und Festung erster Klasse im franz. Departement Nord, an der Scarpe und dem Kanal Sensée, der dieselbe mit der Schelde verbindet, Knotenpunkt der Nordbahn, hat über 7 km im Umfang und schließt in ihren alten betürmten Mauern fast ebensoviel Gärten wie Wohnungen ein. Sie hat gerade Straßen und einen schönen Marktplatz, der von architektonisch interessanten Häusern eingefaßt ist, unter denen besonders das gotische Stadthaus (aus dem 15. Jahrh., 1857-68 restauriert) mit seinem malerischen, 40 m hohen Belfried (Glockenturm) hervorragt, mehrere schöne Kirchen (z. B. Notre Dame, mit einem berühmten, aus der Abtei Anchin stammenden Altarschrein, St.-Jacques, St.-Pierre, die Katharinenkapelle etc.), verschiedene Klöster, mehrere Hospitäler, ausgedehnte Kasernen, ein Arsenal u. eine Kanonengießerei. Eine dreifache Linie von Festungswerken aus dem 15. und 16. Jahrh., durch Vauban vervollständigt und in neuerer Zeit zum großen Teil neu hergerichtet, umgibt die Stadt. Die Einwohner, deren Zahl sich auf (1881) 25,060 beläuft, betreiben Fabriken für Maschinen und Ackerbaugeräte, Zucker, Chemikalien, Flaschen und Tüll, Spinnereien, Gerbereien und Bierbrauereien sowie lebhaften Handel mit Getreide, Kohlen, Flachs, Ölsaat etc. D. ist Sitz einer Akademie, hat zwei Fakultäten (für Rechte und Litteratur), ein Lyceum, ein Collège, eine Normalschule, eine Artillerieschule, eine Gemäldegalerie, ein reiches naturhistorisches und Altertumsmuseum, eine Bibliothek von 55,000 Bänden und 600 Manuskripten, mehrere wissenschaftliche Gesellschaften und einen botanischen Garten. D. ist auch Sitz eines Appellhofs und Geburtsort des Bildhauers Giovanni Bologna. - An der Stelle von D. stand einst ein Schloß, das Castrum Duacense, das 897 von den Normannen zerstört worden sein soll. Die Stadt befand sich während des Mittelalters in größter Blüte. Sie gehörte zuerst den Grafen von Flandern, dann den Herzögen von Burg und und bildete nach deren Aussterben 1477 einen Teil der spanischen Niederlande. Unter Ludwig XIV. 1667 ward D. von den Franzosen erobert und im Aachener Frieden 1668 abgetreten, aber 1710 von den Alliierten unter Marlborough nach einer zweimonatlichen Belagerung wieder genommen. 1712 von Villars von neuem erobert, kam es wieder an Frankreich, mit dem es durch den Utrechter Frieden 1713 für immer vereinigt wurde. 1714 wurde es zum Sitz des Parlaments von Flandern bestimmt. Vgl. Duthilloeul, D. ancien et nouveau (Douai 1860).

Douairière (franz., spr. duäriähr), eine Witwe von Stande, die von einem ihr zugewiesenen Leibgedinge (dotarium) lebt. Reine d., Königin-Witwe.

Douane (franz., spr. duan, ital. dogana, ein Wort orientalischen Ursprungs), Zoll, Zollhaus, Zollamt; der Packhof, die öffentliche Niederlage, Lagerhaus, auch das gesamte für Zollaufsicht und Zollerhebung angestellte Beamtenpersonal (Douaniers).

Douarnenez (spr. duarnönähs), Stadt und Hafen im franz. Departement Finistère, Arrondissement Quimper, südlich an der gleichnamigen kreisförmigen, von zerrissenen Steilküsten umgebenen Bai des Atlantischen Ozeans und an der Orléansbahn, mit (1876) 8637 Einw., der wichtigste Platz der Bretagne für Fischerei, besonders Sardellenfang, welcher etwa 700 Barken und 2500 Menschen beschäftigt und jährlich ca. 9 Mill. Frank abwirft. Die Stadt hat auch Seebäder. Vor D. liegt die Felseninsel Tristan mit einem Leuchtturm.

Douay (spr. du-ä), Félix Charles, franz. General, geb. 14. Aug. 1816, trat 1832 als gemeiner Soldat in die Armee, ward 1838 Leutnant, 1855 Oberst und, nachdem er im Korps des Marschalls Niel den italienischen Feldzug mitgemacht hatte und bei Solferino schwer verwundet worden war, Brigadegeneral. Während des mexikanischen Kriegs 1863 zum Divisionsgeneral ernannt, befehligte er eine Division in Paris. 1870 erhielt er das Kommando über das 7. Korps, das bei Belfort gebildet wurde. Da es bei Ausbruch des Kriegs noch nicht bereit war, so konnte nur eine Division desselben an der Schlacht bei Wörth teilnehmen. Nach dem Rückzug Mac Mahons vereinigte er sich mit diesem in Châlons und zog unter seinem Befehl nach Metz, bildete bei Sedan den rechten Flügel und verteidigte die Höhen von Illy und