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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Douglas

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Douglas.

nahm die Kämpfe mit den Engländern erfolgreich wieder auf, beteiligte sich 1356 auf seiten der Franzosen an der Schlacht von Poitiers, ward 1357 zum Grafen erhoben und vermehrte den Reichtum seines Hauses durch Heiratsverbindungen mit den Familien Marr und Angus; er starb 1384.

6) James II., Graf von, Sohn des vorigen, nahm lebhaften Anteil an dem Krieg mit England 1378 und machte 1388 einen verheerenden Einfall in Northumberland, wobei er das Banner Heinrich Percys, des Heißsporns, erbeutete, ward aber auf dem Rückzug von diesem verfolgt und fiel 10. Aug. 1388 bei Otterburne. Den Grafentitel erbte Archibald II., natürlicher Sohn von D. 2), gest. 1401.

7) Archibald III., Sohn und Erbe von Archibald II., beteiligte sich ebenfalls an den Kriegen mit den Engländern, ward bei einem Raubzug bis unter die Thore von Newcastle überfallen, 14. Sept. 1402 in einer blutigen Schlacht bei Homildon geschlagen und gefangen, wurde zwar bald freigelassen, geriet aber in der Schlacht bei Shrewsbury (1403) von neuem in Gefangenschaft. Nachdem er die Freiheit wiedererlangt hatte, zog er mit einem Hilfskorps von 5000 Mann zu König Karl VII. von Frankreich, der ihm dafür das Herzogtum Touraine verlieh. Nach mehreren glücklichen Kämpfen fiel er 17. Aug. 1424 in der blutigen Schlacht bei Verneuil in der Normandie als Befehlshaber des französischen Heers gegen die Engländer unter dem Herzog von Bedford.

8) Archibald IV., Sohn und Nachfolger des vorigen, nahm ebenfalls seit 1420 an den Kämpfen in Frankreich teil, erhielt hier die Grafschaft Longueville in der Normandie und ging 1423 als Gesandter nach England, um die Befreiung König Jakobs I. zu erwirken, was ihm zwar glückte, wofür er aber von diesem wenig Dank erntete. Erst während der Minderjährigkeit Jakobs II. gelangte er zu großem Einfluß. Er starb 1438. Seine beiden Söhne Wilhelm und David wurden 1440 bei einem Besuch in Edinburg auf Betreiben der für Jakob II. regierenden Minister Sir Alexander Livingston und Sir William Crichton in jugendlichem Alter ermordet. Den Titel erbte nun James III., zweiter Sohn Archibalds III., der schon 1443 starb.

9) William, Sohn James' III., stürzte als Günstling Jakobs II. Crichton und Livingston und ward zum Generalstatthalter von Schottland ernannt. Bald aber wieder durch Crichton vom Hofe verdrängt, zog er sich in sein eignes Gebiet zurück, welches alle Grenzprovinzen und den größten Teil des westlichen Schottland umfaßte, und trotzte von hier auf längere Zeit dem König, indem er Gewaltthaten aller Art verübte. Im Februar 1452 begab er sich, nachdem ihm sicheres Geleit erteilt war, an den Hof des Königs zu Stirling und wurde hier trotz der ihm erteilten Zusicherungen ermordet; Jakob II. selbst brachte ihm die erste Wunde bei.

10) James, Bruder des vorigen, verschwor sich mit seinen Brüdern zur Rache wegen des an William begangenen Mordes und brannte die Stadt Stirling nieder, mußte aber 1455, als seine Hauptanhänger, darunter Lord Hamilton, ihn verließen, nach England fliehen, ward endlich 22. Juli 1484 bei Lochmaben gefangen und von Jakob II. in das Kloster Lindores geschickt, wo er 1488 als Mönch starb. Mit ihm erlosch die ältere Linie des Hauses D.; die Güter wurden teils eingezogen, teils gingen sie über auf eine von Georg, dem zweiten Sohn Williams IV., abstammende jüngere Linie, welche seit 1389 den Titel der Grafen von Angus führte.

11) Archibald, fünfter Graf von Angus, der große Graf oder auch der Katzenglöckner genannt, nahm 1482 an der bewaffneten Zusammenkunft der Großen in der Kirche zu Lauder teil, bei welcher Cochran, Graf von Mar, der Günstling Jakobs III., ermordet wurde, und war auch bei der zweiten Adelsverschwörung 1488, die mit dem gewaltsamen Tod Jakobs III. endigte, thätig. Im J. 1492 ward er Hüter der Grenzmarken, bekleidete bis 1498 die Stelle eines Staatsrats und Großkanzlers und folgte 1513 Jakob IV. in den unglücklichen Feldzug nach England; vor der Schlacht bei Flodden verließ er, von Jakob gekränkt, das schottische Lager, ließ aber seine zwei Söhne zurück, die mit 200 Rittern des Namens D. in der Schlacht fielen. Er selbst starb 1514.

12) Gavin, einer der ältesten schott. Dichter, geboren um 1474 als dritter Sohn des vorigen, studierte zu Paris, widmete sich dann dem geistlichen Stand, ward Rektor von Hawick, später Bischof von Dunkeld und starb 1522. In den stürmischen Wirren der Zeit zeichnete er sich durch Mäßigung und Friedsamkeit aus und genoß als Dichter großes Ansehen. Sein Hauptwerk ist das dem König Jakob IV. gewidmete allegorische Gedicht "The palace of honour" (1553, neue Ausg. 1827), welches er im Alter von 27 Jahren verfaßte. Daran schließt sich "King Hart" (zuerst in Pinkertons Sammlung altschottischer Gedichte, Lond. 1788), eine Allegorie des menschlichen Lebens. D. erreicht in beiden Dichtungen seinen Zeitgenossen Dunbar weder durch Originalität der Erfindung noch in der Beschreibung; seine sanften, wortreichen, breiten Gedichte verdanken nicht einem innern Drang ihr Entstehen, sie atmen mehr Kunst als Natur. Am bekanntesten ward er durch seine Übersetzung von Vergils "Äneide" ins Schottische (1513; zuerst gedruckt, Lond. 1553; neue Ausg. 1710 und 1839). Seine "Poetical works" gab J. ^[John] Small (Edinb. 1874, 4 Bde.) heraus.

13) Archibald, sechster Graf von Angus, Enkel von D. 11), heiratete 1514 die Witwe Jakobs IV., Margarete von England, eignete sich unter heftigen Kämpfen mit den andern Großen die Regentschaft über den unmündigen König Jakob V., seinen Stiefsohn, an, mißbrauchte aber seine Gewalt in willkürlicher Weise, so daß seine Gemahlin ihn verließ und der nach Stirling entflohene Jakob V. ihn ächtete. Nach längerm Kampf mußte er 1528 nach England fliehen, wo er vergeblich Ränke schmiedete, um den schottischen Adel gegen den König aufzuwiegeln. Nach Jakobs V. Tod kehrte D. 1543 nach Schottland zurück und wurde in seine Würden und Güter wieder eingesetzt. Er starb 1557. Seine Tochter Margarete wurde Gemahlin des Grafen Lennox und Mutter Darnleys, des Gemahls der Maria Stuart. Der Titel Angus ging nun auf die Nebenlinie der D. von Glenbervie über, welche 1633 den Titel Marquis von D. und 1703 den Titel Herzog von D. erwarb. 1761 erlosch diese Linie; ihre Titel erbte der Herzog von Hamilton (s. d.).

14) James D. von Pittendrich, durch Heirat vierter Graf von Morton, ein Mann von großen Talenten, aber ehrgeizig und grausam, spielte eine bedeutende Rolle unter der Regierung der Maria Stuart. Er wurde 1562 zum Kanzler von Schottland ernannt, war später hauptsächlich beteiligt bei der Verschwörung, welche zur Ermordung Riccios (9. März 1566) führte, wurde deshalb nach der Aussöhnung der Königin mit Darnley des Kanzleramts entsetzt und mußte mit seinen Genossen nach England fliehen, kehrte aber 1567 nach Schottland zurück.