Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dreschmaschine

139

Dreschmaschine.

den sogen. Schlagleisten e, bekleidet, die parallel der Achse am Umfang der Trommel angebracht sind. Der Dreschkorb, welcher dieselbe zum Teil umgibt, besteht ebenfalls aus einer Anzahl von Leisten, welche rostartig zusammengefügt und an ihrer innern Fläche mit eisernen Schienen bekleidet sind. Derselbe kann mittels einer Stellvorrichtung fg in angemessener Entfernung von der Trommel eingestellt werden, um für die verschiedensten Fruchtarten in gleicher Weise wirksam zu sein. a ist die Antriebswelle der Dreschmaschine, welche mittels eines Vorgeleges die Trommelwelle betreibt; das ausgedroschene Stroh tritt bei m aus der Maschine, während die Körner durch den gitterartigen Korb hindurchtreten. Der Einleger steht auf dem Brett l.

Während bei der Stiftendreschmaschine die Körner aus den Ähren ausgestreift werden, findet bei den Maschinen mit Schlagleisten ein Ausreiben und Ausschlagen statt. Die Schlagleisten sind an dem Umfang gerippt, so daß sie eine erhebliche Reibung verursachen; überdies erfolgt bei der hohen Geschwindigkeit eine kräftige Schlagwirkung. Die Leistung stellt sich nach neuern Erfahrungen bei dem Stiftensystem höher als bei dem Schlagleistensystem pro Arbeitseinheit, und dies ist die Ursache, daß erstere immer mehr an Verbreitung gewinnen. Nur für sehr hohe Leistungen, wie sie von den kombinierten Dampfdreschmaschinen verlangt werden, ist das Schlagleistensystem das empfehlenswertere, da man die Trommeln in erheblicher Breite herstellen kann, was bei dem Stiftensystem nicht zweckmäßig ist.

Die einfache Dreschmaschine enthält nur die Trommel mit dem Korb sowie das aus zwei Zahnrädern von verschiedener Größe bestehende Vorgelege, mittels dessen der erstern die erforderliche hohe Umdrehungsgeschwindigkeit erteilt wird. Die Konstruktion des Vorgeleges richtet sich nach der Betriebskraft; bei Hand- und Göpeldreschmaschinen werden zumeist Zahnräder, in seltenen Fällen Friktionsscheiben, d. h. glatte Scheiben, welche sich lediglich durch die Reibung an der Berührungsstelle in Bewegung setzen, angewendet, bei der Dampfdreschmaschine gewöhnlich eine Riementransmission. Sehr empfehlenswert ist eine Kombination des Dreschapparats mit Strohschüttlern, d. h. Apparaten, welche zur selbstthätigen Abführung des ausgedroschenen Strohs aus der Maschine dienen, auch bei Göpelbetrieb, weil man hierdurch die Garantie erhält, daß die bei dem Dreschprozeß noch lose in den Ähren bleibenden Körner oder die durch die Dreschtrommel mit dem Stroh weggeschleuderten für den Erdrusch gewonnen werden. Der Apparat wird bei allen kombinierten Dreschmaschinen angewendet und gibt die Garantie für Vermeidung aller Verluste, die sonst eintreten würden. Die Konstruktion der Strohschüttler ist eine mannigfaltige; jedoch wendet man in neuerer Zeit fast allgemein schwingende Laden an, während eine früher sehr beliebte Anordnung, bestehend aus einem System aufeinander folgender Walzen, welche, mit gekrümmten Zähnen besetzt, sich langsam umdrehen und das Stroh aus der Maschine führen, neuerdings nur noch selten angewendet wird. Unter den Strohschüttlern befindet sich stets ein siebartiger Boden, welcher die abgetrennten Körner hindurchfallen läßt, so daß sich dieselben mit dem Dreschgut vereinigen können.

Die beliebteste Einteilung der Dreschmaschinen ist die oben erwähnte nach der Betriebskraft; danach hätten wir 1) die Handdreschmaschinen, zu deren Betrieb in der Regel zwei Arbeiter verwendet werden; außerdem sind noch 3-5 Arbeiter zum Herbeischaffen des Getreides und Abführen des Strohs erforderlich. Die Leistung beträgt pro Tag etwa 2500-3000 kg Weizengarben, ist also keine sehr erhebliche. Obwohl vom theoretischen Standpunkt der Handbetrieb für die Dreschmaschine zweifellos zu verwerfen ist, so hat derselbe doch in neuerer Zeit bei dem Kleingrundbesitz viele Anerkennung in der Praxis gefunden. Eine weit größere Bedeutung besitzen 2) die Göpeldreschmaschinen, welche, durch animalische Betriebskraft in Bewegung gesetzt, in Bezug auf gute Leistung im Verhältnis zu der vorhandenen Betriebskraft und auf Billigkeit der Arbeit den Anforderungen der Praxis entsprechen. Die Göpeldreschmaschine ist entweder eine einfache Dreschmaschine, oder sie wird, was in jedem Fall zweckmäßig erscheint, mit Strohschüttlern kombiniert oder endlich auch mit Reinigungsapparaten versehen. Letztere Kombination ist in neuester Zeit bei kräftigern Göpeldreschmaschinen sehr üblich; die betreffenden Maschinen, sogen. Putzdreschmaschinen, werden auf Rädern montiert und mit dem Göpel transportiert. In der Regel erfolgt die Bewegungsübertragung von diesem auf die Dreschmaschine durch eine Kuppelungsstange, welche dicht am Boden geht und von den Tieren bei ihrem Rundgang überschritten werden muß. Diesem System (s. Tafel, Fig. 1), welches in England und Deutschland sehr viele Verbreitung gefunden hat, steht das französische System (s. Tafel, Fig. 3) gegenüber, bei welchem die Bewegungsübertragung vom Göpel auf die Dreschmaschine durch einen über zwei Scheiben laufenden endlosen Riemen bewirkt wird. Letzterer muß selbstverständlich so hoch geführt werden, daß die Zugtiere unter ihm hinwegschreiten können. Hierdurch erhält diese Konstruktion nicht die Stabilität und Sicherheit wie die erstere, gewährt aber den Vorzug, daß bei etwanigen plötzlichen Widerständen keine Brüche, sondern nur ein Gleiten, bez. Herunterfallen des Riemens stattfindet. Tafelfig. 2 zeigt eine in neuerer Zeit sehr übliche Methode der Transmission bei Göpeldreschmaschinen, welche gewissermaßen die Vorzüge der beiden ersterwähnten Übertragungen vereinigt, ohne deren Nachteile zu besitzen. Die Göpeldreschmaschinen werden in außerordentlich mannigfaltiger Konstruktion hergestellt. Ihre Leistung richtet sich wesentlich nach der Geschicklichkeit des Einlegers; im allgemeinen läßt sich behaupten, daß bei gehöriger Stärke der Betriebskraft und richtiger Einstellung des Korbes eine Dreschmaschine so viel leistet, wie eingelegt werden kann. Als ungefähr richtig mögen folgende Angaben gelten: Zweipferdige Göpeldreschmaschine: tägliche Leistung 25-32 hl Getreide, 10-15 Schock; zur Bedienung erforderlich 6-8 Arbeiter;

^[Abb.: Fig. 2. Schlagleistendreschmaschine.]