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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Droste zu Vischering; Drot; Drottkvaedi; Drottningholm

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Droste zu Vischering - Drottningholm.

1840 größtenteils bei ihrem Schwager, dem gelehrten Freiherrn Jos. v. Laßberg, auf Schloß Meersburg am Bodensee, wo sie auch 24. Mai 1848 starb. Eine ganz eigentümliche Natur voll der reichsten poetischen Anlage und der eigentümlichsten Bildung, vermochte sie sich dem Bann der entschieden katholischen und feudal-patriarchalischen Anschauung, die sie von Jugend auf in sich gesogen hatte, niemals zu entreißen, während anderseits diese Weltanschauung niemals im stande war, den rein humanen Edelsinn und die gemütvolle Wärme ihrer Natur zu besiegen. In ihrer Auffassung und Darstellung erscheinen alle die Momente des katholisch-kirchlichen Lebens, der westfälischen Heimatsitten, der aristokratischen Überlieferungen, in denen ein Kern von warmer menschlicher Empfindung, Gemütstiefe und werkthätiger Teilnahme enthalten ist, in leuchtender, fesselnder Wiedergabe. Höchst charakteristisch ist hier vor allem das in Lev. Schückings Lebensbild (s. unten) zuerst mitgeteilte Bruchstück "Der Edelmann aus der Lausitz und das Land seiner Vorfahren" oder Gedichte wie "Die Wege eines Landpfarrers". Annette v. D. trat zuerst mit "Dichtungen" (Münster 1837) hervor, deren erzählender Teil das außerordentliche Schilderungstalent und die realistische Energie der Dichterin bekundete. Voll ausgereift erschien dann das Talent derselben in ihren "Gedichten" (Stuttg. 1844, 4. Aufl. 1877), durch welche sie sich trotz der vielfach harten, spröden und von knorrigen Auswüchsen und sprachlichen Provinzialismen getrübten Form zum Rang der hervorragendsten deutschen Dichterin erhob. Sie bekundete ihre Meisterschaft namentlich auf dem Gebiet des farbengesättigten Stimmungsbildes sowie auf dem der poetischen Erzählung. Ihre sinnliche Fülle und Frische, das Talent, mit wenigen Zügen zu charakterisieren, die Wärme und Lebhaftigkeit ihrer Teilnahme an den verschiedensten Lebenserscheinungen erheben einzelne ihrer poetischen Erzählungen ("Die Schlacht im Loener Bruch", "Das Fräulein von Rodenschild", "Der Geierpfiff", "Die Krähen", "Sommernachtstraum", "Die Schwestern", "Die Vergeltung" u. a.) zu wahrhaften Meisterstücken. Aus ihrem Nachlaß erschienen: die religiöse Liedersammlung "Das geistliche Jahr" (Stuttg. 1850, 3. Aufl. 1876) und "Letzte Gaben" (Hannov. 1860); ferner "Briefe" (Münst. 1877, 2. Aufl. 1880); "Lieder mit Pianofortebegleitung" (das. 1877). Ihre "Gesammelten Schriften" gaben Schücking (Stuttg. 1879, 3 Bde.) und Elisabeth Freiin v. D. (mit Biographie etc., Münst. 1884 ff.) heraus. Vgl. Schücking, Annette v. D., ein Lebensbild (2. Aufl., Hannov. 1871); Claassen, Anna Elisabeth Freiin v. D., Leben und ausgewählte Dichtungen (2. Aufl., Gütersl. 1883).

Droste zu Vischering, Klemens August, Freiherr von, Erzbischof von Köln, geb. 22. Jan. 1773 auf seinem Familiengut Vorhelm unweit Münster, erhielt durch seinen Hauslehrer Katerkamp und auf der Lehranstalt zu Münster, hauptsächlich aber im Umgang mit der Fürstin Amalie von Gallizin eine asketische, streng hierarchische Richtung und ward 1798 zum Priester geweiht. 1807 zum Kapitelsvikar des Domstifts Münster gewählt, gab er seine Einwilligung als das Kapitel 1813 gegen den Willen Pius' VII. dem von Napoleon designierten Bischof Grafen von Spiegel das Generalvikariat übertrug; infolge einer Reise nach Rom jedoch erklärte er 1815 jene Substitution für ungültig und übernahm wieder selbst die Verwaltung, während das Domkapitel sich mit Hilfe des Theologen Hermes zu rechtfertigen suchte. Bald darauf begannen auch seine Differenzen mit der preußischen Regierung, welche in den Besitz der westfälischen Stiftslande gekommen war. Ihr gegenüberzutreten, machten ihm seine fanatisch kurialistischen Anschauungen zur Pflicht. Er that dies, teils indem er, die preußische Deklaration hinsichtlich der gemischten Ehen im Münsterschen nicht beachtend, seinen Pfarrern die Trauung, ja selbst das Aufgebot gemischter Ehen untersagte, wenn nicht dabei die Erziehung der Kinder in der katholischen Religion versprochen würde, teils indem er nach Errichtung der Universität Bonn und nach Anstellung des Professors Hermes daselbst verfügte, daß die Theologen seines Bezirks nur in Münster studieren dürften. Als die preußische Regierung letztere Verfügung für nichtig erklärte und die Thätigkeit der theologischen Fakultät zu Münster suspendierte, legte D. 1820 sein Generalvikariat nieder und zog sich von allen öffentlichen Geschäften zurück. Als aber sein älterer Bruder, Kaspar Maximilian (1770-1846), 1825 das Bistum Münster erhielt, ließ er sich zu dessen Weihbischof ernennen und vertrat von neuem aufs eifrigste die Interessen der katholischen Kirche. Dennoch wurde er 1835 zum Erzbischof von Köln an des verstorbenen Spiegel Stelle ernannt, nachdem er zuvor dem preußischen Ministerium das Versprechen gegeben hatte, rücksichtlich der gemischten Ehen die Übereinkunft von 1834 aufrecht halten zu wollen. Kaum aber hatte er den erzbischöflichen Stuhl bestiegen, als er nicht nur auf zelotische Weise gegen alle des Hermesianismus verdächtigen Männer verfuhr, sondern auch im September 1837 erklärte, er werde auf Grund des päpstlichen Breves von 1830 ohne das Versprechen der katholischen Erziehung der Kinder nie eine katholische Trauung gestatten; denn die Übereinkunft von 1834 könne nur insoweit für ihn maßgebend sein, als sie mit dem päpstlichen Breve übereinstimme. Da alle Vermittelungsversuche erfolglos blieben, sah sich die preußische Regierung endlich genötigt, ihn von seinem Amt zu suspendieren; D. ward 20. Nov. d. J. nach der Festung Minden abgeführt und begab sich von da 1839 auf sein Stammgut Darfeld. Friedrich Wilhelm IV. legte endlich unter Mitwirkung des Papstes 1840 die Kölner Angelegenheiten dahin bei, daß der Bischof Geissel von Speier als Drostes Koadjutor die Verwaltung des Erzbistums überkam. D. lebte fortan zu Münster, wo er 19. Okt. 1845 starb. Sein kirchenpolitischer Standpunkt liegt ausgeprägt vor in seinen beiden Schriften: "Über die Religionsfreiheit der Katholiken bei der von den Protestanten zu begehenden Jubelfeier" (Münst. 1817) und "Über den Frieden unter der Kirche und den Staaten" (das. 1843). Gleichzeitig und in gleicher Richtung mit der erstern hat auch ein dritter Bruder, Franz Otto (1771-1826), über "Staat und Kirche" (Münst. 1817, 2. Aufl. 1838) geschrieben. Vgl. K. Hase, Die beiden Erzbischöfe (Leipz. 1839); Maurenbrecher, Die preußische Kirchenpolitik und der Kölner Kirchenstreit (Stuttg. 1881).

Drot, s. Dropt.

Drottkvaedi, s. Isländische Verskunst.

Drottningholm ("Königininsel"), das größte königliche Lustschloß in Schweden, an der Ostseite der Insel Lofö im Mälarsee, nur etwa 11 km von Stockholm entfernt. Die Königin Katharina Jagiellonika, Gemahlin Johanns III., ließ hier ein steinernes Schloß aufführen, daher der Name Königininsel. Nach dem Brand von 1661 ließ die Königin Hedwig Eleonore, Witwe Karls X. Gustav, das gegenwärtige prachtvolle Gebäude errichten, welches ein weitläufiger, teils in französischem, teils in englischem Geschmack ange-^[folgende Seite]