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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Dscholiba - Dsungarei.

Dscholiba (Joliba), Name des Nigerstroms, soweit er die Mandingostaaten und Bambara berührt.

Dscholof (Djolof), Volk, s. Woloff. ^[richtig: Wolof.]

Dschonke (chines., "Schiff") bezeichnet den jahrhundertelang konservierten Schiffstypus der Chinesen. Die Dschonken sind von gedrungener Form, niedrig im Mittelschiff, hoch und stark auswärts gekrümmt im Vor- und Hinterschiff und mit Deckbauten ausgestattet. Sie sind leicht gebaut und trotz ihrer Plumpheit, vor dem Wind besonders, schnelle Segler, in Stürmen aber nicht widerstandsfähig. Sie halten etwa 200 Ton. und sind an der Küste und bis Singapur und Java heimisch. Die Kriegsdschonken sind größtenteils durch Schiffe europäischer Bauart ersetzt.

Dschorabat (arab., Plural), eine Art Socken, in Damaskus gebräuchlich.

Dschubb (Dschebb, Juba), Fluß an der Ostküste Afrikas, im Lande der Somal. Von seiner durch eine gefährliche Barre verstopften Mündung wurde der Fluß 278 km aufwärts bis über Berdera hinauf durch v. d. Decken befahren, der dort 1865 ermordet wurde. Ebenso weit gelangte 1875 eine ägyptische Expedition mit dem Obersten Chaille-Long, welcher der von andrer Seite ausgesprochenen Ansicht entgegentrat, daß der D. aus den Bergen von Kaffa komme und mit dem Omo identisch sei.

Dschubbe (arab.), das Oberkleid in verschiedenen Ländern des Islam, mit reichen Falten und langen, weiten Ärmeln, heute spezielle Bekleidung der Mollas und der untersten Klassen, da sich bei den bessern europäische Kleidung immer mehr einbürgert.

Dschudi, Gebirge in Kurdistan, südlich vom Wansee, auf welchem sich nach dem Koran Noahs Arche niedergelassen haben soll. An seinem Fuß liegt Karjat Thamanin ("Dorf der Achtzig"), angeblich der Ort, wo Noah nach Verlassung der Arche mit seiner Familie wohnte.

Dschuf, El ("Leib der Wüste"), große Sandwüstenregion im westlichen Teil der Sahara, im N. von Timbuktu, die man früher, namentlich nach dem Bericht des Engländers Donald Mackenzie, welcher diese Gegend 1873 durchreiste, für eine unter dem Meeresspiegel liegende Einsenkung hielt. Man glaubte daher, hier ein Binnenmeer schaffen zu können. Schon Rohlfs bekämpfte diese Ansicht, und die Reise von Lenz 1880 hat nachgewiesen, daß selbst die tiefsten Teile mehr als 100 m ü. M. liegen. Die großen Salzlager bei Taudeni, welche diesen Teil der Sahara so wichtig machen, entstammen nicht, wie man meinte, einem alten eingetrockneten Meeresarm, sondern einer wirklichen Steinsalz führenden Formation. Das ganze Gebiet hat nur in dem Safieh genannten Teil an der Nordgrenze einige Weiden.

Dschufut Kale, Stadt, s. Baktschisarai.

Dschulamerk (Dschemar bei den Nestorianern), Distriktshauptstadt im türk. Sandschak Hakiari (Kurdistan), am rechten Ufer des Großen Zab, beherrscht von einer Bergfeste, dem ehemaligen Sitz eines kurdischen Fürsten, mit 200 Häusern.

Dschulfa (armen. Dschuga, türk. Dschulaga), alter armen. Ort im russischen Gouvernement Eriwan (Transkaukasien), südöstlich von Nachitschewan, am Aras und an der Straße von Persien nach Tiflis, einst von mehr als 8000 Familien bewohnt, mit 24 jetzt in Ruinen liegenden Kirchen, gegenwärtig mit nur wenigen Einwohnern. Bei der Eroberung Armeniens durch Schah Abbas (1605) wurde die Bevölkerung zur Auswanderung nach Persien gezwungen, wo sie unter anderm ein neues D., unmittelbar bei Ispahan (s. d.), gründete.

Dschuma (arab.), im türk. Kalender der Freitag. Da die Flucht Mohammeds an diesem Tag stattfand, ist der D. der Festtag der Woche. D. namagi, das feierliche Freitagsgebet, inkl. der Chutbeh. Dmam D., in Persien Titel der obern Geistlichen.

Dschumaa (arab.), die Freitagsversammlung in der Dschami (s. Moschee). Vgl. Dschuma.

Dschungeln, s. Dschangeln.

Dschunkowskij, Stepan Semenowitsch, russ. Staatsmann und Gelehrter, geb. 5. Jan. 1763 zu Lebedin aus einer kleinrussischen Familie, ward in Charkow erzogen und wegen seiner bedeutenden Fortschritte von Katharina II. zur Vollendung seiner Studien in das Ausland geschickt. Sieben Jahre lebte D. in England und kehrte durch Frankreich und Deutschland in die Heimat zurück; wo er Hofrat und Lehrer der Töchter Pauls I. wurde. Im J. 1802 fiel ihm bei der Neubildung des Ministeriums der innern Angelegenheiten das wichtige, 25 Jahre lang von ihm bekleidete Amt eines Direktors im Departement der Staatswirtschaft und der öffentlichen Bauten zu. So verdankten die bedeutenden wirtschaftlichen Reformen, welche Rußland zu jener Zeit erfuhr, seinem Einfluß ihre Entstehung. Unter anderm bewog er Alexander I., Quäker aus England herbeizuziehen und durch sie die Moräste in der Umgebung von Petersburg austrocknen zu lassen. D. trug sich bereits mit Plänen und Vorbereitungen zur Aufhebung der Leibeigenschaft, doch scheiterten seine Bemühungen in dieser Hinsicht an dem hartnäckigen Widerstreben des Adels und der Büreaukratie. Im J. 1828 schied er als Staatsrat aus dem öffentlichen Leben und starb, auch als landwirtschaftlicher Schriftsteller bekannt und geachtet, 15. April 1839 in Petersburg. Sein Hauptwerk ist das "Neue und vollständige System der Landwirtschaft" (Petersb. 1817, 15 Bde.).

Dschurdschewo, walach. Stadt, s. Giurgewo.

Dschurdschura (Djerdjera), eine Fortsetzung des Kleinen Atlas in Nordafrika, östlich der Stadt Algier, mit zahlreichen, bis 2308 m hohen Spitzen.

Dschüzdan (persisch-arab.), Schreibtafel.

Dsjaloschizy, Stadt im russisch-poln. Gouvernement Kjelzy, Kreis Pintschow, mit (1881) 5368 Einw.

Dsungarei (Songarei, chines. Thianschan-Pelu), der nordwestlichste Teil des chinesischen Reichs, grenzt jetzt, seit dem russisch-chinesischen Vertrag vom 14. Febr. 1881, im W. an das Siebenstromland (s. d.) und das Issi-kul-Gebiet, im N. an Sibirien, im S. und O. an chinesische Provinzen (Mongolei und Ostturkistan, Thianschan-Nanlu). Hauptkreise sind Kuldscha und Kur-kara-usu. Das Land ist durch Verzweigungen des Altai im N. und des Thianschan im S. sehr gebirgig; im NW. schließt es abflußlose Becken mit großen Seen an den tiefsten Punkten ein, während der Kreis Kuldscha vom Ilistrom entwässert wird. Der Boden eignet sich fast nur zur Weide; Haupterwerbszweig bildet die Viehzucht. Die Industrie ist nur Hausindustrie; der Handel, einst lebhaft, dann bis vor einem Jahrzehnt sehr herabgesunken, hob sich mit der russischen Besetzung von Kuldscha (1871). Die Zahl der Einwohner ist bei den nomadisierenden Gewohnheiten der letztern schwer zu schätzen, beziffert sich aber nur auf wenige Hunderttausende; sie zerfallen in Kalmücken, Kirgisen (Kasak), Tataren, Dunganen (s. die Einzelartikel) und chinesische Militärkolonisten. Die Kalmücken sind Buddhisten, die Kirgisen Mohammedaner. Der chinesische Statthalter residiert in Kuldscha. -

Nach dem Verfall der mongolischen Herrschaft entstanden in der D. mehrere kleinere Reiche und Chanate. Das Hochland ward im