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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dünewald

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Dünen - Dünewald.

9 m (Reclus gibt sogar 20-25 m an) den ganzen Küstenstrich mit einem Sandmeer bedeckt, aus welchem nur noch Spuren einiger Kirchtürme hervorragen. So auch die bedeutendsten D. Europas, die auf der Kurischen Nehrung. Dieselbe besitzen eine durchschnittliche Kammhöhe von 37-47 m und erreichen an manchen Stellen nahezu 63 m Höhe, sie wandern von der See zum Haff und haben schon 2/3-¾ dieses Wegs vollendet; sechs Dörfer sind bereits vollständig von diesen D. begraben, und das ehemalige Kirchdorf Punzen kommt jetzt auf der Seeseite der darüber hingeschrittenen Düne wieder zum Vorschein. Die Schnelligkeit dieser Wanderung beträgt etwa 5,5 m im Jahr, und man nimmt an, daß in wenig mehr als 200, spätestens aber in 500 Jahren das Haff von den D. ausgefüllt und mit der Nehrung und dem Memeldelta nivelliert sein wird.

Nicht minder sind solche fortschreitende Versandungen aus dem Binnenland bekannt. Der Sand der Sahara, der Libyschen Wüste, der Gobiwüste hat allmählich viel kultiviertes Land überdeckt, die östlichen Ufer des Kaspischen Meers unterliegen ebenfalls und zwar von O., der Landseite, her der Versandung, und in der Banater Sandwüste wandert eine 6,5 m hohe Düne jährlich etwa 4 m von W. nach O.

Im Gegensatz zu dieser das Kulturland verwüstenden Thätigkeit der D. können dieselben aber auch von großem Nutzen sein, insofern die meisten flachen Küstenländer Europas ihr Dasein fast nur diesen natürlichen Wällen verdanken, welche das dahinterliegende flache, oft sogar unter dem Meeresspiegel gelegene Land vor dem Einbruch der Fluten schützen. Meist findet sich hinter der Dünenzone eine Reihe von Sümpfen, Mooren, Teichen und Seen, gebildet durch Ansammlung von süßem Wasser, welches bisweilen durch Kanäle und natürliche Durchbrüche mit dem Meer in Verbindung steht (Zuidersee, Haarlemer Meer etc.). In den kleinern dieser Dünenseen findet sich eine kräftige Vegetation von Sumpf- und Moospflanzen und eine fortschreitende Torfbildung, die aber von Zeit zu Zeit durch den Einbruch der Düne und deren Zerstörung abgeschlossen wird. Die den See ausfüllenden Sandmassen bedecken das Torflager, und unter ihrer Last entsteht ein Torf (Martorf), der etwa viermal schwerer als gewöhnlicher Torf, deutlich geschichtet, schieferig und bisweilen kaum von Braunkohle zu unterscheiden ist. Das Innere des Dünenstrichs selbst erscheint ungemein öde und eintönig, die kärgliche Vegetation hat fast nur Strandgräser (Arundo arenaria und baltica, Elymus arenarius, Triticum junceum, Carex arenaria etc.) aufzuweisen, und auch die Fauna ist sehr arm. Um den Abbruch der Küsten durch Wellenschlag und Strömung zu verhindern, die Ausbreitung des Flugsandes ins Land herein aufzuhalten, dem Seewind Objekte entgegenzustellen, welche seine verderbliche Gewalt schon beim Eingang in das Land zu mäßigen im stande sind, und um die Versandung der Häfen zu verhüten, ergreift man gewisse Kulturmaßregeln, welche als Stranddünenbau zusammengefaßt werden. Man begünstigt die Bildung einer Vordüne und einer hohen Düne und sucht mittels dieser Schutzdünen den aus dem Meer beständig angewehten Sand aufzufangen und festzuhalten. Die Kultur dieser D. hat nicht auf den Feldertrag ihres Bodens zu sehen, sondern ist lediglich als eine Maßregel der Kulturpolizei zu betrachten, während man allerdings von den hinter ihnen liegenden Binnendünen auch einen finanziellen Ertrag zu erhalten strebt. Der Seedünenbau ist hauptsächlich in Deutschland, Flandern und Holland ausgebildet worden und beginnt mit der Anlage einer Vordüne, welche etwa 40 m von der Strandlinie entfernt in möglichst gerader Linie verläuft. Man errichtet, wo die Düne laufen soll, zwei parallele, 1,5 m hohe Reisigzäune in etwa 2 m Entfernung voneinander und bepflanzt die während eines Sommers angewehte Düne mit Arundo und Elymus arenarius, welche alsbald einen Rasen bilden. Die hohe Düne hat den Seewind aufzuhalten und durch Baum- und Strauchanpflanzung zu mäßigen; von den dort gedeihenden Dünenkiefern (an der Ostsee), Lycium barbarum und dem Sanddorn ist aber niemals ein Ertrag zu erwarten, und auch die Forderungen der modernen Forstwirtschaft sind an diese Anpflanzungen nicht zu stellen. Auf Norderney sind beachtenswerte Versuche mit Pinus maritima gemacht worden. Die Kultur der Binnendünen, welche die Festlegung des Sandes (zum Teil, um das Wandern der D. zu verhüten) bezweckt, fällt größtenteils mit der Kultur des Flugsandes überhaupt zusammen und wird in verschiedener Weise ausgeführt (s. Flugsand). Vgl. Forchhammer, Geognostische Studien am Meeresufer (im "Neuen Jahrbuch für Mineralogie und Geognosie" 1841); Hartig, über Bildung und Befestigung der D. (Berl. 1830); Krause, Der Dünenbau an den Ostseeküsten Westpreußens (das. 1850); Hagen, Handbuch der Wasserbaukunst (3. Teil: "Das Meer", das. 1864); Graf Baudissin, Bericht über die D. der Insel Sylt (Flensb. 1865); Berendt, Geologie des Kurischen Haffs (Königsb. 1869); Wessely, Der europäische Flugsand und seine Kultur (Wien 1873); Czerny, Wirkung der Winde auf die Gestaltung der Erde ("Petermanns Monatshefte" 1876); Keller, Gestaltung der Sandwüsten ("Zeitschrift für Bauwesen" 1881). Vorzügliche, auch photographisch vervielfältigte Studienzeichnungen von Dünenlandschaften lieferte Dreesen.

Dünewald, Johann Heinrich, Graf von, kaiserlicher Generalfeldmarschall, geboren um 1620 zu Dünewald im Bergischen, wonach er sich später nannte, focht im Reichskontingent in Ungarn, trat hier in kaiserliche Dienste, zeichnete sich in der Türkenschlacht an der Raab (1664) aus, wurde Generalmajor, erhielt 1670 das Kommando über ein Kürassierregiment, zeichnete sich 1674 bei Ensisheim aus, geriet bei Mülhausen in kurze französische Gefangenschaft, half sodann unter Montecuccoli die Franzosen bei Saßbach schlagen und wurde dafür 1675 vom Kaiser in den Grafenstand erhoben. Zum Feldmarschallleutnant ernannt, befand er sich 1683 bei dem Entsatz von Wien, vernichtete 1684 bei Backan ein ihm weit überlegenes türkisches Heer, half 1685 zum Sieg bei Gran wesentlich mit und schlug 14. Aug. 1686 das türkische Heer, welches den Entsatz von Ofen bewerkstelligen sollte. Nach der Schlacht bei Mohács (1687) mit 10,000 Mann zurückgelassen, um das Land zwischen der Donau und Drau zu beschützen, ergriff er die Offensive und eroberte bis zum 25. Okt. 1687 ganz Slawonien. Im Feldzug von 1688 deckte er als Generalfeldmarschall namentlich die Belagerung von Belgrad. Im folgenden Jahr entsetzte er das von den Franzosen hart bedrängte Heidelberg. Im J. 1691 nochmals gegen die Türken in Ungarn gesendet, soll er in der Schlacht bei Salankemen anfangs aus Verdruß, unter dem jüngern Markgrafen Ludwig von Baden kämpfen zu müssen, die Bewegung des von ihm befehligten linken Flügels zu hemmen gesucht haben, entschied aber sodann noch den Sieg. Vor ein Kriegsgericht beschieden starb er auf der Reise nach Wien 31. Aug. 1691 in Essek.