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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dünger

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Dünger (Kompost).

zelnde Pflanzen mit großem Kalibedarf von Wert ist (Rüben, Klee, Hülsenfrüchte). Beliebter und sicherer in der Anwendung ist das schwefelsaure Kali, am gesuchtesten das kohlensaure und salpetersaure Salz sowie die schwefelsaure Kalimagnesia, besonders bei Gegenwart von viel Mist oder im Mist selbst. Alle Kalisalze bedürfen der Vorsicht in ihrer Anwendung und sind selbstverständlich überflüssig auf einem an sich an Kali reichen Boden und wirkungslos da, wo es an andern Mineralstoffen und Humus fehlt. Ein schon den alten Galliern und wohl auch den Griechen und Römern bekannt gewesenes Dungmittel ist der Kalk, welcher als Ätzkalk auf die Felder gebracht und dort durch Untertauchen unter Wasser sofort gelöscht oder breit ausgestreut oder auf Häufchen gesetzt wird, um nach und nach von selbst gelöscht zu werden. Seine Anwendung erfordert die gleichmäßigste Verteilung und vollkommenste Pulverung, weshalb das sofortige Löschen den Vorzug verdient. Man wendet von nur wenigen bis zu Hunderten von Zentnern pro Hektar an, je nach der Kalkarmut des Bodens, und je nachdem man für kürzere oder längere Zeit (bis sieben Jahre) kalten, resp. den Kalk nur als Zusatz zur Düngung oder auch als Bodenverbesserungsmittel benutzen will. Er liefert der Pflanze allerdings nur den kohlensauren Kalk, gehört aber zu den unumgänglichen Erfordernissen eines guten Bodens und kann in seinen Wirkungen nicht durch andre Mineralien ersetzt werden. Frisch aufgebracht, zerstört er durch seine ätzenden Eigenschaften schädliches Unkraut und Ungeziefer, zersetzt den Humus und wirkt hygroskopisch, ammoniak- und salpeterbildend und umwandelnd auf die Silikate durch Bildung von kieselsaurem Kalk, welcher die Absorptionsfähigkeit der Krume vermehrt. Ähnlich in der Wirkung, nur minder intensiv, aber je nach Zusammensetzung besser als Bodenkorrektiv sind alle Mergelarten, welche ebenfalls in großen Mengen aufgebracht und gut verteilt werden (vor Winter). Der Gaskalk muß, weil den Pflanzen schädliche Stoffe enthaltend, längere Zeit der Einwirkung der Luft ausgesetzt werden. Chlorkalium befördert seine Umwandlung in brauchbaren D. Schwächer an Wirkung sind einfach kohlensaurer Kalk, gepulverte Auster- und Muschelschalen u. dgl. Der Gips dient seit 1760 als Dungmittel, besonders für Kleefelder. Er besteht aus schwefelsaurem Kalk und wird in Pulverform ausgestreut; er löst sich in Wasser und wird mit demselben in die Tiefe gespült und auf die Krume verbreitet; er liefert der Pflanze direkte Nährstoffe und macht das absorbierte Kali im Boden als schwefelsaures Kali frei; er bindet das Ammoniak durch Umwandlung in schwefelsaures Ammoniak und kohlensauren Kalk und wirkt auch begünstigend auf die Verbreitung der Phosphate im Boden. Man verwendet pro Hektar von 4-20 Ztr. Vitriol und Schwefelsäure können seine Wirkungen zum Teil ersetzen; ersterer wirkt schädlich auf Boden mit starkem Eisengehalt, letztere muß stark mit Wasser verdünnt werden. Magnesiahaltige Salze kommen nur selten vor und sind auch für die meisten Bodenarten und Kulturen überflüssig. Neuerdings liebt man es aber immer mehr, alle derartigen Dungmittel in Mischungen anzuwenden, weil sie in solchen sich als wirkungsvoller erweisen. Kali, Phosphorsäure und hier und da Magnesia sind diejenigen Mineralstoffe, welche am leichtesten im Boden fehlen, Ammoniak und Salpetersäure außerdem gesucht. Die phosphorsaure Kali-Ammoniak-Magnesia bildet eins der beliebtesten Dungmittel der Neuzeit, an dessen Stelle auch das schwefelsaure Salz tritt.

III. Der Kompost.

Für viele Fälle bildet endlich der Kompost einen sehr geschätzten D. Dazu verwendet man alle Arten von Abfällen in Vermischung mit Mist und Jauche und irgend welcher erdigen Grundlage. Man schichtet die zur Kompostbereitung dienlichen Materialien entsprechend übereinander zu Haufen von bestimmtem Umfang und bestimmter Höhe, sorgt dafür, daß von diesen alles Wasser gut ablaufen kann, ohne aber wesentliche Dungstoffe mitzunehmen, befeuchtet fleißig mit Jauche, deren nährende Stoffe zurückgehalten werden, während das Wasser verdunstet oder abfließt, und bearbeitet solche Haufen mehrmals, bis alle Vegetabilien und Abfälle gut verwest sind und das Ganze eine homogene Masse darstellt, in welcher das Maximum der Nährstoffe mit dem Minimum von Erde gemischt ist. Solcher Kompost kann zu allen Früchten und zu jeder Zeit angewendet werden; vorzüglich eignet er sich für Sandboden, zur Düngung der Reihensaaten, zur Lochdüngung, für Wiesen- und Futterfelder und für alle Gartenkulturen. Schlecht bearbeiteter Kompost schadet ab er mehr, als er nützt. Die Gärtner bereiten ihn mit verschiedener Grundlage je nach den Zwecken, für welche er verwendet werden soll. In der Landwirtschaft benutzt man ihn hauptsächlich, um kein düngendes Material verloren gehen zu lassen. Kloakenstoffe bewirken die beste Zersetzung und ermöglichen die rascheste Benutzung.

"Alles düngt alles", lehrte man schon im vorigen Jahrhundert, und von den Römern weiß man, daß auch sie Pflanzen-, Tier- und Mineralreich für Dungzwecke in Anspruch nahmen. Unsrer Zeit charakteristisch ist der Düngerhandel, welcher alljährlich Hunderte von Millionen Mark umsetzt, und für welchen zahlreiche Fabriken mit Tausenden von Arbeitern und Hunderten von Schiffen und andern Transportmitteln in Anspruch genommen werden, um die geeigneten Materialien an die Stätten des Bedarfs zu liefern. England steht im Verbrauch von Handelsdünger obenan und hat außerdem den größten Viehstand; man rechnet dort einen Umsatz von weit über 300 Mill. Mk. für Handelsdünger pro Jahr. Die große Nachfrage hat leider auch zu vielen Fälschungen Veranlassung gegeben, und deshalb verlangt man vom Fabrikanten die Garantie für den Gehalt; zur Kontrolle der Händler und Fabrikanten aber dienen besonders Kontrollstationen, in welchen der Handelsdünger aller Art geprüft wird, vor allem, um festzustellen, ob Gehalt und Preis im Einklang stehen. Alle derartigen Dungmittel bedürfen aber auch der günstigen Witterung, um sich recht wirksam erweisen zu können, und versagen in trocknen Jahrgängen (Lagen) mehr oder minder. Am besten gibt man sie deshalb mit Stallmist oder demselben direkt einverleibt. Im Düngermarkt hat man feste Preise für Kali, Phosphorsäure, Stickstoff etc. zu bilden gesucht; die Konkurrenz und Produktionskosten spielen jedoch auch hier eine Rolle. Im allgemeinen kann gesagt werden, daß eine Ausgabe von 12-18 Mk. pro Hektar in weitaus den meisten Fällen genügt, um das Areal in vollster Fruchtbarkeit zu erhalten, Mistdüngung vorausgesetzt. Vgl. Heiden, Lehrbuch der Düngerlehre (2. Aufl., Hannov. 1879 ff., 2 Bde.); Derselbe, Leitfaden der gesamten Düngerlehre (2. Aufl., das. 1882); Wolff, Praktische Düngerlehre (9. Aufl., Berl. 1883); Fresenius und Neubauer, Die künstlichen D. (Wiesb. 1872); Rümpler, Die käuflichen Düngstoffe (Berl. 1875); Schumann, Anleitung zur Untersuchung der künstlichen Düngemittel (Braunschw. 1876); P. Wag-^[folgende Seite]