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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ebbw Vale; Ebe; Ebeher; Ebel; Ebeleben; Ebeling

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Ebbw Vale - Ebeling.

über die Erscheinungen von E. u. F. Whewell, Lubbock, Airy, Germar u. a. eingehende Untersuchungen angestellt, welche die Theorie der E. u. F. wesentlich gefördert haben. Von großer Wichtigkeit in dieser Beziehung sind die alljährlich von einer eigens dazu eingesetzten Kommission der British Association for the advancement of science abgefaßten Berichte. Vgl. Lentz, Die Flut und Ebbe des Meeres (Hamb. 1873); Derselbe, Flut und Ebbe und die Wirkungen des Windes auf den Meeresspiegel (das. 1879); Schmick; Das Flutphänomen (Leipz. 1874); Derselbe, Die Gezeiten (Berl. 1876).

Ebbw Vale (spr. ebbu wehl), Stadt in Monmouthshire (England), nahe der Quelle der Ebbw, Mittelpunkt eines Kohlen- u. Eisenreviers, mit (1881) 15,519 Einw.

Ebe, Gustav, Architekt, geb. 1. Nov. 1834 zu Halberstadt, machte seine Studien auf der Berliner Bau- und Kunstakademie, erweiterte dieselben auf Reisen in Frankreich und Italien, worauf er sich in Berlin niederließ und sich mit Julius Benda (geb. 1838 zu Rauden in Oberschlesien), ebenfalls einem Schüler der Berliner Bauakademie, zu gemeinsamer Thätigkeit associierte. Nachdem sie in der Konkurrenz um das Wiener Rathaus den ersten Preis, aber nicht die Ausführung erhalten hatten, begannen sie ihre praktische Thätigkeit in Berlin mit dem Pringsheimschen Haus (1872-74), an dessen Fassade sie zuerst das von ihnen vertretene Prinzip der Polychromie durchführten (s. Tafel "Berliner Bauten"). Während hier die Architektur sich stark dem Barockstil mit venezianischen Details zuneigt, wurde bei dem folgenden Bau, dem Palais v. Tiele-Winckler, der Stil der deutschen Renaissance bevorzugt. In der gleichzeitig entstandenen Villa Kaufmann wurde von der Sgraffitomalerei ein umfassender Gebrauch gemacht. Eine weitere Anwendung fand die Polychromie auf das von E. u. Benda erdachte, im Stil der deutschen Renaissance gehaltene "Dreifensterhaus" zum Bewohnen für einzelne Familien in großen Städten, wo das teure Terrain an der Straße eine breite Frontentwickelung nicht gestattet, sondern eine Vertiefung des Bauplatzes fordert. Eine weitere Schöpfung der Architekten ist ein Privathaus am Pariser Platz von monumentalem Charakter (1881-1882). E. ist auch vielfach schriftstellerisch thätig und gab heraus: "Akanthus. Handbuch der ornamentalen Akanthusformen aller Stilarten" (Berl. 1883) und eine "Geschichte der Barockkunst" (das. 1886).

Ebeher, s. v. w. Storch.

Ebel, 1) Joh. Gottfried, geograph. Schriftsteller, geb. 6. Okt. 1764 zu Züllichau, studierte in Frankfurt a. O., Wien und Zürich, machte dann eine Reise durch die Schweiz und ließ sich 1792 als Arzt in Frankfurt a. M. nieder, wo er sein bekanntes Werk "Anleitung, auf die nützlichste und genußvollste Art die Schweiz zu bereisen" (Zürich 1793, 8. Aufl. 1843), das erste gute Reisehandbuch für die Schweiz, vollendete. Durch die Unruhen des französischen Revolutionskriegs 1796 aus Frankfurt vertrieben, lebte er als Attaché der Frankfurter Gesandtschaft zu Paris, kehrte von da 1802 nach Frankfurt zurück und siedelte 1810 nach Zürich über, wo er 8. Okt. 1830 starb. Er schrieb noch: "Schilderung der Gebirgsvölker der Schweiz" (Tübing. 1798-1802, 2 Bde.); "Über den Bau der Erde im Alpengebirge" (Zürich 1808) und "Malerische Reise durch die neuen Bergstraßen des Kantons Graubünden" (das. 1825).

2) Johann Wilhelm, eins der Häupter der unter dem Namen der Königsberger Mucker bekannten religiösen Sekte, geb. 1784 zu Passenheim in Ostpreußen, huldigte schon als Student den Lehren des Theosophen J. H. ^[Johann Heinrich] Schönherr, wurde 1816 Prediger der altstädtischen Gemeinde in Königsberg und sammelte hier seit 1813 eine pietistische Verbrüderung um sich, an der sich Männer und Frauen, zum Teil aus den höchsten Adelsfamilien, beteiligten. Abenteuerliche Gerüchte über geheime, unter dem Deckmantel der Andacht begangene geschlechtliche Ausschweifungen führten 1835 zu einem langwierigen Prozeß, infolge dessen E. und der Pastor Diestel 1839 und 1842 ihres Amtes entsetzt wurden. E. starb 18. Aug. 1861 zu Ludwigsburg in Württemberg, wohin er mit seiner Freundin, der Gräfin Ida von der Gröben, übergesiedelt war. Aus neuern aktenmäßigen Berichten hat sich ergeben, daß jene Beschuldigungen nicht erwiesen und die Gerichtsverhandlungen mit großer Voreingenommenheit geführt worden sind. Vgl. Graf Kanitz. Aufklärung und Aktenquellen über den 1835-42 zu Königsberg i. Pr. geführten Religionsprozeß (Basel u. Ludwigsb. 1862); Derselbe, Ein Mahnwort etc. (das. 1868); v. Hahnenfeld, Die religiöse Bewegung in Königsberg (Braunsb. 1858). S. Mucker.

3) Hermann W., hervorragender Keltolog, geb. 10. Mai 1820 zu Berlin, studierte seit 1836 daselbst unter A. Böckh u. a. Philologie und Geschichte, wurde dann (1838) in Halle durch A. F. Pott dem Studium der vergleichenden Sprachwissenschaft zugeführt und blieb demselben nach seiner Rückkehr nach Berlin (1839) unter Bopps Leitung treu. Nachdem er 1842 in Berlin promoviert hatte, wirkte er als Lehrer zunächst am Französischen, dann am Köllnischen Gymnasium daselbst, später an der Beheim-Schwarzbachschen Anstalt in Filehne bei Ostrowo und am Gymnasium zu Schneidemühl, bis er 1872 an Bopps Stelle als ordentlicher Professor der vergleichenden Sprachwissenschaften nach Berlin berufen wurde. Er starb 19. Aug. 1875 in dem Ostseebad Misdroy. Seine zahlreichen kleinern Abhandlungen (meist in Kuhns "Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung" und in Kuhns und Schleichers "Beiträgen" erschienen, einiges auch als Gymnasialprogramme, namentlich die Schrift "De verbi britannici futuro ac conjunctivo", Schneidemühl 1866) betreffen etymologische und grammatische Fragen fast aus dem ganzen indogermanischen Sprachgebiet, namentlich aber aus dem Bereich der keltischen Sprachen; seine auf diese Sprachen bezüglichen Arbeiten sind auch ins Englische übersetzt worden ("Celtic studies", Lond. 1863). Sein Hauptwerk ist die neue Bearbeitung von Zeuß' "Grammatica celtica" (Berl. 1871). Für Schleichers "Indogermanische Chrestomathie" (Weim. 1869) bearbeitete er den altirischen Teil. An der Vollendung eines ausführlichen altirischen Wörterbuchs wurde er durch den Tod gehindert. Durch E. ist die von Bopp und Zeuß begründete wissenschaftliche Erforschung des Keltischen im Vergleich zu den andern indogermanischen Sprachen nach jeder Richtung hin erweitert und vertieft worden.

Ebeleben, Flecken im Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen, am Südfuß der Hainleite und an der Helbe gelegen, Endpunkt der Eisenbahn Hohenebra-E., Sitz eines Landratsamtes, eines Amtsgerichts und einer Oberförsterei, mit fürstlichem Lustschloß (seit 1850 dem Staat überlassen), einer Erziehungsanstalt für verwahrloste Kinder, großer Zuckerfabrik und (1880) 1344 evang. Einwohnern. Ehemals bestand hier eine berühmte Stiftsschule, die später nach Sondershausen verlegt wurde.

Ebeling, Adolf, Schriftsteller, geb. 24. Okt. 1827 zu Hamburg, studierte Philosophie in Heidelberg, wo er 1845 bereits einen Band "Gedichte" veröffentlichte,