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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ederkopf; Edessa; Edessenisches Bild; Edfu

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Ederkopf - Edfu.

criticae et pragmaticae ad historiam Transsilvaniae sub regibus Arpadanae et mixtae propaginis" (Hermannst. 1803). Auch gab er die ersten Bände der "Scriptores rerum transsilvanarum" (Hermannst. 1797-1800, 4 Bde.) heraus. Sein handschriftlicher Nachlaß ist im Besitz des ungarischen Nationalmuseums zu Pest.

2) Joseph Maria, Photochemiker, geb. 6. März 1855 zu Krems a. d. Donau, studierte 1871-75 in Wien, habilitierte sich 1880 an der technischen Hochschule für Photochemie und wurde 1882 Professor der Chemie an der Gewerbeschule in Wien. Er lieferte einige chemische Untersuchungen, gab eine Methode zur Messung der Intensität der ultravioletten Strahlen mit Hilfe von Quecksilberoxalat an und arbeitete namentlich auch über die Photographie mit Chromsalzen und mit Brom- und Chlorsilberemulsionen sowie über die chemische Wirkung des farbigen Lichts. Er schrieb: "Über die Reaktionen der Chromsäure und der Chromate auf Gelatine, Gummi, Zucker" (Wien 1878); "Über die Wirkungen des farbigen Lichts und die Photographie in natürlichen Farben" (das. 1879); "Ausführliches Handbuch der Photographie" (Halle 1882-85, 2 Tle.); "Theorie und Praxis der Photographie mit Bromsilber-Gelatine" (2. Aufl., das. 1882); "Die orthochromatische Photographie" (Wien 1885).

Ederkopf, Berg des südlichen Rothaargebirges in Westfalen, 633 m hoch; an seinem Fuß die Quellen der Eder, Lahn und Sieg.

Edessa, 1) im Altertum Hauptstadt der nordmesopotamischen Landschaft Osroene, östlich vom heutigen Biredschik; schon im 8. Jahrh. von den Assyrern erobert und damals Ruhu (syr. Urhoi) genannt, jetzt Urfa. Unter Seleukos, der viel für Vergrößerung der Stadt that, erhielt sie nach der gleichnamigen makedonischen Stadt den Namen E. und nach den vielen Quellen des dort entspringenden Skirtos (Daisan) den Namen Kallirrhoë oder Orrhoë (vielleicht nur Verstümmelung des syrischen Stadtnamens). Unter Antiochos VII., nach welchem E. auch Antiochia hieß, gründete daselbst Urhoi Bar Chevje 137 v. Chr. das edessenische Reich, welches auch das osroënische (orrhoënische) Reich heißt. Unter seinen Nachfolgern, die sämtlich den Ehrennamen Abgar führten und mit den Römern infolge der Partherkriege in vielfache, meist feindliche Berührung kamen, war auch der Abgar Uchomo (der "Schwarze"), dem nach der Sage Jesus sein Bild übersandte, das später eine Art Palladium bildete, und unter dem der Apostel Thomas das Christentum in E. gepredigt haben soll. Unter Kaiser Trajan zerstörte Lusius Quietus das den Römern ungetreue E. und machte das Reich jenen zinsbar. Kaiser Hadrian stellte es zwar wieder her und erließ ihm den Tribut; allein es blieb fortwährend von den Römern abhängig, welche es 217 n. Chr. unter dem Namen der Colonia Marcia Edessenorum zu einer Militärkolonie machten. 217 wurde Caracalla hier ermordet. Gordianus setzte um 243 wieder einen Abgar in Besitz des Reichs. 260 wurde E. von den Persern unter Sapores I. belagert und Kaiser Valerian vor den Thoren der Stadt geschlagen. Während dieser Zeit und besonders nach der Teilung des römischen Reichs, bei welcher E. zum oströmischen Reich kam, entwickelte sich seine Bedeutung in der Geschichte der christlichen Kirche immer mehr. Mehr als 300 Klöster sollen in seinen Mauern gewesen sein, dazu war es der Sitz des Ephraem Syrus und seiner Schule. Auch in den arianischen, monophysitischen und nestorianischen Streitigkeiten spielte es eine bedeutende Rolle. 525 ließ Kaiser Justinus I. die Festungswerke wiederherstellen und nannte die Stadt E. Justinopolis. Chosroes Nuschirwan belagerte E. erfolglos. Die Ausbreitung des Islam, die E. 641 unter die Herrschaft der arabischen Kalifen brachte, machte der Blüte des Christentums daselbst ein Ende, und unter den nun folgenden innern und äußern Kämpfen unter dem Kalifat erlosch auch Edessas weltlicher Glanz, bis es 1040 den Seldschukken in die Hände fiel. Den byzantinischen Kaisern gelang es zwar, E. nochmals an sich zu bringen; aber der Statthalter, den sie hinschickten, machte sich unabhängig, hatte jedoch von seiten der benachbarten Türken, besonders durch den Emir Balduk, viel zu leiden. Im ersten Kreuzzug bemächtigte sich Graf Balduin, Gottfrieds von Bouillon Bruder und Nachfolger, vom Fürsten Thoros zu Hilfe gerufen, 1098 der Herrschaft über die Stadt und machte E. zur Hauptstadt einer Grafschaft E., zu der er auch noch Samosata und Sarudsch erwarb. Diese Grafschaft bestand überein halbes Jahrhundert, als Vormauer des jerusalemischen Reichs gegen die Türken, unter der Herrschaft fränkischer Fürsten, bis es endlich unter dem Grafen Joscelin II. dem Beherrscher von Mosul, Emaddin Zenki, 1144 gelang, die Stadt und Burg mit Sturm zu nehmen. Nun ward wieder der Islam in E. herrschend. Ein (1146) gemachter Versuch, das türkische Joch abzuschütteln, vollendete den Ruin der Stadt. Nach vielen Wechselfällen, die E. nacheinander die Hände der Sultane von Ägypten und Syrien (1182) und von Rum (1234, wo es Alaeddin Kelkobad eroberte), der Mongolen (Zerstörung durch Timur 1391), Turkmenen und Perser brachten, eroberten es 1637 die Türken, unter denen es sich wieder aus den Trümmern und zu einiger Blüte erhoben hat. Gegenwärtig wird die Bevölkerung von Urfa oder Ruha auf 30-40,000 Seelen (¾ Christen, ¼ Mohammedaner) geschätzt; doch ist die herrschende Sprache die türkische. Die Stadt hat zwei Missionsanstalten und eine amerikanische Schule, Ruinen der alten Burg, welche die Sage als den Palast Nimrods bezeichnet, und Katakomben im Felsen unter derselben, Zu den Merkwürdigkeiten Edessas, das im Orient für eine durch Abrahams Aufenthalt geheiligte Stadt gilt, gehört die dem Abraham geweihte Moschee mit dem Teich voll heiliger Fische. Fabriziert werden hier Wollwaren, Goldschmiedearbeiten und Maroquinleder; lebhaft ist der Handel mit englischen Manufakturwaren (von Aleppo) sowie mit Getreide.

2) Stadt im alten Königreich Makedonien, nordwestlich von Thessalonich in der Landschaft Emathia, ursprünglich die Vorstadt der auf einem Felsen liegenden Stadt Ägä, welche die älteste Residenz der makedonischen Könige war und bis zum Untergang des Reichs ihre Begräbnisstätte blieb. In der Oberstadt befand sich außer den Tempeln des Herakles, Dionysos und Zeus auch das Theater, vor welchem 336 v. Chr. Philipp III. ermordet wurde. Unter Antigonos (274) plünderten Söldner des Pyrrhos die Königsgräber. Heute liegt auf dem Boden Edessas die Stadt Wodena.

Edessenisches Bild, s. Christusbilder.

Edfu (in den hieroglyphischen Inschriften Hat, koptisch Albo, das Apollinopolis Magna der Alten), Stadt in Oberägypten, am linken Ufer des Nils, mit 2000 Einw., die in elenden Hütten wohnen und blaue Baumwollenstoffe sowie Töpferwaren fabrizieren. Von den fast ganz unter Wüstensand begrabenen Ruinen der ehemals prächtigen Stadt sind nur noch die Reste eines Kais am Nil und zwei Gebäude