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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Eduard

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Eduard.

lichen Afrika (Marokko) unabhängig machte und 986 von den Fatimiden gestürzt wurde. Die E. suchten sodann in Spanien sich eine Herrschaft zu gründen. Der Edriside Ali bemächtigte sich 1016 des Throns von Cordova durch Vertreibung des Omejjaden Suleiman, doch konnten sich seine Nachkommen nicht auf demselben behaupten. Später besaßen noch einige Fürsten des Geschlechts Herrschaften im südlichen Spanien und in Nordafrika.

Eduard (engl. Edward, angelsächs. Eádvëard, "Vermögenswart oder -Wächter"), Name mehrerer Könige und Prinzen von England: 1) E. der Bekenner, Sohn Ethelreds II., der letzte angelsächsische König von England, geboren um 1002, wurde 1042 nach dem Tode des Dänen Harthaknut auf den englischen Thron erhoben. Seine Begünstigung des französischen Wesens (er war in der Normandie erzogen) rief einen Aufstand unter dem Grafen Godwin hervor, der aber niedergeschlagen wurde. E., den Frömmigkeit und Herzensgüte auszeichneten, war dabei nur ein schwacher Regent, unter dem die Kraft des Volkes erlahmte. Er starb 5. Jan. 1066. Daß er Wilhelm von der Normandie zum Erben eingesetzt habe, ist nicht erwiesen.

2) E. I., aus dem Haus Anjou, geb. 16. Juni 1239, Sohn Heinrichs III., stellte noch bei Lebzeiten des letztern durch den glänzenden Sieg bei Evesham über Simon von Montfort 1265 die Macht des Königtums wieder her und unternahm 1270 eine Kreuzfahrt nach Palästina. Während seiner Abwesenheit starb sein Vater 16. Nov. 1272, und E. kehrte nach England zurück, wo er im August 1274 ankam. Ein energischer Fürst, stellte er im Innern Ruhe und Ordnung her: beschränkte die Macht des Klerus, namentlich durch das Gesetz, daß kein Grundbesitz mehr an die Tote Hand fallen dürfe, und durch Besteuerung der geistlichen Güter, und verfolgte nach außen eine konsequente Eroberungspolitik. Er unterwarf 1276-83 Wales, wo bis dahin eine unabhängige keltisch-britische Herrschaft bestanden hatte, und benutzte die in Schottland nach dem Tode des Königs Alexander III. 1286 entstandenen Wirren, um seine Macht dort geltend zu machen. Er unterstützte den von ihm abhängigen Kronprätendenten John Baliol gegen Robert Bruce, wogegen dieser 1292 die Oberlehnsherrlichkeit der Krone von England über Schottland anerkannte. Als Baliol sich 1296 im Bund mit Frankreich gegen E. erhob, schlug dieser ihn bei Dunbar, setzte ihn ab und ließ nun Schottland durch Statthalter regieren. Die von den Schotten unter Wallace und dem jüngern Robert Bruce immer wieder versuchten Empörungen schlug er mit Energie und Grausamkeit nieder; auf einem Zuge gegen den letztern starb er 7. Juli 1307 in Burgh bei Carlisle, einer der gefeiertsten Könige der englischen Sage und Geschichte. Mit seinem Parlament, zu dem er regelmäßig seit 1295 außer den geistlichen und weltlichen Lords auch Abgeordnete der Städte und Flecken sowie der Grafschaften berief, stand E. in gutem Einvernehmen und vergrößerte seine Macht sehr wesentlich, indem er 1297 sein Steuerbewilligungsrecht anerkannte. Als Gesetzgeber hat er sich um Handel und Münzwesen, den Schutz des Eigentums und des Landfriedens verdient gemacht. Vgl. Stubbs, Chronicles of the reigns of Edward I. and II. (Lond. 1882).

3) E. II., Sohn und Nachfolger des vorigen, geb. 25. April 1284 zu Carnarvon, der erste englische Kronprinz, der den Titel eines Prinzen von Wales führte, hatte weder die Energie noch die Charakterstärke seines Vaters geerbt und vermochte weder im Innern die aufrührerischen Großen niederzuhalten, noch die auswärtigen Erwerbungen desselben zu behaupten. Von Robert Bruce wurde er 24. Juni 1314 bei Bannockburn geschlagen und mußte 1323 mit demselben einen Frieden auf 13 Jahre schließen, der die Unabhängigkeit Schottlands sicherte. 1324 kam er mit Karl IV. von Frankreich, der die persönliche Lehnshuldigung Eduards für Guienne forderte, in Konflikt, und als er einen schimpflichen Vertrag, den seine Gemahlin Isabella, Karls IV. Schwester, mit diesem abschloß, nicht vollkommen ausführte, vereinigte sich die Königin mit dem jüngern Bruder Eduards, Edmund, Grafen von Kent, mit Roger Mortimer, Grafen von March, der für ihren Liebhaber galt, und einer Anzahl unzufriedener Großen 1326 zu Eduards Sturz. Der König floh, wurde gefangen, im Januar 1327 durch Parlamentsbeschluß abgesetzt und 22. Sept. d. J. in Berkeley Castle ermordet.

4) E. III., Sohn und Nachfolger des vorigen, geb. 13. Nov. 1312 zu Windsor, bestieg 1327 den Thron und rächte, zur Mündigkeit gelangt (1330), seinen Vater durch die Hinrichtung Mortimers (1330) und die Verweisung Isabellas vom Hof. Schottland nötigte er durch den Sieg bei Halidon Hill (1333), wo die Blüte des schottischen Adels fiel, die Oberhoheit Englands anzuerkennen, und nachdem 1328 die direkte Linie der Kapetinger ausgestorben war, erhob er als Enkel Philipps des Schonen Ansprüche auf die französische Krone. 1340 nahm er den französischen Königstitel an und kämpfte in der Seeschlacht von Sluys (1340), dann in der Landschlacht bei Crécy (1346), der die Einnahme von Calais folgte (1347), zuletzt bei Poitiers (19. Sept. 1356) so glücklich gegen Philipp VI. von Valois, daß dieser ihm im Frieden zu Bretigny (8. Mai 1360) gegen seinen Verzicht auf die Krone einen großen Teil des westlichen Frankreich, Gascogne, Guienne, Poitou und die Grafschaft Ponthieu sowie Calais, mit allen Souveränitätsrechten abtrat. Für die Dauer aber vermochte er diese Erwerbungen nicht zu behaupten, und als Karl V. von Frankreich 1369 den Krieg erneuerte, verlor E. in fünf Jahren bis auf wenige feste Plätze alle seine Eroberungen. Infolge der vielen Kriege Eduards und der für dieselben erforderlichen Geldbewilligungen steigerten sich der Einfluß und die Macht des Parlaments unter seiner Regierung bedeutend. Im Einvernehmen mit demselben traf E. energische Maßregeln gegen die päpstlichen Übergriffe in England und schützte den Reformator John Wiclef vor dem geistlichen Gericht; er hat auch, wahrscheinlich nach der Rückkehr von Calais, 1347 oder 1348 den Hosenbandorden gestiftet. E. starb 21. Juni 1377. Vgl. Longman, History of the life and times of Edward III. (Lond. 1869, 2 Bde.); Pauli, Bilder aus Altengland (Gotha 1860); Warburton, Edward III. (Lond. 1875).

5) E. IV., Sohn des Herzogs Richard von York, Graf von March, geb. 28. April 1442 zu Rouen, wurde nach dem Fall seines Vaters bei Wakefield (1460) an Stelle Heinrichs VI. zum König ausgerufen und befestigte seine Krone durch den Sieg bei Towton (1461), wodurch die Regierung vom Haus Lancaster (rote Rose) an das Haus York (weiße Rose) kam, aber auch ein langer, blutiger Bürgerkrieg zwischen beiden Häusern hervorgerufen ward. Durch seine Heirat mit Elisabeth Wydeville und die Begünstigung ihrer Verwandten rief er eine Empörung des mächtigen Grafen von Warwick hervor, dem sich nebst andern Großen der jüngere Bruder des Königs, Georg von Clarence, anschloß. E. mußte im November 1470 in Holland Zuflucht suchen, und Heinrich VI.