Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Eibau; Eibenbaum; Eibencypresse; Eibengewächse; Eibenschitz; Eibenstock

353

Eibau - Eibenstock.

die kugelige, die walzige und die spitzwalzige. Bei der kugeligen Form sind beide Achsen gleich oder nahezu gleich lang (alle Radien gleich); bei der walzigen ist die Längenachse bedeutend größer, beide Pole gleich oder doch fast gleich abgerundet; bei der spitzwalzigen sind die Pole zugespitzt; diese Form kommt nur als Ausnahme, aber doch als ziemlich häufige, bei den Eiern mehrerer Sippen und Arten vor. Unter den ungleichhälftigen Eiformen ist die ovale oder typische Eiform wie in der Natur, so auch auf unsern Tafeln am bei weitem zahlreichsten vertreten. Ihre Unterformen werden durch die Bezeichnungen kurz-, lang-, gestreckt-oval, abgestumpft, zugerundet, zugespitzt etc. näher bestimmt. Der Schneidepunkt der Achsen wechselt zwischen ca. 2/5 und 4/5 der halben Längenachse. Liegt er dem stumpfen Pol noch näher, und fällt der "Mantel" des Eies nach dem entgegengesetzten, zugespitzten Pol hin gleichmäßig und nahezu kegelförmig ab, so entsteht die Kreiselform, welche zur Birnform wird, wenn der Mantel etwas vor dem zugespitzten Pol eine gleichmäßige Einbuchtung zeigt. Die beiden letztgenannten Eiformen sind die normalen bei der großen Mehrzahl der Watvögel, treten aber auch sonst in einzelnen Sippen und Arten andrer Familien auf. Unsre Tafeln geben Beispiele für fast alle der genannten Haupt- und Nebenformen.

3) Struktur der Kalkschale und ihre Überzüge, vielleicht das sicherste, aber auch schwierigste, meist nur durch Lupe und Mikroskop zu gewinnende Bestimmungsmittel. Es handelt sich hierbei in erster Reihe um die die Kalkschale durchsetzenden Luftlöcher oder Poren, um ihre Verbreitung und Stellung auf der Eifläche, ihre Gestalt, Größe, Tiefe etc., sodann um die von den Poren nur zum Teil abhängige Oberfläche der Kalkschale, welche den Übergang von glattem Schliff und Emailglanz bis zu Grobkörnelung und nahezu Glanzlosigkeit aufweist. Merkwürdigerweise kontrastieren hierin die Eier zweier verwandter Hühnergruppen, die der Steißhühner und der Hokkohühner des tropischen und subtropischen Amerika, aufs stärkste. Endlich kommen auch die namentlich von H. Nathusius untersuchten Protuberanzen der innern Kalkschalenfläche sowie das Vorhandensein oder Fehlen und die Beschaffenheit des die Oberfläche des Eies bedeckenden Schalenhäutchens sowie der amorphen Kalk- oder Kreidebedeckung derselben in Betracht.

4) Färbung und Zeichnung. Unter Färbung versteht man die meist eintönige Farbe der gesamten Oberfläche, welche sich in sehr vielen Fällen, namentlich bei den grünen Tinten, durch die ganze Schale bis zu deren Innenfläche verbreitet, während die Zeichnung, fast ausnahmslos aus einer oder mehreren dunklern Nüancen der "Grundfarbe", wie man die "Färbung" gleichfalls zu nennen pflegt, zusammengesetzt, sich zwar auch auf einer Reihe von Kalkschichten, aber (wenigstens nach den bisherigen Ermittelungen) nicht auf der ersten oder innersten sich abgelagert findet. Die reinweiße Grundfarbe ist die am häufigsten vorkommende: von den rund 11,600 gegenwärtig bekannten Vogelarten legen rund 4200 einfarbige, d. h. nicht gezeichnete, Eier. Über 3200 davon sind reinweiß, ca. 800 blaugrünlich bis zum tiefsten Blaugrün, die übrigen ca. 200 verteilen sich auf die aus Gelb, Rot, Braun und Schwarz gemachten Farben, unter denen die Steißhuhn- (Crypturus-) Eier sich ebenso durch eigenartige prächtige Mischungen wie durch herrlichen Glanz auszeichnen.

Die Zeichnung der Eier ist eine ebenso mannigfaltige wie die Färbung. Der Form nach unterscheidet man sie als Punkte, Flecke, Flatschen (große Flecke), Strichel, Schmitzen, Haarlinien (Haarzüge), Wurmlinien, Zickzacklinien u. a. Diese Zeichnungen sind gleichtönig in der Farbe und fest umgrenzt oder abgetönt und verwaschen (brandfleckig). Sie erscheinen einzeln oder häufig und zusammengedrängt, gleichmäßig über die Oberfläche verbreitet oder lokal angehäuft, dies gewöhnlich an einem der beiden Pole, besonders am stumpfen Ende, häufig aber auch einen Gürtel, in der Nähe der Pole bis zur Mitte der Achse, bildend und dann "Kranz" genannt. Dabei kommt jede der einzelnen Zeichnungsformen für sich allein oder mehrere zusammen und eine oder die andre vorherrschend, auch eine die andre teilweise bedeckend, zur Verwendung. Die Zeichnungsfarben sind im allgemeinen dieselben, wie sie als Grundfarben vorkommen, aber immer in dunklern Nüancen. Nur das tiefe, reine Schwarz, das dunkle Schwarzviolett und Schwarzbraun fehlen der Grundfarbe. Wie die Zeichnungsformen, so erscheinen auch die Zeichnungsfarben eintönig oder gemischt (einfarbig oder mehrfarbig), in letzterm Fall aber wohl ausnahmslos als Nüancen eines und desselben Farbentons; nur das reine Schwarz macht hiervon eine Ausnahme. Der Farbenton selber steht übrigens meist in naher Verwandtschaft zu dem der Grundfarbe. Man unterscheidet Ober- und Schichtenzeichnung. Letztere, meist des gleichen Farbentons wie erstere, verändert diesen jedoch je nach der Anzahl von Kalkschichten, welche sich über jede frühere Zeichnung gelagert haben, nicht unwesentlich und in 3-4 unterscheidbare Stufen der Farbenskala. Die Oberzeichnung ist teils glanzlos, teils matt, teils spiegelglänzend, dies in vollkommenstem Grad bei den schönen Eiern der Jacana- oder Blätterhühnchen (Parra). - Die Abbildungen der beifolgenden zwei Tafeln "Eier" bieten Beispiele für fast sämtliche in Frage kommende oologische Kriterien, soweit sie eben darstellbar sind. Außerdem war für die Auswahl derselben die Absicht maßgebend, die Eier der interessantesten und zugleich bekanntesten heimischen Vogelarten aus den verschiedensten Familien darzustellen. Vgl. Bädeker, Die Eier der europäischen Vögel (Iserl. 1855-63, mit 80 Tafeln; Suppl. 1867); Thienemann, Fortpflanzungsgeschichte der gesamten Vögel (Leipz. 1845-56, mit 100 Tafeln); Grässner, Die Vögel in Mitteleuropa und ihre Eier (Dresd. 1880); v. Reichenau, Die Nester und Eier der Vögel (Leipz. 1880).

Eibau (Alt-E.), Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, Amtshauptmannschaft Löbau, an der Eisenbahn Bischofswerda-Zittau, hat eine Pfarrkirche, starke Leinweberei, viele Tischler, Bierbrauerei, bedeutenden Handel und (1880) 4401 evang. Einwohner. Dicht dabei Neu-E. mit 858 Einw., Lein- und Baumwollweberei.

Eibenbaum, Pflanzengattung, s. Taxus.

Eibencypresse, s. Taxodium.

Eibengewächse (Taxineen), s. Koniferen.

Eibenschitz (tschech. Ivančice), alte Stadt in der mähr. Bezirkshauptmannschaft Brünn, an der Iglawa, welche hier die Oslawa und Rokitna aufnimmt, hat (1880) 4161 Einw., bedeutenden Obst-, Gemüse- (besonders Spargel-) und Weinbau, mehrere Mühlen, Leder- und Essigfabrik, ein Bezirksgericht und eine Ackerbauschule. In der Nähe das Dorf Alexowitz mit großer Tuchfabrik und nördlich die Steinkohlengruben des Rossitz-Oslawaner Beckens.

Eibenstock, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Schwarzenberg, an der Chemnitz-Aue-Adorfer Eisenbahn, 641 m