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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Elektrisches Licht

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Elektrisches Licht (Glühlicht: Kontaktglühlampen, Edisons Lampe).

voneinander isolierten Metallstücken geklemmt werden, entsteht der Flammenbogen; in dem Maß, in welchem die Kohlen sich abnutzen, schmilzt die isolierende Substanz, verflüchtigt sich und entweicht als Rauch. Behufs der Entzündung des Lichts bringt man die beiden Kerzen durch ein Kohlenstäbchen in leitende Verbindung. Dies Stäbchen wird durch den elektrischen Strom glühend, und sobald es verbrannt ist, entsteht der elektrische Flammenbogen. Gleiche Abnutzung beider Kohlenstäbe erreicht man durch Anwendung von Wechselströmen. Erlischt eine Kerze durch irgend eine Störung während des Betriebes, so kann sie nicht wieder entzündet werden. Die Brennzeit einer Kerze beträgt 1¼-1½ Stunde, und um für den ganzen Abend Licht zu haben, sind immer vier Kerzen in einer Milchglaskugel vorhanden, welche der Reihe nach in den Strom eingeschaltet werden. Die Kerze hat eine Lichtstärke von 350 Normalkerzen oder 40-50 Straßenbrennern.

In der Kerze von Jamin ist die erdige Zwischenschicht fortgelassen und die eine Kohle um einen festen Punkt drehbar gemacht. Damit der Lichtbogen stets am freien Ende der Kohlen bleibe, leitet Jamin den Strom mittels einiger Drahtwindungen der Länge nach um die Kohlenstäbe.

Im Prinzip der Jablochkowschen Kerze verwandt ist die von Clerc und Bureau konstruierte äußerst einfache Sonnenlampe (lampe soleil). Sie besteht wesentlich aus einem aus mehreren Stücken zusammengesetzten Marmorblock, in welchem zwei schief nach unten verlaufende Bohrungen angebracht sind, die zur Aufnahme der Kohlenstäbe dienen; die letztern sinken in dem Maß, wie sie an den freien Enden abbrennen, durch ihr eignes Gewicht herab. Die untere Fläche des Marmorblocks ist mit einer Aushöhlung versehen, in welche die Bohrungen münden. Entsteht zwischen den beiden Kohlenspitzen der Lichtbogen, so wird die zwischen ihnen befindliche Fläche des Marmorblocks zum Weißglühen gebracht. Die Lampe kann natürlich nur nach unten leuchten.

Verwandt mit den oben beschriebenen elektrischen Kerzen sind die sogen. Kontaktglühlampen, in welchen ein Kohlenstab gegen ein Stück Kohle oder Metall gepreßt und durch den Strom an der Berührungsstelle ins Glühen versetzt wird. Reynier in Paris und später Marcus in Wien versuchten das glühende und allmählich verbrennende dünne Kohlenstäbchen a (Fig. 7a) beständig entsprechend nachzuschieben und durch Gewichte oder Federkraft mit seinem obern Ende zwischen Rollen oder andern Führungsstücken b b hindurch gegen ein Kohlenstück f oder gegen den Umfang einer Kohlenscheibe r drücken. Der elektrische Strom geht von der Führung aus nach dem festen Kohlenstück oder der Scheibe durch den obern Teil des Stäbchens hindurch und erhitzt dies an seinem obersten gegen das Kohlenstück gedrückten Ende bis zu heller Weißglut. Marcus in Wien (dessen bezügliches deutsches Patent die Firma Siemens u. Halske erworben hat) fand, daß die drehbare Kohlenscheibe r, gegen deren Umfang das Kohlenstäbchen, unter einem gewissen Winkel geneigt, drückt, bei der langsamen Verbrennung des Stäbchens in Rotation versetzt wird, wodurch das Einbrennen von Löchern in dieselbe vermieden wird, während Reynier diese Drehung ursprünglich mittels Zahnstangenübertragung bewerkstelligt hatte. Bei der Lampe von Werdermann in London (Fig. 8) wird die Kohle gegen einen massiven Kupferklotz gedrückt. Der Kohlenstab ist an Schnüren aufgehängt, die über Rollen laufen und ein Gegengewicht tragen.

Die Glühlampen im engern Sinn besitzen als leuchtenden Teil einen in den Stromkreis eingeschalteten Bügel aus Kohle oder Metall, welcher im luftleeren Raum durch den elektrischen Strom bis zur Weißglut erwärmt wird. Die erste derartige Lampe ist 1845 von Starr angegeben worden; sie bestand aus einem bis zur äußersten Dünne abgeschliffenen Stäbchen von Retortenkohle, welches in einem luftleer gemachten Glasballon durch den Strom einer Batterie oder einer magnetelektrischen Maschine zum Glühen gebracht wurde. 1858 trat Changy mit einer ähnlichen Konstruktion hervor, nur benutzte er statt des Kohlenstäbchens einen Platindraht. Diese Lampen sind jedoch zu keiner praktischen Verwendung gekommen und waren vergessen, als 1873 Lodyguine der Petersburger Akademie eine Vakuumlampe vorlegte, die als völlig neue Erfindung angesehen wurde. Lodyguine wandte ebenso wie Starr zur Erzeugung des Glühlichts Kohlenstäbchen in luftleeren Glasballons an. Aber auch er vermochte mit seiner Lampe keinen dauernden Erfolg zu erzielen, und die Glühlampen blieben ohne jede technische Bedeutung, bis Edison mit einer neuen Konstruktion derselben hervortrat, welche für die weitere Entwickelung des elektrischen Glühlichts epochemachend wurde. Edisons erste Glühlampe bestand im wesentlichen aus einer Platinspirale in einem luftleer gemachten Glasballon; später benutzte Edison verkohltes Papier an Stelle des Platindrahts und endlich verkohlte Pflanzenfaser. Bei der jetzt allgemein verbreiteten Form der Edisonschen Glühlampe (Fig. 9) besteht der leuchtende Bügel aus einer hufeisenförmig gebogenen verkohlten Bambusfaser A von 1 qmm Querschnitt, die im Innern eines luftleeren Glasballons B von Form und Größe einer Birne eingeschlossen und an ihren Enden mit zwei durch den Boden des Ballons hindurchgeführten Platindrähten P P verbunden ist. Der Lampenhals wird durch einen in denselben hineinragenden Glasstöpsel luftdicht abgeschlossen; letzterer bildet ein Rohr, welches an dem obern Ende durch einen Glasboden verschlossen, an dem untern da-^[folgende Seite]