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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Elftausend Jungfrauen; Elgersburg; Elgersburger Steingut; Elgin; Elgin Marbles; Elginshire; El Golea; El Hidschr

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Elftausend Jungfrauen - El Hidschr.

das Län von einer ehemaligen wichtigen Festung, welche bei Gotenburg lag und 1645 geschleift wurde. Dann wurde auf einer Insel in der Göta-Elf zum Schutz Gotenburgs das Fort Neu-E. (Nya E.) angelegt (1646-54); da es aber den Anforderungen unsrer Zeit nicht entspricht, so ist es dem Verfall überlassen. An der Spitze der südlichen Bastion wurde 1859 ein kleiner Leuchtturm errichtet.

Elftausend Jungfrauen, s. Ursula.

Elgersburg, Pfarrdorf im gothaischen Amt Liebenstein, südöstlich von Ohrdruf, an der Arnstadt-Gehrener Eisenbahn, in schöner Waldumgebung, 545 m ü. M., mit einem romantisch auf hohem Porphyrfelsen gelegenen Schloß (aus dem 12. Jahrh.), einer Porzellan-, Steingut- und Lampenglasfabrik, Bergbau auf Braunstein, Kienrußbrennerei, einer berühmten Kaltwasserheilanstalt (seit 1837, mittlere Temperatur des fast chemisch reinen Wassers nur 7,5° C.) u. (1880) 898 evang. Einwohnern. Vgl. die Führer von Otto (Jena 1869) und Marc (Ohrdr. 1877); Derselbe, Die Kaltwasserheilanstalt E. (Wiesb. 1876).

Elgersburger Steingut, s. Emilian.

Elgin, 1) Hauptstadt von Elginshire (Schottland), am Lossie, 7 km oberhalb dessen Mündung bei Lossiemouth, in einer Ebene, die als "Schottlands Garten" bezeichnet wird. E. hat ein geologisches Museum, die Ruine einer gotischen Kathedrale, Brauereien, Brennereien und Gerbereien und (1881) 6286 Einw. -

2) Stadt im nordamerikan. Staat Illinois, am Fox River, im NW. von Chicago, hat Uhrmacherei etc., ein Irrenhaus und (1880) 8789 Einw.

Elgin, 1) Thomas Bruce, Graf von E. und Kincardine, berühmt als Sammler antiker Kunstwerke, geb. 20. Juli 1766 aus edler, vom König Robert Bruce stammender Familie, eröffnete seine diplomatische Laufbahn 1792 als englischer Gesandter am österreichischen Hof in Brüssel und ging 1799 in gleicher Eigenschaft nach Konstantinopel. Von dort zurückberufen, bereiste er im folgenden Jahr Griechenland und beschäftigte daselbst auf eigne Kosten mehrere Künstler mit Ausmessung und Zeichnung der merkwürdigsten Ruinen. Daneben entriß er der Zerstörungswut der Türken von dem Parthenon, Theseustempel, der Akropolis etc. viele Statuen, Inschriften, architektonische Zierformen und andre Denkmäler und ließ das Unbewegliche in Gips abformen. Außerdem brachte er eine kostbare Sammlung marmorner Bildwerke, Vasen, Bronzen, Kameen, Intaglios und griechischer Münzen zusammen, die er 1814 nach England überführte. Die Art der Erwerbung dieser Kostbarkeiten ging freilich nicht ohne Vandalismus ab und fand strenge Tadler; indes wurde durch Parlamentsbeschluß 1816 die ganze Sammlung für 35,000 Pfd. Sterl. angekauft und unter dem Namen "E. Marbles" dem Britischen Museum einverleibt. Die vorzüglichsten Stücke dieser Sammlung, die unter Leitung des Phidias gearbeitet wurden und zu den vollkommensten Schöpfungen der griechischen Plastik gehören, sind die Trümmer von 14 Statuen und mehr als 60 Basreliefs vom Parthenon zu Athen, eine kolossale Statue von dem Denkmal des Thrasyllos etc. Sie wurden veröffentlicht in den Stichwerken über das Britische Museum und neuerdings beschrieben von Newton. Abgüsse befinden sich in den Museen zu Berlin, Dresden etc. E. war schottischer Wahlpeer, Generalleutnant in der britischen Armee, Mitglied des Geheimen Rats und Kurator des Britischen Museums. Er starb 14. Nov. 1841 in Paris. E. schrieb: "Memorandum on the subject of the Earl of Elgin's pursuits in Greece" (Lond. 1811, 2. Aufl. 1815; deutsch u. d. T.: "Elgins Erwerbungen in Griechenland", Leipz. 1817). Vgl. Michaelis, Der Parthenon (Leipz. 1871, mit Anhang IV: "Aktenstücke über Lord Elgins Erwerbung der Bildwerke vom Parthenon").

2) James Bruce, Graf von E. und Kincardine, brit. Staatsmann, Sohn des vorigen, geb. 20. Juli 1811, erzogen zu Eton und Oxford, ward 1841 von der Stadt Southampton ins Parlament gewählt. Im J. 1842 zum Gouverneur von Jamaica ernannt, erwarb er sich hier allgemeine Achtung, vertauschte aber im August 1846 sein Amt mit dem eines Generalgouverneurs von Kanada. Es gelang ihm, daselbst die gestörte Ruhe wiederherzustellen und den materiellen Zustand der Kolonie zu heben. Unter seiner Verwaltung kam die erste kanadische Eisenbahn zu stande, und durch ihn ward 1854 der Reciprozitätsvertrag zwischen Kanada und der nordamerikanischen Union abgeschlossen. 1849 ward er für seine Verdienste durch die Ernennung zum englischen Peer belohnt, während er bisher nur eine schottische Peerswürde gehabt hatte. Im März 1857 ward er infolge der wegen der Zerstörung der Faktoreien zu Kanton entstandenen Konflikte als Kommissar mit außerordentlichen Vollmachten nach China gesandt, um die Interessen des englischen Handels wahrzunehmen. Da hier seine versöhnlichen Schritte erfolglos blieben, schritt er zu militärischen Operationen gegen China, nahm Kanton, schlug die überlegenen chinesischen Streitkräfte an der Mündung des Peiho und nahm mit seiner Flottille eine Stellung ein, von der aus er Peking beherrschte. Hier schloß er 26. Juni 1858 den für England überaus günstigen Vertrag von Tiëntsin ab (s. China, Geschichte, S. 20). Nachdem er 27. Aug. 1858 noch mit Japan einen Handelsvertrag abgeschlossen, kehrte er im Mai 1859 nach England zurück, ward im Ministerium Palmerston Generalpostmeister, aber schon 1860 abermals nach China gesandt, wo er den von neuem ausgebrochenen Kampf mit Hilfe der Franzosen durch die Besetzung Pekings beendete (s. China, S. 21). Durch Energie und Umsicht hatte er sich der Regierung in so hohem Grad empfohlen, daß sie ihn nach Cannings Rücktritt im Februar 1862 zum Vizekönig von Indien ernannte. Auch hier entwickelte er eine umfassende und kraftvolle Thätigkeit, starb aber schon 20. Nov. 1863 zu Dhuramsalla im Pandschab. Vgl. "Letters and journals of Lord E." (2. Aufl., Lond. 1873). Von Elgins Brüdern war der ältere, Robert Bruce, militärischer Gouverneur des Prinzen von Wales und starb als Generalmajor 1862. Der jüngere, Sir Frederick William Bruce, zählte zu den hervorragendsten Diplomaten Englands, wurde 1859 Gesandter in China, 1865 in New York und starb daselbst 19. Sept. 1867.

Elgin Marbles, s. Elgin 1).

Elginshire (früher Moray), Grafschaft in Mittelschottland, hat ein Areal von 1248 qkm (22,5 QM.) und (1881) 43,788 Einw. Im wesentlichen liegt sie zwischen den reißenden, lachsreichen Flüssen Spey und Findhorn, die sich in den Moray Firth ergießen. Das Innere wird von Zweigen der silurischen Monadhliadhberge (Findlay Seat, 340 m) erfüllt. Nur längs der Küste kommen größere Strecken kulturfähigen Landes vor. 1884 waren 32,5 Proz. Ackerland, 1,8 Proz. Weide, 16,2 Proz. Wald; es gab 22,775 Rinder, 57,738 Schafe. Die Industrie ist gering. Hauptstadt ist Elgin (s. d.).

El Golea, Ort, s. Golea.

El Hidschr, Landschaft, s. Hidschr.