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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Elster; Elsterberg; Elsterchen; Elstergebirge; Elsternschnepfe; Elsterwerda; Elstra; Elswick; Elten

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Elster - Elten.

und überfällt selbst größere Vögel, so daß sie überwiegend schädlich erscheint. Sie nistet auf den Wipfeln hoher Bäume, auch in Gärten und in Skandinavien, wo sie gewissermaßen als heiliger Vogel des Landes gilt, in Gehöften, baut ein überwölbtes Nest und legt 7-8 grüne, braun gesprenkelte Eier (s. Tafel "Eier I", Fig. 67). Die E. läßt sich leicht zähmen und lernt schnell fremde Töne nachahmen, auch einzelne Worte sprechen. Wie die Raben, entwendet sie gern glänzende Dinge. Der E. wurden mehrere der mythologischen Charakteristiken des Raben beigelegt, und so galt sie von alters her als Unglücksvogel. Sie wurde auch sprichwörtlich als Gold- und Silberdieb, war dem Bakchos heilig und wegen ihrer Geschwätzigkeit berüchtigt. In der deutschen Mythe ist sie ein Vogel der Unterwelt, in welchen sich Hexen oft verwandeln, oder auf dem sie reiten. Eine an der Stallthür aufgehangene E. schützt das Vieh vor Krankheiten, und gebrannte Elstern benutzt man gegen Epilepsie.

Elster (im Mittelalter Elstra, Elstret), zwei meistens dem Königreich Sachsen angehörige Flüsse. Die Weiße E. (auch Saalelster) entspringt im böhmischen Teil des Elstergebirges in der Nähe von Asch am Kapellenberg, durchfließt in nördlicher Richtung in reizendem, tief eingeschnittenem und vielbesuchtem Thal das sächsische Vogtland, Teile von Reuß und Sachsen-Weimar, dann die Schlachtenebene zwischen Lützen und Leipzig, wendet sich hier, in zwei Arme geteilt (Luppe und E.), nach WNW. durch die sogen. Aue, ein anmutiges Gemisch von Wald und Wiesengrund, und mündet oberhalb Halle in die Saale. Sie empfängt am Ende ihres Oberlaufs, über dessen Thal eine stattliche Eisenbahnbrücke (Elsterbrücke) führt, rechts die Göltzsch, weiter unten (bei Leipzig) die Pleiße, links die Weida. Sie hat eine Länge von 195 km, ein Gefälle von 392 m und wird 30 m breit. Ihr Oberlauf enthält Perlenmuscheln (doch ist die Ausbeute jetzt unbedeutend) und wird auch zum Flößen benutzt. Aus der E. geht auf der westlichen Seite bei Krossen der 92 km lange und flößbare Floßgraben ab, der über Lützen zur Luppe geleitet ist und einen Zweig von der sächsischen Grenze unweit Pegau nach Leipzig entsendet. In der E. fand der Fürst Poniatowski bei dem Rückzug der Franzosen 19. Okt. 1813 bei Leipzig seinen Tod. - Die Schwarze E. entspringt in der sächsischen Oberlausitz, südlich von Elstra, am Sibyllenstein, verfolgt anfangs eine nördliche Richtung, nahe neben der obern Spree, wendet sich bei Hoyerswerda nach W. (bis unterhalb Elsterwerda), dann nach NW., trägen Gefälles und oft in Arme geteilt, durch sandiges, zum Teil bruchiges Land sich windend, und mündet, 38 m breit, nach 180 km langem Lauf oberhalb Elster (zwischen Torgau und Wittenberg) in die Elbe. Nebenflüsse der E. sind die Pulsnitz und Röder. Mit der Elbe bei Langenberg im Königreich Sachsen ist die E. durch den 15,5 km langen Grödel-Elsterwerdaer Kanal verbunden, der als Anfangsglied des projektierten Elbe-Spreekanals in Aussicht genommen ist.

Elster (Bad E.), Dorf und Badeort in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Ölsnitz, liegt in waldreicher und romantischer Gebirgslandschaft an der Weißen Elster, die nicht weit davon ihren Ursprung hat, nahe der böhmischen Grenze, 447 m ü. M. unfern der Linie Reichenbach-Eger der Sächsischen Staatsbahn, und hat (1880) 1160 evang. Einwohner. Die hier befindlichen Mineralquellen, schon vor 1669 benutzt, aber erst seit 1849 in Aufnahme gekommen, gehören mit Ausnahme einer Salzquelle zu der Klasse der alkalisch-salinischen Stahlquellen und enthalten bei einer Temperatur von 10-15° C. als Hauptbestandteile: schwefelsaures und kohlensaures Natron, Eisen und Kohlensäure, so daß das Wasser eine auffallende Identität mit den Quellen von Franzensbad in Böhmen hat, nur daß in E. die stärkende Wirkung des Eisens etwas vorherrscht. Die Quellen von E. werden empfohlen insbesondere gegen Schwäche des Nerven- und Muskelsystems, paralytische Zustände, Schwäche und beginnende Abzehrung des Rückenmarks, Magenkrampf und Kolik, Stockungen im Pfortadersystem, in der Leber und Milz, krampfhafte Gallenabsonderung, Schwäche der Verdauungswerkzeuge, Appetitlosigkeit und Magensäure. Auch gegen Krankheiten des Uterinsystems und der Blase, gegen Gicht und chronische Rheumatismen und Skrofeln zeigt E. seine Wirksamkeit. Die an Glaubersalz und Kochsalz sehr reiche Salzquelle wird dem Marienbader Kreuzbrunnen an die Seite gestellt und bei vorwaltender Störung in den Funktionen der Unterleibsorgane gebraucht. Neuerdings hat E. auch einen Ruf als Zufluchtsort für schwächliche Kinder, die sich hier überraschend schnell erholen, erhalten. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt + 7,2° C. Die Zahl der Kurgäste betrug 1885: 4186. Im J. 1849 ging das Bad an den Staat über. Vgl. Flechsig, Bad E. (3. Aufl., Leipz. 1884); Peters, Die Quellen und Bäder Elsters (2. Aufl., das. 1884); Hahn, Bad E. (4. Aufl., Berl. 1884).

Elsterberg, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Plauen, an der Elster und der Linie Wolfsgefährt-Weischlitz der Sächsischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, eine schöne Pfarrkirche, ein Rettungshaus und (1880) 3625 evang. Einwohner, welche Woll- und Baumwollweberei, Färberei, Stickerei und Rüschenfabrikation, Seidenweberei und Zigarrenfabrikation treiben. Bei E. sind noch geringe Reste eines durch Kaiser Karl IV. zerstörten Felsenschlosses; 3 km südlich beginnt die sogen. Vogtländische Schweiz.

Elsterchen, s. Amadinen.

Elstergebirge, Verbindungsglied zwischen dem Fichtel- und Erzgebirge auf der sächsisch-böhmischen Grenze, dicht mit Nadelwald bestanden, erreicht im Kapellenberg, nahe der Quelle der Weißen Elster, eine Höhe von 750 m.

Elsternschnepfe, s. Austerndieb.

Elsterwerda, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, Kreis Liebenwerda, am Zusammenfluß der Pulsnitz und Schwarzen Elster, Knotenpunkt für die Linien Berlin-Dresden und Kohlfurt-Falkenberg der Preußischen und Nossen-Riesa-E. der Sächsischen Staatsbahn, hat eine Pfarrkirche, ein Amtsgericht, ein Schullehrerseminar, Töpferei und (1880) 2019 evang. Einwohner.

Elstra, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, Amtshauptmannschaft Kamenz, an der Schwarzen Elster, hat ein Schloß, Thonröhrenfabrikation und (1880) 1393 evang. Einwohner.

Elswick, Stadt, s. Newcastle upon Tyne.

Elten (Eltfisch, Squalius Bon.), Gattung aus der Ordnung der Edelfische und der Familie der Karpfen (Cyprinoidei), Fische mit rundlichem Leib, verhältnismäßig großem Kopf, kurzer Rücken- und Afterflosse, ziemlich großen Schuppen und in doppelter Reihe zu zwei und fünf gestellten Schlundzähnen. Der Döbel (Dickkopf, Kühling, Alet, Schuppfisch, S. cephalus L.), bis 60 cm lang, über 4 kg schwer, mit großem Kopf und sehr weitem, schief stehendem Maul, auf dem Rücken schwarzgrün, an den