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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Emmer - Empecinado.

Emmer (Große E.), Nebenfluß der Weser, entspringt am Ostabhang des Teutoburger Waldes im preuß. Kreis Höxter, fließt durch Lippe und Pyrmont und mündet nach 52 km langem Lauf bei Ohsen.

Emmer, Getreideart, s. Spelz.

Emmeram (Emmeran), der Heilige, Missionär im südlichen Deutschland, war Bischof zu Poitiers, faßte den Entschluß, die Heiden in Pannonien zu bekehren, ließ sich aber vom Bayernherzog Theodo zu Regensburg bewegen, zu bleiben, machte sich um 712-715 um die Befestigung des Christentums in Bayern verdient und soll auf einer Reise nach Rom von einem Sohn des Herzogs 715 ermordet worden sein. Theodo selbst ließ seine Überreste als Reliquien in Regensburg beisetzen. Aus seiner Verehrung ging die Abtei Emmeran bei Regensburg hervor, welche später gefürstet ward. Vgl. Riezler, Geschichte Bayerns, Bd. 1 (Gotha 1878).

Emmeran, Eusebius, Pseudonym, s. Daumer.

Emmerich, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, Kreis Rees, rechts am Rhein und an der Linie Oberhausen-E. der Preuß. Staatsbahn mit Anschluß an die niederländische Linie E.-Amsterdam, mit Mauern und Gräben umgeben, hat ein Amtsgericht, 4 Kirchen (2 katholische, eine evangelische und eine mennonitische), eine Synagoge, ein Hospital, ein Gymnasium, ein Hauptsteueramt, einen bequemen Rheinhafen, viele Tabaks- und Zigarrenfabriken, eine Eisengießerei und Maschinenfabrik, Glashütte, Fabriken für Schokolade, Essig, Seife, Posamentierwaren, Guano, lebhafte Schiffahrt, bedeutenden Handel mit Kaffee und Käse und (1880) 8900 Einw. (darunter 1491 Evangelische und 158 Juden). - E. (früher Embricke, Emrik), aus einer römischen Kolonie entstanden, kommt schon im 7. Jahrh. urkundlich vor, erhielt durch den heil. Willibrord ein Kloster und die Münsterkirche und begab sich 1233 unter den Schutz der Grafen von Geldern. Zu Anfang des 15. Jahrh. kam es an das Herzogtum Kleve. Die Stadt gehörte seit 1407 zum Hansabund und soll zu ihrer Blütezeit im 15. Jahrh. an 40,000 Einw. gehabt haben. Sie wurde 1599 vom Grafen von der Lippe für das Deutsche Reich, 1600 aber von den Holländern wieder für den Herzog von Jülich eingenommen und kam 1609 mit Kleve an Brandenburg. Von 1614 bis 1672 hatten sie die Holländer im Besitz; dann wurde sie unter Ludwig XIV. von den Franzosen erobert, später aber dem Kurfürsten von Brandenburg zurückgegeben. 1794 wurde die Stadt von dem französischen General Vandamme bombardiert, und 1806 mußte sie Murat als Großherzog von Berg huldigen. 1815 kam sie wieder an Preußen. Von 1592 bis 1811 besaß E. eine berühmte Jesuitenschule. Vgl. Dederich, Annalen der Stadt E. (Emm. 1867).

Emmerich, Anna Katharina, die den Reigen der stigmatisierten Jungfrauen des 19. Jahrh. eröffnende Nonne, geb. 8. Sept. 1774 zu Flamske bei Koesfeld, war seit 1803 in dem 1811 aufgehobenen Kloster Agnetenberg zu Dülmen in Westfalen; von 1820 bis zu ihrem 9. Febr. 1824 erfolgten Tod mit den freitäglich blutenden Wundmalen des Heilands begnadigt, offenbarte sie in ihren Ekstasen Kenntnisse über die Leidensgeschichte Jesu, welche der sie als heilig verehrende Klemens Brentano unter dem Titel: "Das bittere Leiden unsers Herrn Jesu Christi" (zuletzt Stuttg. 1875) herausgab; aus derselben Quelle erschienen auch: "Leben der heiligen Jungfrau Maria" (Münch. 1852 u. öfter) und "Das Leben unsers Herrn und Heilands Jesu Christi" (Regensb., 1858-60, 3 Bde.). Ihr Leben beschrieb Schmöger (Freiburg 1867-70, 2 Bde.; Auszug in 1 Band 1885). Im Sinn der Aufklärung vgl. dagegen Karsch, Die stigmatisierte Nonne Kath. E. (Leipz. 1878).

Emmerling, s. v. w. Goldammer, s. Ammer.

Emmetropie (griech.), Normalsichtigkeit, der normale Zustand des Auges, in welchem bei Akkommodationsruhe der natürliche Brennpunkt des dioptrischen Apparats des Auges ziemlich genau mit der Vorderfläche der Stäbchenschicht der Netzhaut zusammenfällt.

Emminghaus, Arwed, Nationalökonom, geb. 22. Aug. 1831 zu Nieder-Roßla bei Apolda, studierte 1851-54 in Jena Jurisprudenz und Nationalökonomie, ward seit 1855 im Ministerium zu Weimar praktisch beschäftigt, trat 1858 als Büreauchef in eine Dresdener Versicherungsgesellschaft und übernahm 1861 die Redaktion des "Bremer Handelsblattes" in Bremen, wo er 1865 die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger gründete, deren erster Sekretär und langjähriger Berater er war. 1866 als Professor der Nationalökonomie an das Polytechnikum zu Karlsruhe berufen, siedelte er 1873 als Direktor der Lebensversicherungsgesellschaft für Deutschland nach Gotha über. Er schrieb außer einer größern Zahl von Aufsätzen: "Schweizerische Volkswirtschaft" (Leipz. 1860-61, 2 Bde.); "Lehrbuch der allgemeinen Landwirtschaft" (das. 1863); "Allgemeine Gewerkslehre" (Berl. 1868); "Das Armenwesen und die Armengesetzgebung in europäischen Staaten" (das. 1870, mit mehreren Autoren gemeinschaftlich bearbeitet); "Geschichte der Lebensversicherungsbank für Deutschland zu Gotha" (Weim. 1877) und "Ernst Wilhelm Arnoldi, Leben und Schöpfungen eines deutschen Kaufmanns" (das. 1878); "Mitteilungen aus der Geschäfts- und Sterblichkeitsstatistik der Lebensversicherungsbank für Deutschland 1829-78" (das. 1880).

Emoisin (franz. spr. emoasäng), s. v. w. Lexikonformat.

E moll (ital. Mi minore, franz. Mi mineur, engl. E minor), s. v. w. E mit kleiner (weicher) Terz. Der E moll-Akkord = e g h. Über die E moll-Tonart, ein # vorgezeichnet, s. Tonart.

Emollientia (lat.), s. v. w. einhüllende Mittel.

Emollieren (lat.), erweichen, mildern.

Emolument (lat.), Vorteil, Nutzen; besonders Mehrzahl: Einkünfte, namentlich Nebeneinkünfte.

Emotion (lat.), Erregung.

Emouchette (franz., spr. emuschétt), Fliegendecke oder Fliegennetz für Pferde.

Emouchoir (franz., spr. emuschoahr), Fliegenwedel.

Emovieren (lat.), fortschaffen; aufregen, erregen.

Empaillieren (franz., spr. angpaji-), in Stroh verpacken; mit Stroh ausstopfen.

Empalieren (franz., spr. angp-), pfählen, spießen.

Empasma (griech.), Streupulver.

Empaste, s. Impasto.

Empästik (griech.), ein in der ältern Metalltechnik übliches Verfahren, wobei metallene Ornamente auf einem in der Regel ebenfalls metallenen Grunde durch Nägel oder Niete befestigt wurden; war namentlich üblich, solange man sich noch nicht auf das Löten verstand. Die aufgesetzten Ornamente waren wahrscheinlich nicht hohle, in getriebener Arbeit hergestellte Reliefs, sondern bloß flache, ausgeschnittene Metallbleche.

Empâtement (franz., spr. angpat'mang), s. Impasto.

Empêchieren (franz., spr. angpäsch-), hindern; Empêchement (spr. -päsch'mang), Hindernis.

Empecinado, Don Juan Martin Diaz, el, ein Hauptanführer in der spanischen Revolution von 1820,