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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ems; Emscher

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Ems - Emscher.

die Werse (links). Das Emsgebiet ist außerordentlich reich an Mooren, deren Kultivierung durch Anlage von Kanälen erstrebt wird. Unter diesen sind die Kanäle von Papenburg, der Treckschuitenkanal und der Südnordkanal die wichtigsten, während der E.-Jadekanal im Bau begriffen ist, das Projekt eines Rhein-E.-Weserkanals aber noch schwebt. Zur E. gehören 265 Segelschiffe und 4 Dampfer. -

2) Fluß im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden, entspringt im Taunus am Großen Feldberg, hat nordwestliche Richtung, durchfließt bei Kamberg den sogen. Goldenen Grund und mündet nach 35 km langem Lauf oberhalb Limburg in die Lahn.

Ems (Bad Ems), Stadt und berühmter Badeort im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden, Unterlahnkreis, in romantischer Lage an der Lahn und der Linie Frankfurt a. M.-Oberlahnstein-Lollar der Preußischen Staatsbahn, 78 m ü. M., hat ein Amtsgericht, 2 katholische Kirchen, eine evangelische und eine englische, eine griechisch-kath. Kapelle, ein Real-Progymnasium, Bergbau auf Silber und Blei, eine Blei- und Silberhütte, eine Wasserleitung und (1880) 6943 Einw. (darunter 2865 Katholiken und 176 Juden). E., aus Dorf-E. und Bad-E. auf dem rechten und Spieß-E. auf dem linken Lahnufer bestehend, ist einer der ältesten und berühmtesten Badeorte Europas. Das Klima ist sehr mild und die Lage des Ortes gegen N. durch die hohen Ränder des Lahnthals geschützt. Die Quellen von E. eignen sich wegen ihrer Zusammensetzung ganz besonders für Personen von zarter Körperkonstitution und zwar bei chronischem Kehlkopf- und chronischem Luftröhrenkatarrh, chronischen Pneumonien, Katarrh der weiblichen Geschlechtsorgane, Anschwellungen der Gebärmutter, verschiedenen Menstruationsanomalien und der auf diesen Zuständen beruhenden Unfruchtbarkeit, Katarrh des Rachens und des Magens, Dyspepsie, Katarrh des Darms und der Gallenwege, bei Gallensteinen und Hyperämien der Leber, Katarrh des Nierenbeckens, der Harnleiter und der Blase, Harngrieß, endlich bei erhöhter Densität des Bluts und verschiedenen Funktionsstörungen des Nervensystems. Die Emser Quellen, sämtlich Natronthermen, der Zahl nach 20, sind in ihren Bestandteilen fast gleich und unterscheiden sich nur in der Temperatur und dem Gehalt an freier Kohlensäure voneinander. Das frisch geschöpfte Wasser aus allen ist vollkommen klar und geruchlos, erhält bei längerm Stehen im offenen Gefäß einen bläulichen Schimmer, opalisiert und läßt ein zimtfarbiges Sediment (Eisenhydroxyd) fallen, während sich reichlich Kohlensäure entwickelt. Der Geschmack ist leicht salzig, etwas laugenhaft. Die Quellen, welche heute zu Kurzwecken benutzt werden, sind auf dem rechten Lahnufer: der Kesselbrunnen 46° C., das Krähnchen 35° C., der Fürstenbrunnen 39° C., die Bubenquelle, eine natürliche warm aufsteigende Douche von 36° C., ferner 1865 neu aufgeschlossen: die Kaiser Wilhelms-Felsenquelle (Wilhelmsquelle) 40° C., die Augustaquelle 39°, die Viktoriaquelle 29° C. und die Eisenquelle 21° C.; auf dem linken Lahnufer: die neue Badequelle 50° C. und die Römerquelle 45-47,5° C. Von diesen Quellen enthalten Krähnchen und Fürstenbrunnen nach Fresenius' Analyse (1872) in 1000 g Wasser:

Krähnchen Fürstenbrunnen

Doppeltkohlensaures Natron 1,979016 2,036607

Chlornatrium (Kochsalz) 0,983129 1,011034

Schwefelsaures Natron 0,033545 0,017060

Doppeltkohlensaures Ammoniak 0,002352 0,002510

- Lithium 0,004047 0,004439

Doppeltkohlensaure Magnesia 0,206985 0,205565

Doppeltkohlensauren Kalk 0,216174 0,217019

- Strontian 0,002343 0,002477

- Baryt 0,001026 0,001030

Doppeltkohlensaures Eisenoxydul 0,001989 0,001897

Manganoxydul 0,000173 0,000181

Jodnatrium 0,000022 0,000022

Bromnatrium 0,000340 0,000350

Schwefelsaures Kali 0,036773 0,048512

Phosphorsaures Natron 0,001459 0,001467

Phosphorsaure Thonerde 0,000116 0,000117

Kieselsäure 0,049742 0,049953

Zusammen: 3,519231 3,600240

Freie Kohlensäure in 1000 ccm Wasser 597,48 599,35

Neben den großen königlichen Kurgebäuden (mit über 140 Badekabinetten) hat in den letzten Jahren die Privatindustrie noch zwei neue Badeanstalten hervorgerufen, deren eine auch Apparate zu Inhalationen des pulverisierten Thermalwassers enthält. Der jährliche Versand, besonders von Kesselbrunnen und Krähnchen, beträgt jetzt gegen 800,000 Krüge. Die Zahl der Kurgäste belief sich 1885 auf 9443.

Daß die Römer bei E. militärische Niederlassungen (der 22. Legion) gehabt und die hiesigen warmen Quellen gekannt und benutzt haben, geht daraus hervor, daß man Münzen und Reste von Bädern, die Grundmauern eines Kastells und andre Altertümer daselbst gefunden hat. Im 10. Jahrh. bildete E. eine eigne Grundherrlichkeit, kam dann nach Teilung des Engersgaues unter Trier, Isenburg, Sayn und Wind an das Erzstift Trier und das Stift St. Kastor in Koblenz, später an die Grafen von Arnstein und von diesen durch Heirat 1172 an die Grafen von Nassau. 1355 belehnte der Erzbischof Wilhelm von Köln den Grafen Johann von Nassau mit dem Dorf E. und dessen Warmbad, und 1382 entstand das erste Kurgebäude. Bis 1479 war E. in gemeinschaftlichem Besitz der Grafen von Nassau-Dillenburg und Katzenellnbogen; der Anteil der letztern ging damals durch Heirat an Hessen über, und die gemeinschaftliche Herrschaft zwischen Oranien-Nassau und Hessen-Darmstadt über E. dauerte bis 1803, in welchem Jahr E. infolge des Reichsdeputationshauptschlusses ganz in den Besitz der Walramschen Linie des Hauses Nassau gelangte. 1866 kam E. mit dem ehemaligen Herzogtum Nassau an Preußen und wurde darauf zur Stadt erhoben, nachdem schon 1822 Dorf-E. und Bad-E. zu einer Gemeinde vereinigt worden waren. 1786 tagte hier der Emser Kongreß (s. d.). Am 13. Juli 1870 fand in E. die folgenschwere Unterredung des Königs Wilhelm von Preußen mit dem französischen Gesandten Benedetti (s. d.) statt. Vgl. Vogler, E., seine Heilquellen, Kureinrichtungen etc. (4. Aufl., Ems 1873); Großmann, Die Mineralquellen von E. (Mainz 1867), und die Schriften von Braun (1868), Döring (3. Aufl., Ems 1884), Panthel (4. Aufl., das. 1882), Orth (4. Aufl., das. 1879).

^[Abb.: Wappen von Ems.]

Emscher, Fluß in den preuß. Provinzen Westfalen und Rheinland, entspringt auf dem Hellweg, fließt durch das Ruhrkohlengebiet an Hörde, Dortmund und Oberhausen vorüber und mündet nach 98 km langem Lauf unterhalb Ruhrort in den Rhein. Das Thal und Flußgebiet sind in neuester Zeit durch Steinkohlen-^[folgende Seite]