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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Engelsberg - Engere Wahl.

regt zur Veröffentlichung des Werkes "Die Lage der arbeitenden Klassen in England" (Leipz. 1845). Nachdem er bereits 1844 für die von A. Ruge und K. Marx herausgegebenen "Deutsch-französischen Jahrbücher" Beiträge geschrieben, ward er 1844 in Brüssel mit Marx persönlich bekannt, dem er fortan in treuer Freundschaft anhing. Mit Marx verfaßte er gemeinsam die gegen Bruno Bauer gerichtete Schrift "Die heilige Familie", ebenso 1847 im Auftrag des internationalen Kommunistenbundes das "An die Proletarier aller Länder" gerichtete kommunistische Manifest. E. war damals erst in London, später in Brüssel Sekretär des Zentralausschusses des genannten Bundes. 1848 bis 1849 beteiligte er sich als Mitarbeiter an der von Marx in Köln redigierten "Neuen rheinischen Zeitung", dann nahm er an den Aufständen in der Pfalz und in Baden teil und flüchtete nach deren Niederwerfung nach England, wo er nach Gründung der "Internationale" für diese und überhaupt für Verbreitung sozialistischer Ideen wirkte. Eine Reihe von seinen im "Vorwärts" veröffentlichten Abhandlungen erschien 1878 unter dem Titel: "Herrn Dührings Umwälzung der Wissenschaft" (2. Aufl., Zür. 1886); ferner gab er heraus: "Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats" (das. 1884) und neuerdings den von Marx im Manuskript hinterlassenen zweiten Band des bekannten Werkes: "Das Kapital, Kritik der politischen Ökonomie" (Hamb. 1885), in welchem der Zirkulationsprozeß des Kapitals behandelt wird.

Engelsberg, Stadt in Österreichisch-Schlesien, Bezirkshauptmannschaft Freudenthal, hat eine Pfarrkirche und (1880) 2272 Einw., welche Leinenweberei und -Zwirnerei betreiben.

Engelsblümchen, s. Gnaphalium.

Engelsbrüder, s. Gichtel.

Engelsburg (Castello Sant' Angelo), der ursprünglich als Grabmal des Kaisers Hadrian. (Moles Hadriani) 136 n. Chr. errichtete, später zur Citadelle umgewandelte Riesenbau in Rom am rechten Tiberufer, zu welchem vom linken die Engelsbrücke (Ponte Sant' Angelo), 134 von Hadrian als Pons Älius erbaut, in gerader Richtung führt. Das Mausoleum besteht aus einem gewaltigen viereckigen Unterbau aus Travertinquadern, auf jeder Seite 90 m lang, 31 m hoch, mehr als zur Hälfte unter dem Boden, auf dem sich der gewaltige Rundbau erhebt, der früher ganz mit Marmor bekleidet und mit vielen Statuen geschmückt war, dieses Schmuckes aber gänzlich verlustig ging, als 537 das Mausoleum zur Verteidigung gegen die Goten als Festungsturm benutzt und die kostbaren Statuen als Schleudergeschosse verwendet wurden. Ein spiralförmiger Gang führt zu der viereckigen zentralen Grabkammer des kaiserlichen Hauses, in der noch vier Nischen für die Graburnen sichtbar sind; Hadrian selbst ruhte im Mittelpunkt in einem Porphyrsarg. Oben kommt man zu den mittelalterlichen und spätern Zuthaten, päpstlichen Gemächern und völlig lichtlosen Gefängniszellen, in denen Staatsgefangene, wie Beatrice Cenci, Cagliostro u. a., schmachteten. Auf der Spitze steht eine dem Erzengel Michael erbaute Kapelle mit der Bronzestatue des Erzengels von Verschaffelt, welche das ursprüngliche Marmorstandbild von Montelupo ersetzt hat, das in Erinnerung an die Pestprozession errichtet wurde, bei welcher Gregor d. Gr. den Erzengel sein Schwert als Zeichen des Aufhörens der Seuche einstecken sah. Von dieser Begebenheit hat die Burg ihren letzigen Namen. Sie wurde 998 von Crescentius gegen Otto III. verteidigt, später, in den Wirren des Schismas, von den Römern bis auf die noch vorhandene Masse des Rundbaues zerstört (1379), dann aber durch Bonifacius IX. wiederhergestellt und durch Nikolaus V. und namentlich Alexander VI. in eine regelmäßige Festung verwandelt. Letzterer Papst verband auch die E. mit dem Vatikan durch einen (jetzt geschlossenen) Arkadengang, der auf der alten Mauer der leoninischen Stadt hinläuft; Urban VIII. umgab sie mit weitläufigen Außenwerken. Seit 1870 im Besitz des Königs von Italien, dient die E. gegenwärtig militärischen Zwecken. S. Tafel "Baukunst VI", Fig. 8.

Engelsgruß, s. Ave Maria.

Engelskirchen, Bürgermeisterei im preuß. Regierungsbezirk Köln, Kreis Wipperfürth, umfaßt außerdem Dorf E., an der Mündung der Leppe in die Agger und an der Linie Siegburg-Ründeroth der Preußischen Staatsbahn, mit (1880) 1200 Einw., die Orte Braunswerth, Ober- und Unterkaltenbach, Hohkeppel etc., hat eine katholische und eine evang. Kirche, eine große Baumwollspinnerei, mehrere Bleierzgruben, einen Hochofen, verschiedene Hammerwerke und (1880) 5367 Einw.

Engelsschwestern (Angeliken), ital. Nonnenorden, welcher von der Gräfin Luise Torelli von Guastalla 1534 in Mailand gestiftet, vom Papst Paul III. genehmigt und der Regel des heil. Augustin unterworfen ward. Er erstreckte seine Wirksamkeit vornehmlich auf die Besserung gefallener Mädchen und Frauen.

Engelsüß, s. Polypodium.

Engelwasser, s. Myrtus.

Engelweihe (Engelfest), s. v. w. Michaelisfest.

Engelwurzel, s. Angelica und Archangelica.

Engen, Amtsstadt im bad. Kreis Konstanz, im Hegau und an der Linie Offenburg-Singen der Badischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, eine schöne Pfarrkirche mit den Grabdenkmälern der Grafen von Lupfen und Pappenheim und (1880) 1621 meist kath. Einwohner. E. kommt schon im 9. Jahrh. vor, wo es den Freiherren v. Höwen gehörte. 1640 ward es von den Schweden und Franzosen verheert. Hier 3. Mai 1800 Gefecht zwischen den Österreichern unter Kray und den Franzosen unter Moreau, welches mit dem Rückzug der erstern endete. Südwestlich im Rande des Jura der Basaltkegel des Hohenhöwen mit Burgruine und prachtvoller Aussicht.

Enger (Engern), Flecken im preuß. Regierungsbezirk Minden, Kreis Herford, hat eine alte Pfarrkirche (903 erbaut) mit dem von Kaiser Karl IV. 1377 errichteten Denkmal des sächsischen Herzogs Wittekind, dessen Residenz E. nach seiner Bekehrung zum Christentum gewesen sein soll, und dessen Gebeine 1822 von Herford hierher zurückgebracht wurden. Das Kloster, welches Mathilde, die Gemahlin König Heinrichs I., hier stiftete, ward 1414 als weltliches Lehen nach Herford verlegt. E. hat Leinweberei, starken Flachsbau, Zigarrenfabrikation, Garnhandel und (1880) 1957 meist evang. Einwohner. Der Ort, früher zu Lippe gehörig, kam 1409 durch Kauf an die Grafschaft Ravensberg und war die Hauptstadt des Herzogtums Engern (s. d.).

Engerer Rat, im Gegensatz zu den Plenarversammlungen des vormaligen deutschen Bundestags die für minder wichtige Bundesangelegenheiten bestimmte Körperschaft, welche aus der Bundesversammlung zu diesem Zweck gebildet wurde, und in welcher 17 Stimmen abgegeben wurden, indem die kleinern Staaten zu Kuriatstimmen vereinigt waren. S. Deutschland, S. 773.

Engere Wahl, s. Wahl.