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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Englische Litteratur

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Englische Litteratur (Hilfsmittel zum Studium).

Schule, deren hervorragendster Vertreter Ch. Robert Darwin (1809-82) wurde, welcher mit seinen bahnbrechenden Ansichten über die Veränderungen der Lebewesen in langen Zeitepochen durchaus auf Lyells Schultern steht. Der Einfluß von Darwins Schriften hat dann in erster Linie dazu beigetragen, die Geologie und Paläontologie zu dem vom allgemeinsten Interesse getragenen Standpunkt zu erheben, den sie gegenwärtig einnimmt. Speziell durch populäre Bearbeitung der genannten Wissenschaft haben sich D. Lardner (gest. 1859), Thomas Ansted (geb. 1814), besonders aber Hugh Miller (gest. 1856) große Verdienste erworben. Auch der Anatom und Paläontolog Richard Owen (geb. 1804), der Verfasser der "History of British fossils, mammals and birds", ist zu erwähnen. Im Geiste Darwins bearbeiteten dann neuerdings Alfred Wallace (geb. 1822) die Tiergeographie ("Geographical distribution of animals"), Thomas Henry Huxley (geb. 1825) die vergleichende Anatomie ("Anatomy of vertebrated animals" u. a.), Fr. Maitland Balfour (gest. 1882) die Entwickelungsgeschichte, Sir John Lubbock (geb. 1834) die Tierpsychologie, während auf dem sich anschließenden anthropologischen und prähistorischen Gebiet besonders Lyell durch sein Buch "Antiquity of man", Lubbock durch seine Werke: "Prehistoric times" und "The origin of civilization", W. Boyd Dawkins (geb. 1838, "Cave hunting", "Early man in Britain"), Tylor ("Primitive culture") u. a. thätig waren. Von populären Werken auf zoologischem Gebiet haben besonders Gilbert Whites "Natural history", Bucklands und Bells Beiträge zu den sogen. Bridgewaterbüchern und in neuerer Zeit Lewes' "Sea side studies", Huxleys und Lubbocks Schriften einen großen Erfolg gehabt. In der Botanik endlich haben als physiologische Forscher nur Rob. Brown (gest. 1858) und John Lindley (gest. 1865) Bedeutendes geleistet; dagegen ist die Litteratur der Engländer reich an Prachtwerken aus dem Gebiet der beschreibenden Botanik, teils Floren (wie die große englische von Sowerby), teils Monographien (wie die über die Zapfenbäume und Cinchonen von Lambert, die Orchideen von Lindley, die Farne von Greville, die Rhododendren von Hooker etc.), teils Sammelwerken.

Die Erdkunde ward von den Engländern weniger in systematisch-wissenschaftlicher Weise behandelt, als durch zahlreiche und wichtige Reisen gefördert. Von der Zeit der Elisabeth an, die der kühnen Seefahrer und Reisenden schon eine ansehnliche Zahl aufzuweisen hat, deren Fahrten ein Geistlicher, Rich. Hakluyt (gest. 1616), in einem jetzt sehr seltenen Werk: "The principal navigations etc. of the English nation" (zuerst 1589), beschrieb, bis auf die Gegenwart haben Engländer die Erde nach allen Richtungen forschend durchzogen und durch die Berichte über ihre Beobachtungen und Entdeckungen die Kenntnis unsers Planeten und seiner Bewohner in erheblicher Weise bereichert. Aus der ungeheuern Menge dieser mehr oder minder vorzüglichen Werke können hier nur einige der wichtigsten Erwähnung finden. Zu den berühmtesten unter den von Hakluyt behandelten Reisenden gehört der Nordpolfahrer John Davis, der eine kurze Beschreibung seiner Fahrten in dem interessanten Werk "The world's hydrographical description" (1595) gab. Etwas später (1615) veröffentlichte G. Sandys seine Reise nach Ägypten und Palästina, 1640 Will. Lithgow die Beschreibung seiner ausgedehnten Reisen in Europa, Asien und Afrika. Großes Interesse erregten Jam. Howells (gest. 1645) Reiseberichte in Briefform über verschiedene Länder Europas, denen wir aus späterer Zeit die elegant geschriebenen und vielgelesenen "Travels in Europe, Asia etc." von E. D. Clarke (gest. 1822) anreihen. Von Wichtigkeit war die 1768 angetretene Reise des Schotten James Bruce nach Abessinien, dessen zuerst angezweifelte Mitteilungen in der Folge volle Bestätigung fanden. Der zweite Reisende in Afrika, dessen Reisebericht ungemeines Aufsehen erregte, war Mungo Park (gest. 1805); ihm schloß sich die lange und glänzende Reihe von englischen Afrikareisenden an, die so hingebend zur Erforschung des "schwarzen Erdteils" gewirkt haben, und von denen an dieser Stelle nur Charles T. Beke (gest. 1874), Richard Burton, J. Augustin ^[James Augustus] Grant, John H. Speke (gest. 1864), Sam. White Baker, David Livingstone (gest. 1873), Henry Stanley und Verney Lovett Cameron als Verfasser vorzüglicher Reisebeschreibungen genannt werden mögen. Aus der nicht minder großen Zahl der Nordpolfahrer erfordern in gleicher Rücksicht besonders Edward Parry (gest. 1855), Ch. Fr. Hall (gest. 1871) und I. I. ^[Isaac Israel] Hayes Erwähnung. Zur Kenntnis Chinas trugen zuerst viel die Reiseberichte der Gesandten Macartney und Staunton (1792) bei, die nachher durch John Barrows "Travels in China" (1806) und in neuerer Zeit besonders durch die Werke von Henry Ellis, Francis Davis, Elliot Bingham, Rob. Fortune, G. W. Cooke u. a. wesentliche Bereicherung erfuhren. Über Arabien schrieben unter andern: Will. Gifford Palgrave ("Journey through Arabia", 1862); über Mittelasien: R. Ker Porter (gest. 1842, "Travels in Georgia, Persia etc."), J. ^[James] Baillie Fraser (gest. 1856), M. Elphinstone (gest. 1859), A. Burnes, Ch. Masson, A. Conolly etc.; über Siam: John Bowring ("The kingdom and people of Siam", 1857); über Ostindien: W. Moorcroft und G. Trebeck. Sonst sind als Reiseschriftsteller hervorzuheben: Lady Morgan (gest. 1859, "France", "Italy"), L. Simond ("Switzerland", 1822), H. Mathews ("Diary of an invalid", 1820), Beckford (gest. 1844, "Italy"), Rich. Ford (gest. 1858, "Gatherings from Spain"), George Borrow ("Zingali", "The Bible in Spain"), Sam. Laing ("Residence in Norway"), Ant. Trollope ("Travels in Australia" etc.), Charles W. Dilke ("Greater Britain"), Harriet Martineau (gest. 1876, "Society in America"), Will. Hepworth Dixon (gest. 1879, "New America", "The Holy Land") u. v. a.

Litteratur.

Hilfsmittel beim Studium der Litteratur Englands sind: Warton, History of English poetry (Lond. 1774-81, 3 Bde.; neue Ausg. 1872, 4 Bde.; das litterärgeschichtliche Hauptwerk, aber unvollendet, indem es nur vom 11. bis 16. Jahrh. reicht); B. ten Brink, Geschichte der englischen Litteratur (Berl. 1877, Bd. 1; die gründlichste Darstellung der ältesten Dichtung); Taine, Histoire de la littérature anglaise (6. Aufl., Par. 1885, 5 Bde., deutsch, Leipz. 1878-80, 3 Bde.); Cunningham, History of English literature from Johnson to Scott (1833, neue Ausg. 1861); Chambers, History of the English language and literature (1835); Derselbe, Cyclopaedia of English literature (3. Aufl. 1876, 2 Bde.); Craik, History of English literature (2. Aufl. 1871, 2 Bde.); Derselbe, Manual of English literature (9. Aufl. 1883); Spalding, History of English literature (1854, 13. Aufl. 1876; deutsch 1854; für die ältern Perioden brauchbar, für die Neuzeit unzulänglich); Shaw, History of English literature (11. Aufl. 1871); Arnold, Manual of English literature (4. Aufl. 1877); Allibone, Critical dictio-^[folgende Seite]